(Rude Records)
Für mich wird
EMERY wohl auf immer und ewig definiert sein als die Band, die den Song
'So Cold I Could See My Breath' geschrieben haben. Das Album
''The Question'' ist inzwischen schon zig Jahre alt, aber irgendwie haben
EMERY es geschafft, fortan immer außerhalb meiner Radar-Reichweite zu bleiben. Ganz bestimmt nicht, weil die Alben nicht gut waren, sondern wohl eher der Tatsache geschuldet, dass ich gefühlte 10.000 andere Bands in der Zwischenzeit gehört habe, die auch alle irgendwie gut waren, sodass für mich ein neues
EMERY-Album, das ungehört an mir vorbeizog, recht schnell verkraftet werden konnte. Mit Album Nummer 6, das auf den Titel
''You Were Never Alone'' hört, soll sich dies nun ändern. Kaum überraschend:
EMERY haben sich seither verändert! Sehr wohl überraschend:
EMERY sind nicht gänzlich dem Kommerz verfallen, sondern wissen immer noch, wie man voll auf die Zwölf gibt. Aber das soll mich doppelt überraschend treffen.
Der Einstieg in das Album mit dem Song
'Rock, Pebble, Stone' klingt nämlich eher nach sehr seichtem Pop-Punk, und nach zwei Minuten fürchtete ich bereits, mir ein unglaublich softes Schmusealbum aufgehalst zu haben. Weit gefehlt, wie mir
'Thrash' direkt im Anschluss beweisen möchte. Dissonant, kreischig…
EMERY wissen immer noch, wie man „laut“ in „noch lauter“ verwandelt, ohne am Volume-Regler zu drehen.
Ab da, mit einer völlig neuen Erwartungshaltung, eröffnet sich mir ein unglaublich variables, vielseitiges Postcore-Album mit Einflüssen aus unendlich vielen anderen Genres. Die Produktion der Scheibe ist kraftvoll und erweckt nicht den Eindruck, allzu klinisch entmenschlicht worden zu sein.
Ebenfalls interessant ist die Art und Weise, wie
EMERY ihr Album vermarktet haben. Mit dem Podcast
Break It Down wurde Woche für Woche in jeder Folge ein neuer Track des Albums vorgestellt, sodass die Fans im Einzelnen darüber diskutieren konnten. Nicht gänzlich neu, diese Idee, aber für eine bereits gestandene Band wie
EMERY durchaus ungewöhnlich. Andererseits, sie haben bewusst den Schritt vom Major Label in die Unabhängigkeit gewählt, sind nun mit eigenem Label unterwegs und lediglich im Ausland über
Rude Records einem Vertrieb unterstellt.

Wer mehrstimmigen Gesang in Postcore-Platten mag, der findet bei
EMERY eine Vollbedienung. Insgesamt hätte mir die Scheibe stellenweise noch etwas aggressiver werden können, alles in allem bin ich aber durchaus positiv überrascht davon, dass hier überhaupt noch die Kelle ausgepackt wird. Wenn die Band das sein lassen würde, könnte sie wahrscheinlich durch die Decke gehen wie
Fall Out Boy und Co. Für diese Entscheidung gibt es von mir gut gemeinte 4 ½ Blitze.
Album-VÖ: 19.05.2015
(Photo courtesy of Rude Records)