Nach langjähriger Pause kamen MUCC diesen Mai endlich wieder für eine Handvoll Konzerte nach Europa. Besonders Fans aus Essen konten sich glücklich schätzen, da sie hier sogar für zwei Konzerte Halt machten. Im Rahmen des Samstagkonzerts am 23.05.2015 in der Zeche Carl, traffen wir uns kurz vor Beginn der Show mit Sänger Tatsuruo und Drummer Satochi zum Interview. Ihr wart ja nun viereinhalb Jahre nicht mehr in Europa, warum hat es so lange gedauert und wie ist es nun, wieder hier auf der Bühne zu stehen? Tatsurou: Als Erstes möchten wir uns dafür entschuldigen, dass wir es nicht geschafft haben, vorher zurückzukommen. Unser Timing hat leider nicht gepasst, wir wollten so schnell wie möglich wieder in Europa spielen, aber dann kam erst das Unglück in Japan dazwischen und auch sonst ließ sich nie ein Zeitpunkt finden. Aber jetzt sind wir wieder hier und freuen uns wirklich riesig darauf. Für die Leser, welche euch noch nie gehört haben, beschreibt doch einmal selber, welche Art von Musik ihr macht. Tatsurou: Also ihr solltet uns dann erstmal auf YouTube angucken, dabei solltet ihr aber schon Interesse an interessanten Melodien und einem aggressiven Sound haben. Dann werdet ihr schon ganz schnell sehen, was unserer Musikstil ist. Seit "Karma" kommen ja immer mehr Elektro und Dance-Elemente zu eurer Musik dazu. In Deutschland wurde das eher negativ aufgenommen. Wie waren denn die Reaktionen in Japan dazu? Tatsurou: Diese Frage wird uns wirklich besonders oft gestellt und ja, die japanischen Fans haben genauso reagiert, wie die Deutschen. Das ist alles wirklich nicht besonders gut aufgenommen worden, aber wir als Band haben dieses Album gebraucht.  Wir hatten nämlich lange nachgedacht, was man immer schon mal machen wollte und noch nicht getan hat. Es war sowas wie eine Herausforderung für uns und ebnete uns im Endeffekt den Weg zu den Alben "Shangri-La" und "The End of the World". Und habt ihr vielleicht schon Ideen, was uns in der Zukunft als Stil erwarten wird? Tatsurou: Es wird sehr interessant werden. Unser Gitarrist und Bandleader Miya komponiert ja unsere Lieder und er ist immer sehr neugierig. Er ist ständig offen für Neues und bringt immer diese Kleinigkeiten in den Bandsound mit ein, wo er spürt, genau das würde uns gut tun. Er ist wirklich sehr geschickt, wenn es darum geht, zu erkennen was uns fehlt und darum wird auch das nächste Album sehr interessant werden. Ihr wart 2005 mit die erste Band aus der Visual Kei-Szene, die in Deutschland gespielt hat. Unter anderem seid ihr ja auf dem Wacken Open Air aufgetreten, könnt ihr euch noch erinnern, wie sich das angefühlt hat? Vor allem im Vergleich nun 10 Jahre später z.B. zum Konzert gestern? Tatsurou: Also vor dem Wacken-Auftritt waren wir so verdammt nervös, dass wir uns kein Stück mehr daran erinnern. Jetzt sind wir einfach viel entspannter geworden, wenn wir jetzt mal ein Problem auf der Bühne haben, können wir das ganz einfach und gelassen überspielen. Das ist schon ein deutlicher Fortschritt, würde ich sagen. Jetzt spielt ihr zwei Auftritte in einer Stadt, gibt es da denn zwei unterschiedliche Shows? Tatsurou: Also grundsätzlich bleibt die Setlist immer gleich, weil ja nicht jeder Fan an beiden Tagen dabei sein kann. Aber ein paar Songs werden schon ausgetauscht werden, da wir versuchen, aus der Bandgeschichte möglichst viele Klassiker auf alle Konzerte verteilen zu können. Jetzt mal eine fiese Frage und zwar was ist das beste Konzert, das ihr je gespielt habt? Satochi: Das war für mich das Konzert in der Makuhari Messe Halle anlässlich unseres 15 jährigen Jubiläums vor drei Jahren. Und gab es da mal Bands, die euch beeinflusst haben, Musiker zu werden? Satochi: Bei mir war es kein Musiker, der den Ausschlag gegeben hat. Damals, als ich noch ein Kind war, gab es so einen großen Typ in der Nachbarschaft, der war richtig stark, sah total fies aus und hat einfach jede Schlägerei gewonnen. Und der war halt Schlagzeuger und wenn der hinterm Schlagzeug saß, hat man ihn gar nicht wiedererkannt. Das machte auf mich den Eindruck, dass das einfach verdammt geil sein muss und da war klar, ich muss selber Schlagzeuger werden. Gibt es da vielleicht eine Band, die ihr gerne mal als Support dabei haben würdet? Tatsurou: Uns ist das eigentlich egal, wenn jemand unbedingt unsere Vorband sein will, sagen wir einfach ja. Falls aber alle meinen, wir haben gar keinen Bock auf euch, lassen wir einfach Girugamesh als Support auflaufen. Die meisten eurer Fans sind ja weiblich, was ja komplett normal ist, da ihr der Visual Kei-Szene entstammt. Liegt das eigentlich nur am Aussehen? Vor allem zur Anfangszeit habt ihr ja auch sehr auf euer Styling geachtet. Von der harten Musik her könnte man ja eher meinen: Klare Männerdomäne. Tatsurou: Das ist schwer zu sagen. In Japan sind es auch zu 80% Frauen und die Männer sehe ich eigentlich kaum. Ich glaube, die kommen alle, um sich Satochi anzugucken, weil er so gut aussieht. Na, da habe ich doch glatt die perfekte Frage an ihn. Bist du wirklich so auf Brüste fiziert? Dass du jedes mal wenn du in Deutschland bist, einen Tittenspruch bringen musst? Satochi: Bier, Titten und Käse! Ja das ist wichtig! Das sind also die drei wichtigsten Sachen in deinem Leben? Satochi: Ja, genau. Tatsurou: Dann könntet ihr mir vielleicht gerade helfen, indem ihr mir einen deutschen Satz sagt, den ich gleich auf der Bühne sagen könnte, damit die ganze Menge ausflippt. Oh eine Gegenfrage, jetzt wirst du auf einmal zum Interviewer? Tatsurou: Ja, genau. *lange Stille* Du könntest sagen: Ich bin schwul! *lachen* Nein, nur ein Scherz, dass können wir nicht machen. Das würde ja den ganzen Mädchen da draußen die Herzen brechen. Also sowas wie der "Andere Länder, andere Sitten" Satz von Satochi letztes Mal. Hm deutsche Sprache, schwere Sprache, da fällt mir momentan echt nichts gutes ein. Wobei, Hey ... das könntest du doch sagen! Tatsurou: Ja, das ist gut, dass machen wir! Dann nochmal danke für das Interview und wir sehen uns gleich auf und vor der Bühne. (Photo courtesy of Gan-Shin Records)