Country wird ja hierzulande immer noch etwas stiefmütterlich behandelt, ne? Zumindest ist sogenannter Alternative Country hier noch nicht wirklich angekommen. War auch für mich eigentlich nie ein Thema. Bis mich 'ne Freundin letztes Jahr mit der US amerikanischen Serie Nashville angefixt hat, in der es - wie es der Name vermuten lässt - um Musiker geht, die in der, für Country Musik wichtigsten Stadt in den USA versuchen, als Sänger oder Songwriter ihr Glück zu machen. Großer Vorteil als nicht-Muttersprachler ist natürlich, dass man die oft ziemlich cheesy Texte einigermaßen ausblenden und sich auf die Musik konzentrieren kann. Aber zurück zum eigentlichen Thema: Eine Band names AMERICAN AQUARIUM. Aufmerksam geworden bin ich auf selbige durch eine gesponsorte Facebook-Anzeige, warum genau ich diese geklickt hab, kann ich allerdings nicht mehr sagen. Jedenfalls hab ich mir ein, zwei Songs angehört und war sofort Fan! Flink die Tourdates gecheckt, Gästeliste klargemacht, einen meiner musikalisch un-engstirnigen Freunde eingepackt und zum Konzert gegangen. Leider schien das mit der FB-Anzeige nicht bei besonders vielen Leuten so gut funktioniert zu haben wie bei mir, denn außer mir und meinem Kumpel waren nur noch ca. 15 andere Leute vor Ort. Und dass diese Art von Musik einer deutlich älteren Generation quasi vorbehalten ist, wurde ebenfalls schnell klar. Ich glaube, das Durchschnittsalter lag bei ca. 50. Davon ließen sich die sechs Musiker aus Raleigh, North Carolina allerdings nicht aus der Ruhe bringen und spielten mit einem Enthusiasmus, als sei der Saal bis zum letzten Platz gefüllt. Vor allem die wundervoll gespielte Steel Pedal Guitar und der rauchige, unfassbar direkte Gesang von BJ Barham, der mich im ersten Moment (und auch später immer wieder) tierisch an Mike Ness erinnerte, haben mich von der ersten bis zur letzten Minute komplett begeistert. Die Band existiert seit fast 10 Jahren und hat in dieser Zeit bereits sieben (!) Alben veröffentlicht, das letzte, "Wolves", erschien im März dieses Jahres. Doch soweit wäre es fast nicht gekommen, denn als die Jungs 2012 ihr Album "Burn.Flicker.Die." aufnahmen, waren sie fest davon überzeugt, das es ihr letztes werden würde. Zu ausgelaugt, desillusoniert und frustriert war die Band, die die Jahre zuvor fast ununterbrochen getourt und es trotzdem nicht aus dem Underground herausgeschafft hatte und deren Frontmann so arm war, dass er sich monatelang keine eigene Wohnung leisten konnte. Vielleicht war es gerade diese Verzweiflung, diese Ehrlichkeit, die "Burn.Flicker.Die." dann doch zu einem grandiosen Erfolg für die Band - zumindest in ihrer Heimat - machte. Zweieinhalb Jahre und 500 Shows später folge dann die aktuelle Platte "Wolves" und führte die Band nach fünf Jahren erneut nach Deutschland. Trotz der wenigen Besucher, war das ein ganz besonderer Konzertabend für mich. Vielleicht auch gerade deswegen und weil da eine Band stand, die sich davon nicht aus der Ruhe bringen und sich nicht den Spaß an ihrer Musik nehmen ließ und die sich anschließend bei jedem Einzelnen für's Zuhören bedankt hat. Bitte gerne wieder. Dann bring ich auch alle meine Freunde mit!