Zum Kehraus des Jahres 2015 spielten die angesagten Indierocknewcomer RAZZ eine ausverkaufte Show in der Kleinen Freiheit Osnabrück. Wer nicht dabeisein konnte, erhält hier nun eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: es war großartig! Die gute: am 17.Januar spielen RAZZ ein Zusatzkonzert – ebenfalls in der Kleinen Freiheit.

Bevor RAZZ die Bühne der Kleinen Freiheit entern konnte, spielten zunächst die Jungs von GIANT ROOKS ihr kurzes und knackiges Support-Set. Und wer bereits RAZZ als junge Hüpfer bezeichnen möchte, der sollte erst einmal den Blick auf die Jungs von GIANT ROOKS legen und schnell seinen Mund vor Staunen wieder schließen. Man wird noch einige Kalenderblätter abreißen müssen, bis alle Mitglieder der Band offiziell Alkohol kaufen dürfen. Das Jugendlichkeit aber auch nicht vor Talent schützt, wird bereits nach wenigen Takten offensichtlich.

Vom Sound her ist die Band noch am ehesten vergleichbar mit Alternativekünstlern wie Sizarr, Abby oder eben RAZZ. Alt-J, Arcade Fire, Half Moon Run, Balthazar oder James Blake nennen sie selbst als Einflüsse. In jedem Fall sind die Songs von GIANT ROOKS absolut tanzbar, atmosphärisch und verfügen über ein Hitpotential welches sich gewaschen hat. Ach ja, und dann ist da noch die Stimme. Die Stimme von Sänger Frederik Rabe, welcher durchaus als kleiner Bruder von Henning May, welcher die beeindruckende Stimme von Annenmaykantereit ist, durchgehen. Wenn es gerecht läuft, wird man mit GIANT ROOKS in den nächsten Jahren noch die ein oder andere Begegnung auf einschlägigen Indierockfestivals machen können. Wir supporten die Jungs gerne.

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Den Weg den GIANT ROOKS noch nehmen werden, haben RAZZ bereits in beeindruckender Manier in den letzten zwei Jahren beschritten. Von den erfolgreichen Teilnahmen bei Musiccontests, hin bis auf die größten Festivalbühnen der Republik. Rocken Am Brocken, Kosmonaut Festival oder gar das Hurricane wurden bereits von den Jungs bespielt und Support-Slots für Größen wie Kraftklub oder Alex Clare absolviert. Man hat sich die eigene Tour also redlich verdient und man muss attestieren, dass diese einem Triumphzug gleichkommt. Direkt mehrere Shows sind restlos ausverkauft und auch die anberaumten Zusatztermine laufen gut an. Osnabrück ist die dritte Ausverkauft-Show in Reihe und das Publikum zeigt sich gut gelaunt und feierbereit. Keine Selbstverständlichkeit an den Tagen „zwischen den Jahren“, dennoch könnte der Abend auch gut unter der Überschrift „Jugend trainiert für Silvester stehen“.

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Den Start in ihr knapp einstündiges Konzert machen RAZZ mit 'The Blood Engine'. Der Rausschmeißer des Longplayers erweist sich hierbei als wunderbarer Opener. Das aufmerksam zuhörende Publikum ist aber spätestens ab 'Black Fathers' auch stimmlich parat und die ersten drei Reihen der Kleinen Freiheit bitten von nun an auch häufiger zum Tanz. Neben den erwartbaren Hits 'Turning Shadows' und 'Youth & Enjoyment' spielen RAZZ an diesem Abend auch bereits einen neuen Track, welcher sich nicht auf ihrem soeben erschienen Debütalbum befindet.

Sänger Niklas Keiser, welcher sich insgesamt mit Ansagen zurückhält, verspricht jedoch, dass die Band bereits fleißig an neuen Songs schraubt und man vielleicht gar nicht so lange auf den Nachfolger von "With Your Hands We'll Conquer" warten muss. Die Zurückhaltung des Sängers findet sich auch bei seinen Bandkollegen wieder. Bühneninteraktion gibt es, bis auf die zaghafte Animation zum Mitklatschen so gut wie gar nicht. Braucht es aber auch nicht, wie die gute Stimmung in der Kleinen Freiheit beweist. Musikalisch gibt es bei RAZZ an diesem Abend sowieso nichts zu kritisieren. Alle Songs kommen auf den Punkt und entfalten eine wunderbare Energie. Die Band hat mit ihrem Debüt wahrlich ein Kracheralbum hingelegt, von dessen Stärken die Band auch bei den nächsten Auftritten künftig überzeugen wird. Der Karrierepfeil von RAZZ zeigt momentan jedenfalls steil nach oben und wird es auch noch eine ganze Weile tun, wenn man weiterhin solch überzeugende Auftritte wie in Osnabrück hinlegt.

(Photos by Mark Haake)