(Side One Dummy Records/ Cargo Records)
Die aus
Pennsylvania stammenden
SUPERHEAVEN haben unter ihrem alten Namen
Daylight schon ein herausragenden Albums namens
"Jar" veröffentlicht, welches vom Grunge der frühen 90er Jahre inspiriert war und durch
Daylight quasi eine Wiederbelebung erster Güte erlebt hat.
Der Trend, das Stilmittel des Grunge weiterzutransportieren in die Gegenwart ist nicht abgeebbt und bringt Kaliber wie
Basement,
Violent Soho oder
Cloud Nothings zutage, die mit ihrer Wucht und ihrem tiefen Respekt dem Genre gegenüber, der Jugend die Augen öffnet, mit welch genialer Musik die Generation vor ihnen aufgewachsen ist (zumindest sofern man etwas Geschmack hatte).
Nun also
"Ours Is Chrome", sozusagen das zweite Debütalbum der selben Menschen, nur unter neuem Trademark, nachdem aufgrund von möglichen Rechtsstreitigkeiten mit einer spanischen PopPunk-Band gleichen Namens,
Daylight nicht mehr zu verwenden war.
Mit
'I've Been Bored' wird sofort eine mächtige Wall-of-Sound aufgetürmt, die sich tief in deinen Magen bohrt, darin rumort und sich als "Schmetterling-im-Bauch"-Effekt auflöst, wenn sich die melancholisch wegbrechende Stimme von
Taylor Madison den grandiosen Chorus annähert und
Nirvana fast vergessen macht.
Ohne Verschnaufpause kracht
'Next To Nothing' als zweiter Song über dir zusammen. Hier wird genial mit dem Laut-Leise-Prinzip gearbeitet, wobei die Strophen eine nette Reminiszenz an die zweite Reihe der damaligen Grunge-Welle darstellt, ich fühle mich an Bands wie
Pond oder
Sprinkler erinnert, die den
Portland-Sound dominiert haben. Wenn der Refrain angesetzt wird, brechen die beiden Gitarren los und die Rhythmusfraktion aus Bass und Drums untermauert dies mit einem druckvollen Zusammenspiel.
So kann man prinzipiell jeden Song auseinandernehmen, analysieren und wieder zusammengebaut genießen. Allerdings sollte man
"Ours Is Chrome" einfach auf sich wirken lassen, sich mitreissen lassen, sich an dem grandiosen Tribut erfreuen, welchen
SUPERHEAVEN der Grunge-Ära präsentieren, ohne als Coverband dazustehen, sondern eigene Qualitäten zweckdienlich unterzubringen.
Abwechslungsreichtum wird ebenfalls groß geschrieben. Wenn
'Room' ertönt, wird mit dem pop-affinen Gitarrensound geflirtet, der auch schon
Stone Temple Pilots den ein oder anderen Groschen eingebracht hat. Kurz darauf dröhnt das schwermütige
'All The Pain' aus den Boxen und die Haare auf den Unterarmen richten sich auf. Wenn man Musik umarmen könnte, man wollte es spätestens bei diesem Album voller sommerlicher Herbst-Songs. Der Kopf nickt (bangt gar) alles ab, weil auch
'Leach' und
'Downswing' die Vertonung großer Verzweiflung ist, ohne die Hoffnung aus den Augen zu verlieren.
Die zum Markenzeichen gewordene Gitarrenwand, die sich in fast jedem Song vor dir aufbaut, muss erstmal überwunden werden, aber wenn man sich mit den Kompositionen eingehender beschäftigt, es zulässt, dass dich die versteckten Melodien gefangennehmen, wirst du dir wünschen, niemals wieder befreit zu werden.
'Gushin`Blood' frohlockt mit leicht positiver Attitüde, um auch auf der Tanzfläche zu funktionieren. Zum Ende ein tolles Solo und die Matte kann geschwungen werden. Hit (hier könnt ihr das Video dazu schauen:
https://vimeo.com/127637402). Danach geht es mit
'Dig Into Me' weiter, der mich an die irischen Könige des Genres
Kerbdog erinnert. Brillanter Song. Punkt.
Auch die beiden Abschluss-Songs
'From The Chest Down' mit einer Laufzeit von knapp sechs Minuten und
'Poor Aileen' überzeugen auf ganzer Linie und machen es mir relativ einfach, mit 5,5 Blitzen zu werten.
Wer mit
Smashing Pumpkins,
Alice In Chains oder
Screaming Trees aufgewachsen ist, wird sich über die Wiedergeburt in Form von
SUPERHEAVEN freuen und Neuankömmlinge im Genre haben durch
"Ours In Chrome" die Möglichkeit, in die Materie einzutauchen, um zu erfahren, welch eine musikalische Sensation vor über zwanzig Jahren durch
Nirvana & Co. losgetreten wurde.
Album-VÖ: 08.05.2015
(
Photo courtesy of Side One Dummy Records)