(Vertigo/Universal) Jetzt gibt es voll auf die Zwölf! Denn Deutschlands erfolgreichste Mittelalter-Rock Band IN EXTREMO legt mit "Quid Pro Quo" ihr zwölftes Studioalbum vor. Das letzte Album "Kunstraub" stieg zwar auch erfolgreich in die Charts ein, ist aber unter Fans umstritten. Viele vermissten einfach die Mittelalter-Wurzeln der Band und fanden es auch nicht so toll, dass alle Lieder in Deutsch gehalten waren. Bereits vor vielen Monaten wurde also angekündigt, dass man die Wünsche der Fans gehört hat. Dementsprechend wird auf dem neuen Album auch auf estnisch, walisisch, latein und russisch gesungen. Aber genug der Vorrede, hören wir uns die Sache doch mal genauer an. Mit 'Störtebeker' gibt es sofort ein schnelles und gut gelauntes Partylied. Und genügend mittelalterlicher Touch sollte auch für alle Nörgler vorhanden sein. Einen besseren Einstieg kann man sich eigentlich nicht wünschen. 'Roter Stern' ist dann nicht mehr ganz so schnell, dafür kommen die Riffs aber einer ganze Ecke härter daher. An sich fehlt dem Song aber das gewisse Etwas, da hilft leider auch der Gastgesang von Hansi Kürsch (Blind Guardian) nicht und so sollte man sich lieber auf den Titeltrack 'Quid Pro Quo' konzentrieren. Der Einstieg über elektronische Töne kommt dabei recht ungewohnt daher. Sowohl musikalisch als auch textlich erinnert der Song echt frappierend an die letzten zwei Alben der Spielleute von Saltatio Mortis. Einen Innovationspreis gewinnt man dafür natürlich nicht. Die Sozialkritik scheint einfach in der Szene gerade ein beliebtes Thema zu sein, aber der Song geht gut in den Kopf und tritt auch ganz gut Ärsche. Das folgende 'Pikse Palve' ist eine astreine Back-to-the-roots-Nummer und einfach typische Musik, wie man sie von Mittelaltermärkten gewohnt ist, mit der gewissen Rock-Attitüde natürlich. Und damit ist mit Estnisch nun auch die erste Fremdsprache in Erscheinung getreten (den Kosaken Chor aus 'Roter Stern' mal außen vor gelassen). Mehr Mittelalter geht einfach nicht und ich bin mir sicher, dass die Nummer von den Fans in aller Welt äußerst positiv aufgenommen werden wird. Nun wird es auch mal Zeit für eine Ballade und 'Lieb Vaterland, magst ruhig sein' könnte man durchaus als solche bezeichnen. Das Lied braucht zwar ein paar Durchgänge, wird dann langsam aber sicher immer eingängiger. Außerdem bietet es neben dem ruhigen Refrain doch recht raue und aggressive Parts. Das passt aber auch sehr gut zu der besungenen Kriegsthematik. Nun geht es auf in den fernen Orient mit dem 'Flaschenteufel', welcher nach dem erzählerischen Anfang einen ziemlich großen Metaleinfluss aufweisen kann. Aber auch die orientalischen Klänge bleiben sicher nicht ungehört. Aber was hört man da auf einmal? Da spielen doch die Jungs von Heaven Shall Burn mit, wodurch der Song instrumental nochmal deutlich schneller wird und an Härte gewinnt. Schade, dass es nur ein kurzes Intermezzo in dem Stück ist. Davon hätte ich gerne mehr gehabt. Nach dem tollen Auftreten bei der Fussball-EM wird es auch bei IN EXTREMO mit 'Dacw 'Nghariad' sehr walisisch. Hier wird eine gute Balance zwischen Metal und Mittelalter gehalten, aber sonst bleibt das Ganze nicht unbedingt besonders gut hängen. Das es sich bei 'Moonshiner' um ein Trinklied handelt, ist bei dem Titel alles andere als verwunderlich. Ein bisschen langsam und behäbig zieht sich das Stück über deutlich zu lange vier Minuten. 'Glück auf Erden' ist dagegen mit nicht mal drei Minuten das kürzeste Lied auf dem Album, verhallt aber auch recht schnell, ohne im Kopf zu bleiben. Der 'Schwarze Rabe' wird komplett auf russisch vorgetragen und ist nen ganz nettes Stück, was aber bei mir auch recht schnell in Vergessenheit geraten dürfte. Und da ein Lied über Alkohol nicht reicht, schiebt man mit 'Sternhagelvoll' gleich noch ein zweites hinterher. Die Fans werden es auf den Konzerten ohne Frage inbrünstig mitsingen. Der Song ist nicht besonders innovativ, aber er ist so stumpf, das man ihn auch noch besoffen mitgröhlen kann und das ist wohl alles, das hier zählt. Wer die Standard Version gekauft hat, für den ist hier Sense. Aber ich empfehle mal allein schon wegen 'Wenn das Licht angeht' zur Deluxe Version zu greifen! Das Stück ist zwar sehr stark metallastig, aber gerade das macht es für mich so toll. Die Riffs sind einfach genial und zur Mitte hin gibt es einen schönen Solopart. Es ist mir fraglich, wie so etwas nur als Bonus Track vermarktet werden kann. Das 'Palästinalied 2' hat da schon deutlich mehr Bonus-Charakter, ist für Fans dennoch eine nette Zugabe. Die Akustik Version von 'Quid Pro Quo' ist allerdings kaum der Rede wert. Ach ja, wer sich sogar die Fan-Box kauft, bekommt noch ne Bonus-CD mit einem Livemitschnitt des Schiffahrts-Konzerts auf dem Rhein aus dem Jahr 2015
Photo by Robert Eikelpoth

Photo by Robert Eikelpoth

Den Jungs von IN EXTREMO ist mit 'Quid Pro Quo' ein wirklich gutes und vor allem abwechslungsreiches Album gelungen. Teilweise metalischer denn je und dann mal wieder herrlich klassisch. Schade nur, dass die zweite Hälfte so viel schwächer ist, als der sehr starke erste Teil der CD. Aber für kommende Konzerte wird hier wirklich gutes Live Material nachgeliefert. Anspieltipps: 'Störtebeker', 'Pikse Palve' Album-VÖ: 24.06.2016 4.5-Blitz