(Victory Records) Willkommen zur alljährlichen "Hasen- und Bärenschau", denn auch dieses Jahr vergeht nicht ohne eine neues Album von THE BUNNY THE BEAR. Sechs Alben in nur sechs Jahren sind es inzwischen geworden, eine Leistung die sich durchaus sehen lassen kann. Und diesmal ist es wirklich passiert, nachdem letztes Mal Chris "The Bear" Hutka doch noch zurück kam, haben wir diesmal einen neuen Bären im Haus. Nein, eigentlich handelt es sich dabei sogar um eine Bärin mit Namen Haley Roback. Man kann also gespannt sein, in welche musikalische Richtung "A Liar Wrote This" schlägt. Der Opener 'Vows' geht dabei direkt in 'Love, Trust And Compromise' über. Haleys Stimme kommt dabei sofort voll zur Geltung, bringt sie doch einen sehr liebenswerten Klang mit sich. Auch wenn es zu Anfang ungewohnt wirkt, diese fast engelshaften Vocals gemischt mit den tiefen Growls von Matthew Tybor zu hören. 'Curtain Call' wird so gut wie komplett von den bärigen Klängen getragen und die Growls kommen einem fast wie ein Fremdkörper vor. Der Einsatz einer Sängerin scheint die Gruppe wohl zu mehr Melodien und weniger Experimenten getrieben zu haben. Da auch 'Sick, Sad Eyes' auf Elektronik verzichtet und hier sogar deutlich Wert auf die Gitarren gelegt wird, weiß man nicht mal mehr wirklich, ob das hier echt noch eine THE BUNNY THE BEAR-Platte ist. Jetzt wird es Zeit, mal ordentlich zu relaxen und zwar mit der Ballade 'Empty Hands', die eindrucksvoll aufzeigt, dass Haley Roback wohl auch Solo richtig durchstarten könnte, denn außer einem kleinen Duett mit Matthew singt sie hier komplett alleine. Den 'Lover's Touch' kennt man vielleicht schon, da er bereits vorab veröffentlicht wurde. Sind das da etwa Blastbeats bei 'Oblivion'? Dazu noch schön tiefe Growls und ein recht dunkles Stimmungsbild, ja dieser Song weiß mir wirklich zu gefallen. Selbst für ein kurzes Gitarrensolo ist man sich nicht zu schade und endlich mal ein Lied, das etwas härter daherkommt. Nun folgt mit 'It's Not Allways Cold In Buffalo (Revisited)' eine Neuaufnahme des beliebten Songs, zu dem die neue Singstimme sehr gut passt. Der Beginn von 'Sleep Sequence' kommt wirklich sehr verträumt daher und insgesamt lässt das Stück den balladenhaften Grundton hinter sich und experimentiert mal wieder mehr herum. Hinten raus scheinen jetzt wirklich noch ein paar interessante Dinger zu kommen, so packt mich auch 'Somewhat Standards' deutlich mehr als die restlichen Lieder, weil es schnell in den Kopf geht und genügend Aggressivität mit sich bringt. Meine Fresse, warum nicht gleich so, denke ich mir, wenn mit 'Loose Lips' gleich der nächste Knaller an der Reihe ist. Vielleicht hat der Track einen gewissen popmässigen Unterton, aber es ist bis jetzt das eingängigste Stück überhaupt. Können wir das Album bitte in zwei Teile trennen? Das ist doch nicht normal, dass die letzten Tracks einen so begeistern, wo zum Start so viel uninspiriertes Mittelmaß geboten wurde. Aber auch 'Dead Leaves' schlägt ein und fadet gegen Ende sogar ganz klassisch aus. Wenn ein Song mit tollen Riffs anfängt, kann er (zumindest auf diesem Album) ja gar nicht mehr schlecht sein. Daher ist 'Motions' auch ein gelungener Abschluss für "A Liar Wrote This". TheBunnyTheBear_2015_JuliaRabkin_03_BWJa, was war das denn? Auf der Hälfte des Albums war ich eigentlich schon überzeugt, dass es ein recht mittelmäßiges Album geworden ist, welches sich zu sehr auf die Qualitäten der neu gewonnenen Sängerin verlässt. Da kommen auf einmal aus dem Nichts die letzten fünf Stücke daher und ziehen einem die Hosen aus. Und 'Loose Lips' ist dabei wirklich mein Lieblingssong, da dort wirklich alles perfekt miteinander harmoniert. Freilich, an den Gesang von Haley, die auch gut in eine Symphonic Metal-Band passen würde, muss man sich erstmal gewöhnen. Der neue Graben zwischen Sanftheit und Härte ist nämlich ziemlich tief. Der gewohnte Elektro-Touch, der die Band einmal ausgemacht hat, ist komplett verschwunden und trotzdem wird auch das sechste Album wieder stark polarisieren. Nach Startschwierigkeiten bin ich allerdings mit dem Ergebnis zufrieden. Und wenn alles die Qualität der letzten fünf Stücke haben würde, hätte das hier sogar was ganz Großes sein können. Wobei auch die anderen Songs definitiv Potential haben, bei mehrmaligem Hören noch an Qualität zu gewinnen. Warum man die Dame aber sofort oben ohne auf das Cover packen muss, werde ich wohl nie verstehen. Anspieltipps: Die letzten fünf Songs Album-VÖ: 24.07.2015 (Photoby Julia Rabkin)