(Epitaph Europe / Indigo) REFUSED zeigen sich auf ihrer ersten Platte seit 17 (! - ja, so lange ist es her, dass wir alle zum ersten Mal zu 'New Noise' ausgerastet sind) Jahren außergewöhnlich zugänglich. So möchte man zumindest meinen, wenn man den Opener 'Elektra' hört, der zwar keinerlei Zweifel daran lässt, wer hier am Werk ist, aber dennoch wie die zahme, oder besser von Starproduzent Shellback (u.a. Maroon 5) gezähmte kleine Schwester des Überhits 'New Noise' ihres Überalbums 'The Shape Of Punk To Come" klingt. Es folgt 'Old Friends/New Wars', der, neu für diese Band, mit Akustigitarre aufwartet. Die Verwirrung ist perfekt. Doch schafft Sänger Dennis Lyxzén mit seinem ungezügelten Gesang einen interessanten Konterpart, der (mich zumindest) über die irgendwie seltsamen Rap-Einlagen hinwegtröstet. Der Anfang von 'Dawkins Christ' erinnert ebenfalls sehr an vorhin erwähnten Überhit, wenngleich eine Frauenstimme sirenenhaft versucht, den Hörer einzulullen, bevor Lyxzén seine politischen Anprangerungen herausbrüllt. Auf 'Francafrique' und 'Thought Is Blood' passiert leider nichts wirklich Spannendes. Im Gegenteil kommt langsam eine gewisse, der Eintönigkeit geschuldete, Langeweile auf. 'War On Pallaces' bringt dann (endlich) ein bißchen rock'n'rolligen Wind in die ganze Geschichte. Und tatsächlich einen Refrain zum Mitsingen. Endlich Abwechslung. Und es kommen sogar Blasinstrumente vor. Mit '366' werden REFUSED geradezu poppig und auf 'Servants Of Death' sogar ein bißchen funky, was durchaus gefällt, aber irgendwie auch an die Red Hot Chili Peppers erinnert. Der letzte Songs 'Useless Europeans' ist gleichzeitig die erste Ballade in der Bandgeschichte. Kann man machen, ist jetzt aber auch nicht der versöhnliche Closer, der einen zufrieden zurücklässt. Refused_DustinRabin-2679-4Ich selbst hab der Band vor ein paar Jahren Sellout vorgeworfen, als sie - geradezu theatralisch inszeniert mit riesigem Backdrop usw. - auf meinem Lieblingsfestival als frisch wiedervereint aufgetreten ist und sich hat feiern lassen. Ich hab zwei Songs gesehen, dann war's mir zu langweilig. Ich hab das eh noch nie verstanden und war auch noch nie großer Fan von diesen wiedervereinten Bands. Irgendwie klingt das für mich immer nach 'keiner hat alleine was hingekriegt, dann lass doch mal wieder Shows spielen und Geld verdienen'. Ich weiß, das mag teilweise ungerechtfertigt sein, aber irgendwie bleibt trotzdem immer ein bitterer Beigeschmack, auch wenn REFUSED diesen auf "Freedom" mit ein paar wirklich guten Songs versüßen. Album-VÖ: 26.06.2015 (Photo by Dustin Rabin)