(Vagrant Records)
Nach vier Jahren Pause gibt es endlich wieder ein neues Album von
THRICE. Als die Frage aufkam, wer denn wohl eine Rezi schreiben wollen würde, habe ich ganz aufgeregt den Arm gehoben, denn
"The Artist In The Ambulance" zählt definitiv zu den Top 5 Alben, die ich wirklich jederzeit hören kann, ohne auch nur einen Song skippen zu wollen. Die erste Single-Auskopplung
'Blood On The Sand' war dann ja auch halbwegs viel versprechend...
Letztendlich hat mich Chefredakteur
Zosse erst auf den Gedanken gebracht (
"Hast du die letzten Alben verschlafen?"), dass diese Scheibe mehr als zehn Jahre her ist, und dass
THRICE seitdem doch noch die eine oder andere Veröffentlichung hatten, die ich zwar zur Kenntnis genommen hatte, aber immer irgendwie schnell wieder verdrängt habe. Nein, wer jetzt Angst hat, es folgt ein Verriss von
"To Be Everywhere Is To Be Nowhere", den kann ich beruhigen. Ich will nur weiter ausholen.
Fakt 1: Dieses Album ist ein großartiges Alternative Rock-Album, mit ganz viel Atmosphäre und großen Emotionen. Produktionsseitig muss sich hier niemand Gedanken machen, das ist alles in trockenen Tüchern und authentisch.
Fakt 2: Wer auf dieser Scheibe annähernd schnelle Nummern erwartet wie auf o.g. Meilenstein der Rockmusik, der muss seine Erwartungen enorm zurückschrauben. Das eher Midtempo-mäßige
'Blood On The Sand' ist die schnellste Nummer der Scheibe, die wohl auch am eingängigsten ist und am ehesten ins Bein geht.
Fakt 3:
THRICE verabschieden sich mit dieser Platte von mitreißenden Live-Shows.
Fakt 4:
THRICE Anno 2016 hört man lieber an einem Sonntag-Nachmittag mit Kopfhörern, statt bei fahrendem Auto mit heruntergelassenen Scheiben.
Ich mag das neue Album wirklich, bin mir aber zum jetzigen Zeitpunkt schon sicher, dass es nicht schaffen wird,
"The Artist In The Ambulance" von meinem
THRICE-Thron zu schubsen. Keine Chance. Irgendwie fühle ich mich bei dieser Scheibe immer mal wieder an
Hot Water Music erinnert: großartige Songs, aber irgendwie schafft es die Platte nicht, dauerhaft im Ohr zu bleiben oder kontinuierlich stark zu sein. Immer wieder ein Aufflackern von Genialität, aber die wird nicht auf den Punkt gebracht.

Photo courtesy of FKP Scorpio
Möglicherweise hätte man dem Bandnamen treu bleiben sollen:
THRICE (also dreimal), das dritte Album war? Genau! Ich vergebe gut gemeinte 4 Blitze!
Album-VÖ: 27.05.2016
Mai 23, 2016
Schade, ich hatte gehofft, Du kannst die Entwicklung der Band genauso feiern, wie ich. Für mich gehört das neue Album jetzt schon in die Top3 des Jahres (und dabei kommen PERIPHERY und CHEVELLE erst noch mit ihren neuen Werken), kein anderes Album ist bei mir bislang so oft auf und abgelaufen. Und ich feiere die alten Sachen trotzdem hart. Man wird ja aber auch älter, haha!
Mai 26, 2016
Deine Meinung in Frage zu stellen, kommt für mich gar nicht in Frage und ich habe auch keinerlei Recht dazu, eins möchte ich an dieser Stelle aber loswerden: Wir teilen zwar immer unsere subjektiven Ansichten, jedoch hätte ich mir eine objektivere Einschätzung gewünscht. Die Platte mit Artist zu vergleichen, ist in meinen Augen relativ fatal und einfach nicht gerecht. Das ist gefühlte 15 Jahre her und wie Zosse schon meinte, man altert und reift. Die Platte vereint ja auch zum großen Teil (zumindest von Vheissu an) vieles, was Thrice seitdem ausgezeichnet hat. Ich werde an so manchen Stellen ins Jahr 2007/2008 in die Alchemy Indizes zurückgeworfen und das gibt mir ein sehr gutes Gefühl. Generell muss man sagen, dass Thrice es seit jeher IMMER geschafft haben, jedes Album individuell klingen zu lassen. Das ist etwas ganz besonderes, wenn man nun schon 7?,8? Alben auf dem Buckel hat.
Mai 27, 2016
Grundlegend habt ihr ja auch beide Recht. Aber mal Hand aufs Herz: hat man das bei Metallica zum Beispiel bei Load, Reloaded und St. Anger nicht auch getan und den guten alten Zeiten nachgetrauert?
Mai 30, 2016
Ist halt die Frage, ob man à la AC/DC oder MOTÖRHEAD null Veränderung möchte, oder eine Band, die älter wird und wächst. Geschmäcker verändern sich, andere Einflüsse kommen hinzu, was wären wir, wenn man das einer Band absprechen, sie auf einen Stil festnageln würde?
Aber zu Deiner Frage: Bei Metallica war das natürlich berechtigt, bei THRICE ist es meiner Meinung nach ein Gewinn! 🙂
Oktober 5, 2016
Warum sich die Band mit dieser Platte von mitreißenden Live-Shows verabschiedet, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht.