(Lifeforce Records)
Wie unglaublich schwer es manchmal sein kann, eine Rezension zu verfassen, das kann sich wohl nur derjenige vorstellen, der den Spaß selbst schon seit einiger Zeit mitmacht. Mit ihrem 2013 erschienenen sechsten Studio-Album
"Beyond" habe ich überhaupt erstmals von den Finnen erfahren, und die Scheibe hatte mich schon nach kurzer Zeit in ihren Bann gezogen. Umso gespannter war ich dann bei meinem ersten Hördurchgang von
''Grey Heavens''.
Der Opener
'The Pit' gibt mir auch gleich eine absolute Vollbedienung. Mit pfeilschnellem Drumming und verspielt melodischen Gitarren hat man das Gefühl, hier wurde ein Hund von der Kette gelassen. Es dauert eine Weile, bis sich
OMNIUM GATHERUM einen Moment des Ausruhens gönnen. In diesem Song zeigt sich wirklich vorbildlich, für was die Finnen stehen: Melodic Death Metal at its best, obendrein immer mal offen für frische, ruhige Passagen, die das Gesamtbild auflockern.
Es folgt
'Skyline', und der anfängliche Zauber ist quasi verflogen. Was ist das denn? Eine stampfende, langsame Nummer, die nur wenig Innovation zeigt, dabei aber wahrscheinlich auch dem geneigten
Pain-Fan durchaus gefallen dürfte. Irgendwie nichts für mich, fast schon eine Füllnummer… Nächster Track!
'Frontiers' ist wieder das, was ich hören will. Ausgefeiltes Riffing, druckvoller Gesang, eine tolle Songstruktur, da wird mir wieder warm ums Herz…
Es folgt
'Majesty And silence' und ich fühle mich ähnlich heruntergekühlt wie bei
'Skyline'. Ein viel zu langes Intro wird von einem leicht schunkelnden Song gefolgt, der mich nicht wirklich erreichen will. Mit
'Rejuvenate!' und
'Foundation' folgen wieder zwei richtig gute Songs, und in ähnlichem Wechsel geht es dann auch die restlichen vier Songs des Albums weiter. Vermutlich habe ich einfach eine zu hohe Erwartungshaltung an diese Band, aber ich habe selten das Gefühl gehabt, so sehr zwischen „potentieller Lieblingssong“ und „langweilige Nummer“ hin- und her gereicht zu werden wie auf diesem Album. Selbstverständlich ist das alles Jammern auf extrem hohem Niveau, aber egal.
Der Sound der Scheibe ist umwerfend, das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sieht, dass
Dan Swanö im
Unisound-Studio für den Mix zuständig war. Letztendlich habe ich von
OMNIUM GATHERUM soundtechnisch nichts anderes erwartet, da auch die letzte Scheibe ordentlich Wumms hatte.

Photo courtesy of Lifeforce Records
Alles in allem ist
''Grey Heavens'' ganz klar ein Album, welches im Bereich Melodic Death Metal ins obere Drittel gelangt, ohne sich anzustrengen, aber genau das ist es, was ich kritisiere: hätten sich die Jungs richtig angestrengt, dann wäre das ein ganz großer Wurf geworden. Hier sind für meinen Geschmack zu viele Songs drauf, die nur halbherzig wirken, so als hätte man keine Lust mehr gehabt, sich mit den Songs auseinanderzusetzen sondern einfach nur das Album fertig haben wollte. Für
'The Pit' hätte ich gerne 7-8 Blitze gegeben (um mal eine Gewichtung anzudeuten), aber das komplette Album schafft es „nur“ auf 5!
Album-VÖ: 26.02.2016