(Infectious/BMG/PIAS/Cooparative)
Kele Okereke, DAS Idol unserer Jugend. Aber auch irgendwie halb vergessen. Und nun plötzlich ein neues Album und die Frage "Haben wir
BLOC PARTY vermisst?". Sollten wir sie vermisst haben? Alles Gedanken die mir wie Pfeile durch den Kopf schießen, als ich die Anfrage für die Rezension bekam. Haben sich nicht etliche andere Bands einen Platz in meinem durchaus sehr großen Musikherzen erkämpft und die Jahre der Schulzeit und
BLOC PARTY vergessen lassen?!
Nun gut, auch die wandelnde One-Man-Show
Kele Okereke muss Geld verdienen und das nicht nur mit zu recht mit Modeljobs.
Und da sowohl
BLOC PARTY als auch ich mittlerweile erwachsen sind, ist es Zeit, sich nach all den Jahren von Neuem zu begegnen.
"Hymns" heißt das unfassbarer Weise dann doch schon fünfte Studioalbum der Briten. Anscheinend ist nicht nur bei mir, sondern auch bei
BLOC PARTY in den letzten Jahren viel passiert. Zum einen war Sänger
Kele Okereke erfolgreich auf Solopfaden unterwegs und zum anderen haben Schlagzeuger und Bassist die Band verlassen. Eigentlich alles hervorragende Zeichen dafür, die alten Zeiten in guter und erfolgreicher Erinnerung zu behalten und
BLOC PARTY aufzulösen.
Doch schien überraschenderweise die Neuformation genügend Input freizusetzen oder wie Gründerungsmitglied
Russel Lissack es beschreibt;
"Bloc Party started with just Kele and I, and we used to write the songs together, and we found other people and grew from that. It feels like that’s happened again".
Was so vielversprechend angepriesen wurde, steckt nur leider nicht in der Verpackung. Auch wenn den Briten eine musikalische Weiterentwicklung nicht verwehrt werden darf. "
Hymns" ist viel gemäßigter, harmonischer und sanfter als die Vorgänger. Chöre werden instruiert, Synthies unterstreichen einen warmen positiven Sound und all dies wird umschlugen von
Okerekes wunderschön weicher Stimme.
Unglaublich spannend ist das nicht. Schlecht aber auch nicht. Alte Euphorie wird dadurch nicht mehr beflügelt. Und doch passt es, vielleicht weil das Erwachsensein dann doch so ist. Die übersprudelnde Kraft und Hoffnung ist abgedämpft. Das Konfetti neben den Tanzschuhen in der hintersten Schublade im Schrank verstaubt und durch Rotwein und
Netflix ersetzt. Alles wird gesitteter und unaufgeregter.

Photo by Rachael Wright
Und dennoch verspricht der Albumtitel zu viel. Wer Hymnen sucht, wird schnell aufgeben. Die rohe, treibende Energie der alten Songs ist verblasst. Alles plätschert nur so vor sich hin. Ein Sumpf voller Gleichklang.
Bloc Party lebt nur noch von Kele Okerekes Stimme. Sie ist der Leim, der Bloc Party nach all den Jahren und Neubesetzungen noch zusammen hält. Bloc Party haben mich verändert, versucht mit der Zeit zu gehen, Indierock gegen Elektro und Sythies-Pop getauscht. Auf Begeisterung gestoßen ist dies bisher, wie die erste Singleauskopplung ‘The Love Within‘ bereits zeigte, nicht. Ein schlechter Vorbote also, der
"Hymns" wohl oder übel ein gleiches Schicksal prophezeit.
Album-VÖ: 29.01.2016
Januar 30, 2016
Ich finde deinen Vergleich mit den verstaubenden Tanzschuhen und der Entwicklung von Bloc Party sehr schön. Das Album hingegen hat mich sehr entäuscht…dabei glaube ich sogar, dass bei einem ordentlichen Produzenten durchaus etwas aus den einzelnen Songs rauszuholen gewesen wäre. ‚The Love Within‘ z.B. hört sich auf der einen Seite so grausam an, als ob ein Vierjähriger mit einem Synthie spielt, auf der anderen Seite beinhaltet der Song eine super Melodie im Refrain. Einzelne gelungene Elemente findet man eigentlich in fast jedem Song…aber irgendwie ist das einiges aus dem Ruder gelaufen.
Besonders schade, da ich eigentlich nach dem Release von „Four“ dachte, dass es mit der Band nochmal richtig klappen könnte.