(Napalm Records)
Häufig erlebt man es in der Welt der Album-Releases, dass es eine Weile still um die ein oder andere Band wird. Dies kann durchaus multifaktoriell bedingt sein wie z.B. Nebenprojekte, Umbesetzungen, bandinterne Unstimmigkeiten oder einfach nur eine künstlerische Pause. Nun erlebt man es insbesondere im Hardcore-Genre eher selten, dass eine derartige Auszeit begünstigt wird durch eine Babypause. Ausnahme ist hier Hardcore aus
Detroit in Form von
WALLS OF JERICHO rund um Frontfrau
Candace Kucsulain. So ist es nun ganze acht Jahre her, da besagtes Bollwerk mit "The American Dream" ihre letzte Scheibe auf den Markt warfen. Nach überraschenden Akustikklängen nebst cleanen Vocals und EP kann die Fangemeinde nun höchst gespannt sein, wie sich das äußerst etablierte Gespann nun im Jahre 2016 anhört. Also Feuer frei für Longplayer Nummer Fünf:
"No One Can Save You From Yourself"
Sirenen, Marschgeräusche, Lautsprecherdurchsagen und leicht kreischende Gitarrensounds öffnen die Pforten für den Opener
'Illusion Of Safety'. Was soll man sagen? Zunächst minimalistischer Gitarreneinsatz, Drums und anfeuerndes Shouten der Frontfrau bauen massig Vorfreude, auf das was da noch kommen mag, auf. Der Song nimmt Fahrt auf und ist nach gut eineinhalb Minuten auch schon wieder vorbei. Ein toller Vorgeschmack auf den Titeltrack
'No One Can Save You From Yourself'. Noch schneller, für das genretypische Shouting doch recht eingängige Gesangsparts und Breakdowns. Ab dem ersten Ton von
'Forever Militant' frage ich mich jedes Mal: "Was machen
Hatebreed momentan eigentlich?" Die metallisch schleppenden Klänge könnten genauso gut durch
Jamey Jasta ihre Stimme finden. Ultra fett und auf dicke Hose... Hardcore at its best!
'Fight The Good Fight' ist wieder ein bisschen melodischer und ist der erste Singalong-Crewshout-Track dieses Machwerks. So geht es dann auch mit
'Cutbird' weiter, meiner Meinung nach aber nicht so stark wie der Vorgänger. Das Intro von
'Relentless' besteht aus diversen Stimmen, die sich genau dieses Attribut zuschreiben und aus all diesem verbalen Sud entwächst tsunamiartig die Brachialgewalt
Candace, die unterstützt vom Doublebassgewitter alles andere überrollt. Bezüglich Power sicherlich der stärkste Moment von
"No One Can Save You From Yourself". Mit
'Damage Done' gibt es eher Füllmaterial, während
'Reign Supreme' und
'Wrapped In Violence' düstere Akzente setzen. Damit erreichen wir das (surprisesurprise) hymnische
'Anthem', welches
Candace und ihr Gefolge sicherlich in Zukunft noch regelmäßig auf diversen Bühnen zusammen vortragen werden.

Photo courtesy of Napalm Records
Zwei bleiben noch übrig, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
'Beyond All Praise' als absolut klassischer
WALLS OF JERICHO-Song und dann die progressive Ballade
'Probably Will'. Irgendwie zeichnete es sich schon ein Jahrzehnt zuvor ab, dass die Frau, die lange Zeit alles voller Inbrunst zusammenschrie, auch häufiger emotionale Momente in der lyrischen Darstellung schaffen will. Mit diesem Track schafft sie es und meines Erachtens auch vollkommen legitim. Es bleibt ein starkes Album, dass auch nach unendlich zu scheinender Wartezeit die Oldschool-Fangemeinde bedient und neue Akzente setzt, ohne zu übertreiben oder zu verschrecken. Das richtige Rezept für ein musikalisches Rezept, das nicht so schnell abläuft.
WALLS OF JERICHO sind wieder da!
Album-VÖ: 25.03.2016