(Uncle M/ Cargo Records)
Das schwierige dritte Album. Der Zeitpunkt, wo man sich als Band gefunden und gefestigt hat oder der eigene Anspruch der Realität widerspricht. Die Rezension zum aktuellen
PAPER ARMS Albums
"Great Mistakes" hat deswegen so lange gedauert, da es Zeit gefressen hat, sich reinzufinden, die emotional vielschichtige Musik auf sich wirken zu lassen und die Synapsen offen zu halten, damit sich die Kompositionen entfalten konnten.
Schön zurückgenommen, fast schon schüchtern beginnt
"Great Mistakes" mit dem Einsteiger
'Dedication', um während der Laufzeit von dreineinhalb Minuten in einen wahren Rausch zu gelangen, der durch die Whoooaooo-Chöre perfekt kulminiert und alle
Make Do And Mend-Erzeugnisse der letzten vier Jahre locker in die Tasche steckt.
Die Gänsehaut weicht auch bei
'You Don't Speak For Me' oder dem Titeltrack nicht von den Extremitäten und man verspürt dieses Grummeln in der Magengegend, welches sich einstellt, wenn man denkt, etwas Großartiges entdeckt zu haben.
'Great Mistakes' macht alles richtig, packt dich mit der richtigen Härte am Schopf und lässt dich nicht mehr los, bis auch du nur noch ein heiseres Röcheln von dir geben kannst, weil du versucht hast, die kratzige raue Stimmlage von
Josh Mann zu imitieren und kläglich gescheitert bist.
Ich kann hier mal ein Zitat eines Freundes einbringen, der
"Great Mistakes" mit folgenden Worten zusammengefasst hat:
"PAPER ARMS klingen hier, als wenn Rival Schools das zweite Album von Title Fight gecovert hätten". Lass ich so mal stehen - kann verstehen was er gemeint hat, greift aber zu kurz finde ich, da
PAPER ARMS mehr sind als nur Inspirationsdiebe.
'This Time' ist ein staubtrockner Grunge-Rocker, während das nachfolgende
'Pick Yourself Up' dank der melancholischen Gitarrenarbeit ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens generiert. Ich habe mich mit
PAPER ARMS vorher noch nie intensiver auseinandergesetzt, aber das hier Gebotene nötigt mir das Versprechen ab, das Verpasste schnellstmöglich nachzuholen.
Während
'Blackout' den rockigen Fluss von
"Great Mistakes" unterbricht, um etwas zu sich zu finden und die Möglichkeit geboten wird, zu verschnaufen, geht es mit
'Volumes' direkt weiter mit gewitzten EmoRock im 90er Style, der mich an
Shades Apart erinnern lässt.
'Shifty' wird Referenzgebahren umkehren -
Make Do And Mend werden zukünftig an
PAPER ARMS Standards gemessen werden müssen (und nicht anders herum, wie es momentan der Fall ist).
Es braucht Zeit, bevor man alle Nuancen entdeckt hat und genau das macht das Album so verdammt spannend -
"Great Mistakes" muss man sich erarbeiten, wird aber mit der vollen Schönheit und Grazie gitarrenorientierter Musik belohnt.

Es gibt im Übrigen keinen besonderen Grund warum ich die oben genannten Songs explizierter vorgestellt habe als z.B.
'Fader',
'Strings' oder
'Factory Settings' (welche im übrigen die letzten drei Tracks sind) - es ist einfach so, dass
"Great Mistakes" als Ganzes prima funktioniert. Hier wurde nicht ein Hit geschrieben, um welchen sich die anderen Songs scharen, sondern es ist ein von vorne bis hinten durchdachtes Album geworden, welches dich umarmt, wenn du es zulassen kannst und in welches du dich verliebst, wenn du offen genug bist.
Lockere 5,5 Blitze! Ich liebe es!! 🙂
Album-VÖ: 08.05.2015
(
Photo courtesy of Uncle M/Cargo Records)