(Epitaph Records) Einige Zeit ist es nun schon her, als ich für die Elektrisierten das letzte Mal eine Rezension verfasst habe. Meinen "Neueinstand" wollte ich gebührend feiern, indem mir die neue CIRCA SURVIVE...ähm, ich meine, die neue SAOSIN zuflog. Wie man sieht, ist die Verwechslungsgefahr groß. Und wie man sieht, hängt auch im alternativen Bereich einiges von der Übersetzung von Vocal-Melodien ab. In diesem Fall einfach gesagt: Durch Anthony Greens Songwriting-Einfluss klingt das am 20. Mai aus dem Ei schlüpfende „Along The Shadow“ teilweise deutlich nach melancholischen Zügen, die zum großen Teil "On Letting Go" und auch "Violent Waves" prägten. ‚The Silver String‘ schlägt zu Anfang jedoch eine ganz andere Geschwindigkeit an und lässt den Hörer in eine Erwartung hoher Vielfältigkeit verfallen. Diese wird auch weiterhin bedient, nur liefern Second Guesses‘, Count Back from TEN‘ und The Stutter Says A Lot‘ poppige Refrains und drücken die Albummitte in eine leichte Kerbe und Regression. Der Anfang des Erstgenannten lässt einen rasch verwundern, ob im Plattenspieler nicht ‚Anthology‘ und damit das noch aktuelle „Major/Minor“ von Thrice liegt. Letzteres erinnert zudem stark an Further Seems Forever. Da ist es auch kein Zufall, dass der Song zuerst nach der eigentlichen Band benannt werden sollte, was zuletzt auch Anthony Green auf Instagram bestätigte. Aber nun genug mit unnützem Wissen und vor allem den negativen Aspekten des Albums! Sore Distress‘ liefert danach wieder das nötige Survive-Gefühl, welches SAOSIN einfach benötigt und welches bereits die Strophen Ideology Is Theft‘s zu Beginn eindrücklich schafften. Auch das Verlangen eines nötigen Härtegrades, serviert mit preschenden Screams, bedient beispielsweise Illusion & Control‘.
SAOSIN-courtesy of Epitaph Records

Photo by Brandon Sloter

Die Songauswahl von Control and The Urge to Play‘ als Closer hat mich dann noch einmal vollends überrascht. Eine Single als Closer habe ich so noch nie gesehen. Dabei haben sich SAOSIN definitiv das Beste zum Schluss aufgehoben. Der Longplayer hat zwar nicht von Anfang an 100-prozentig gezündet, nach einigen Umdrehungen (im Plattenspieler, versteht sich!) gefällt aber sogar Second Guesses‘, was stark an die eindringlichsten Passagen aus In Search of Solid Ground“ erinnert. Dreizehn Jahre ist es bereits her, seit das fesselnde Seven Years‘ und im gleichen Atemzug die „Translating the Name“-EP erschienen. Seven Years nach dem letzten Album In Search of Solid Ground“, welches mit Cove Reber als langjährigem Frontmann alles andere als den Fanfavoriten stellt, hätte man an der ein oder anderen Stelle sicher noch ein wenig mehr Ausbruch erwartet. Die Vielfalt und die emotionalen Wellen, die Along The Shadow“ schlägt, heben es aber meinerseits guten Gewissens auf wohlverdiente fünf Blitze! Album-VÖ: 20.05.2016 5-Blitz