Die Prog-Rocker von COHEED AND CAMBRIA wollten dem viel gefeierten Meisterwerk "In Keeping Secrets Of Silent Earth 3" ein musikalisches Denkmal setzen und spielten es in wenigen Eurpoa-Shows von Anfang bis Ende. Dabei machten sie in Frankfurts Batschkapp halt, wo ein gerade vom Joggen durch Frankfurts Innenstadt zurückgekehrter Josh Eppard sich gut gelaunt ein paar Fragen stellen sollte. Wie der Drummer, der sich mehrmals über seinen eigenen Körpergeruch aufgrund des Laufens entschuldigte antwortete, zeigt das Folgende. Wie läuft die Tour bisher? Großartig! Für mich ist es immer interessant und aufregend, hierher zu kommen... und anders. Wir touren viel in den Staaten und deswegen ist es immer aufregend hier. Wir waren zwar schon ein paar Mal hier, aber es ist immer noch weit entfernt. So bleibt es immer irgendwie neu, lustig und interessant. Also immer noch fantastisch. Ihr habt gerade ein paar Festivals und Clubshows gespielt. Irgendwelche Vorlieben? Definitv Clubshows. Festivals sind oder können ziemlich cool sein, aber ich glaube, die meisten Bands werden Dir vom vielen Rumgelaufe und fehlenden Soundchecks erzählen. Vor ein paar Tagen (Serengeti Festival) regnete es durchgehend und die Leute versanken im Schlamm. Das passiert halt mal, aber ich mag Clubshows lieber. Nicht nur wegen den Backstage-Annehmlichkeiten, sondern auch in Bezug auf die Fans. Bei Clubshows kommen außerdem nur Fans, die wegen Dir da sind. Das erzeugt immer eine tolle Atmosphäre. Allerdings habe ich hier auch schon auf Festivals gespielt, auf denen ich mich so gefühlt habe. Hier gibt es einfach viel bessere Festivals als in den Staaten. Ich freue mich auch schon total aufs Pukkelpop. Ich glaube, so sagt man das. Ich sage immer gerne PUKElpop. Da haben wir schonmal gespielt und es war klasse. Also wenn ich über Festivals im Allgemeinen spreche, dann wohl eher über die in den Staaten. Ich will hier auch niemanden anmachen, aber die Festivals hier sind einfach wesentlich cooler. Aber wenn ich entscheiden müsste, dann Clubshows. Auf der Europatour spielt ihr das komplette "In Keeping Secrets Of Silent Earth 3"-Album. Warum dieses Album und wer kam auf die Idee? Oh, wir haben schon vor Jahren mit dem Gedanken gespielt. Über dieses Konzept wohl schon seit dem ersten Album. Wir haben sowas ja auch schon gemacht, allerdings in der Zeit, als ich gerade nicht in der Band war. Das war auch, bevor viele andere Bands so etwas machten. Und als eine Würdigung des zehnjährigen Jubiläums für "In Keeping Secrets Of Silent Earth 3", obwohl das ja auch schon wieder vorbei ist, wollten wir es komplett von Anfang bis Ende spielen. Außerdem ist es eine der liebsten Alben der Fans. Und es macht für uns als Band einfach Spaß, auch mal Songs zu performen, die wir sonst so gut wie nie im Set haben. Als wir in den Staaten mal eine ähnliche Tour hatten, war es auch sehr erfolgreich, aber das Wichtigste war, dass wir soviel gutes Feedback von den Fans bekamen. Voller Power. Das bedeutet uns sehr viel. Bald kommt euer neues Album "The Color Before The Sun" raus. Soviel ich weiß, wird es um Claudio und seine neue Rolle als Familienvater gehen, ebenso sein neues Leben und den Umzug in ein neues Heim. Gibt es noch weitere Themen, die das Album behandelt? Ja, da bin ich mir sicher, aber... hm... wisst ihr was? Ihr hättet bestimmt tausend Fragen an Claudio, aber ich spiele nur Drums in einer Band. Sorry, ich habe überhaupt keine Ahnung. (Lachen) Ich würde es vorziehen, keine Interviews zu machen, weil ich darüber leider überhaupt nichts weiß. Aber ich denke mal, so gut wie jedes Album einer Band handelt von dem Leben eines Menschen und was um ihn herum passiert. Außer natürlich, man schreibt für Popstars und sagt "Sing das oder das!". Und ich denke, wie eben gesagt, ist es mit diesem Album und wohl auch mit den vorigen COHEED-Alben. Gab es zu den vorigen Alben denn Unterschiede bezüglich des Songwriting-Prozesses, zumal es ja das Erste ist, welches kein Konzeptalbum darstellt? Für mich auf keinen Fall. Ich denke mal, es hatte auch nur minimalen Einfluss auf Claudio, da er ja immer ein Konzept im Kopf hat oder zumindest die Saat der benötigten Idee, die er dann entwickelt. So gab es keinen großen Unterschied. Es ist natürlich anders, wenn wir beim Bier zusammen sitzen und Claudio uns von seinen Ideen erzählt, aber dieses Mal waren die Aufnahmen für das Album für mich wie ein Studiogig. Also quasi, als wenn ich für Aufnahmen in ein Studio angeheuert werde. Claudio hatte spezifische Ideen, was er haben wollte. Und mein Job ist es nun, ins Studio zu kommen und diese Wünsche umzusetzen. Das habe ich getan. Schon vor längerer Zeit konnte man von einer möglichen Verfilmung der COHEED-Geschichten The Amory Wars lesen. Steht das aktuell noch im Raum? Oh ja, sowas in der Art war wohl angedacht. Ich will jetzt nichts Falsches sagen, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es