(Eleven Seven Music/ Warner) 5 Alben in 11 Jahren, aber mindestens doppelt soviele Besetzungswechsel. Trotzdem sind ESCAPE THE FATE nicht totzukriegen und haben sich in ihrer Nische eine treue Fangemeinde aufgebaut. Ich würde mich nicht als Fan bezeichnen, aber als Mensch, der den ein oder anderen Track schon zu würdigen weiß, wobei ich den Fokus die letzten Jahre bei ESCAPE THE FATE etwas aus den Augen verloren habe. Somit wird es keine Vergleiche mit zuvor veröffentlichen Alben geben können. Meine aktuelle Rezension bezieht sich nur auf das mir vorliegende "Hate Me" (um genau zu sein, auf die Deluxe Version mit 4 Bonussongs, die in die Bewertung mit einfließen). Lassen wir also die Vorgeschichte mit dem ersten Sänger Ronnie Radke außer acht und fokussieren uns auf den Status Quo 2015 in Bezug auf ESCAPE THE FATE. Mit 'Just A Memory' wird nach kurzem Intro sofort ein Fass aufgemacht und die Verbindung aus PostCor- Elementen und fett produzierten Metallicks hat einen nach einigen Sekunden an den Eiern. 'Live For Today' lässt den Hörer erstmal wieder Luft holen - hier regiert der cleane Gesang, der mit einem poppigen Refrain und sich hochschraubenden Gitarren gegen Ende den ersten Hit produziert. Und da man gerade in die richtige Stimmung hineinmanövriert wurde, bleibt man bei dem Erfolgsrezept und schiebt mit 'Remember Every Scar' den nächsten veritablen Tanzbodenfüller nach. Perfekt gesetzte Chöre und toller Backgroundgesang runden formvollendet ab. Was soll nach diesem Einstieg in "Hate Me" noch kommen? Eben. Weitere Kompositionen, die den Fokus auf Wiedererkennungswert bzw. Catchyness legen. Denn auch 'Breaking Me Down' funktioniert nach ähnlichem Schema. Klar nimmt man das gerne mit - weil Melodien, die hängenbleiben, sind ja auch nicht zu verachten. Allerdings fällt es nach einigen Durchläufen auf, dass etwas fehlt. Der eigentlich gut durchgezogene Spannungsbogen droht zu reissen. Wo sind die Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann, die einem vielleicht sogar Orientierung geben könnten? 'Alive' hat ebenfalls das Potential, ein Livekracher zu werden, aber erst mit 'Get Up, Get Out' werden wieder ein paar Ohrfeigen verteilt, die einen wachrütteln aus der hypnotischen Hitfabrik. Klug eingesetzte Growls, die Aggressivität vortäuschen, um in einem Hairmetal-Chorus zu kulminieren. Stark gemacht. Keine Ironie, meine ich wirklich so. Ab dem Titeltrack ist aber ein Bruch zu bemerken. Die Songstrukturen wiederholen sich, klingen irgendwie leidenschaftslos. Einzige Ausnahmen sind noch 'I Won't Break' sowie 'Redline' (welcher allerdings schon zum Bonusprogramm gehört), da hier nochmals die Trademarks zwischen Brutalität, Melodieverliebtheit und einem Schuss Melancholie perfekt verbaut worden sind. Escpape The Fate - Photo courtesy of Eleven Seven MusicRichtig ärgerlich wird es dann beim Rest der Bonussongs, wobei zwei Tracks Remixe sind, die durch einen nervösen Drum'n Bass-Unterbau die Nervenbahnen im Hirn komplett kappen und dazu verführen, irgendwas zu zerstören. Kein Plan, was die Intention dahinter sein soll, aber ich warne euch eindringlich vor den Mozaix-Remixen. Auch der andere Bonus namens 'End Of The World' kann getrost ignoriert werden, da inspirationslos und langweilig - taugt nicht mal als B-Seite, meiner bescheidenen Meinung nach. Ihr braucht softere Bullet For My Valentine, seid Eingängigkeit nicht abgeneigt. Könnt aber auch im selben Atemzug ein gutes Brett vertragen? Es stört euch nicht, dass ESCAPE THE FATE zu durchgestylt daherkommen und dadurch etwas an musikalischer Authenzität einbüßen, da die Prioritäten anders gewichtet werden? Dann könnte euch "Hate Me" gefallen! So wie mir in Teilen...und das genügt immerhin für 4 Blitze, die durch Weglassen von so manch störender Spielerei sogar hätten höher ausfallen können. Album-VÖ: 30.10.2015 (Photo courtesy of Eleven Seven Music)