noch verfolgt wird. Claudio und unser Manager Blaze würden das bestimmt sehr gerne umsetzen, sei es als Serie oder Film. Aber ich kann solche Fragen leider nicht wirklich beantworten. Ihr habt vor kurzem auch einen recht erfolgreichen Song über den Affordable Care Act und die Gesetzgebung bezüglich gleichgeschlechtlicher Ehen geschrieben. Wie kamt ihr darauf? COHEEDANDCAMBRIA_BW Horizontal_approved(lacht) Ja, die Leute fanden es wohl recht lustig. Als wir auf Tour waren, hatten die Mitglieder der Website FunnyOrDie die Idee dazu. Die wollen immer, dass wir irgendwelche Sachen machen. Anscheinend denken die, wir wären lustig. Wir sollten uns dazu mal die Rede vornehmen, die sollte wie unsere Songs klingen. Also hat sich Claudio 'ne Gitarre geschnappt, wir haben in einem Hotelzimmer ein paar Harmonien zusammengebracht und nicht viel Zeit aufgewendet. Wir hatten einfach Spaß dabei. Es war künstlerisch jetzt nicht so wichtig, aber es freut mich, dass viele Leute es mochten. Es muss auch nicht immer alles so anspruchsvoll sein. Also gab es dabei keine wirklich politisch motivierten Ambitionen? Ich glaube wir haben hier bei COHEED alle unterschiedliche politische Ansichten. Das einzige, was wir alle dachten war, dass diese Rede wie ein COHEED-Song klingt. Wir sind halt eine Rockband. Und ich glaube heute bin ich wohl konservativer als je zuvor, aber ich würde mich trotzdem noch nicht als konservativ bezeichnen. Ich weiß nicht genau, was ich bin. Und ich will's wohl auch gar nicht so genau wissen. Mach am besten ein Fragezeichen dahinter. In Deiner Auszeit von COHEED hast Du mit Weerd Science Dein Rap-Projekt gegründet. Ist es weiterhin etwas, dass Du verfolgen willst und Teil Deines Lebens ist? Hey Kumpel, auf jeden Fall! Weerd Science ist momentan größer als je zuvor. Bald kommt wieder ein Album raus, hm... aber ich glaube wohl nicht hier. Momentan machen wir kleine Promovideos, aber nichts riesiges. Weerd Science werde ich immer weiter verfolgen, das ist keine karriereorientierte Sache, aber ich hab viel Spaß dabei. "Weerd Science, Dude!" (zeigt beide Arme, jeweils mit Weerd Science-Zeichen tätowiert) Es sollte auch immer Spaß dabei sein. Auch vom kreativen Standpunkt aus. Wir haben eine ganze Weile nichts gemacht, jetzt in zwei Jahren zwei Alben gemacht und das nächste erscheint bald. Das Gute dabei ist, dass wir uns nicht vor irgendeinem Label rechtfertigen müssen. Wir bringen einfach ein Album raus, jeder macht ein paar tausend Dollar damit und alle sind zufrieden. Ich glaube, danach sehen sich viele Musiker bei einer eher karriereorientierten Band wie COHEED. Also mache ich weiter und habe Spaß dabei. Hat Dein Hang zum Rap auch Einflüsse auf Dein Drumming bei COHEED? Oh, da ich schon 1997 meine erste Rapscheibe vor COHEED rausbrachte, denke ich das schon. Rhythmus beim Rappen kann sicherlich das Drumming beeinflussen und ebenso andersrum. Beide Seiten können sich gegenseitig beeinflussen und informieren. Wie schafft ihr es, Familie und diverse Bandprojekte unter einen Hut zu bekommen? Bleibt für alles genug Zeit? Ich glaube wir sind in der glücklichen Lage, dass wir eine bestimmte Sache angehen können, sobald wir dafür Inspiration finden. Da wir alle viele Dinge am Laufen haben, können wir auch kurzfristig eine Sache unterbrechen und uns erstmal ein paar Monate mit einem anderen Projekt beschäftigen. Dann heißt es plötzlich "hey, es ist Zeit für ein neues COHEED-Album", dann geht es damit weiter. Es gibt so viele Dinge, die wir alle verfolgen, manche werden ans Licht kommen, manche auch nicht. Teilweise fühlt es sich an, als hätte der Tag zu wenig Stunden. Zu anderen Zeiten sitze ich auch mal zwei Wochen auf dem Sofa, mit mit dem Daumen im Hintern. Im Großen und Ganzen sollte man schon fokussiert bleiben, aber auch inspiriert. Ich würde aber auch nichts ändern wollen. Ich bin sehr glücklich, viele Beschäftigungen zu haben. Auch darüber, kreativ auf verschiedenen Ebenen zu werden, was vielleicht auch weiterhilft, bezüglich der Hauptsache motiviert zu bleiben, welche COHEED ist. Jeder hat seine Zerstreuung, Trevor brachte ein Album raus, Zach machte seine eigene Musik, dann spiele ich mal mit den Bad Brains, Claudio hat noch Prize Fighter und seine Comic-Books. Es ist aber nicht nur Musikalisches, natürlich auch unsere Familien. Ich meine, Gott sei Dank! Hätten wir nichts anderes, was uns mal von COHEED ablenken würde, wäre ich nicht hier. Keiner von uns. Und ja, manchmal kann das alles überwältigend sein, aber es hilft uns allen, fresh für COHEED zu bleiben. Und das ist nunmal unser Mittelpunkt. Zumindest der kreative. Und wir sind alle froh, dass es so gekommen ist. Ich hoffe, ich habe eure Fragen erfolgreich beantwortet. Und somit wechselte er Interviewraum mit der Bühne des Batschkapp, um ein fulminantes Ser rund um "In Keeping Secrets Of Silent Earth 3" folgen zu lassen... (Photos courtesy of 300 Entertainment)