(AFM Records/Soulfood)
Gerade mal ein Jahr nach dem letzten Album steht mit
"Schreib es mit Blut" direkt das nächste Album der Mittelalterrocker von
TANZWUT vor der Tür. Vielleicht kann man ja im Fahrwasser des Nummer Eins Erfolges von
In Extremo ein paar neue Fans hinzugewinnen. Dafür muss das Album natürlich auch was bieten können.
Mit ein paar Industrial-Beats und der markanten Stimme des Sängers
Teufel geht es mit
'Schreib Es Mit Blut' auch direkt los. Ein bisschen Härte, düsterer als die durchschnittliche Mittelalter-Band und die typischen Dudelsackklänge sorgen für einen soliden Einstieg. Auch
'Steig Ein' verklingt ein bisschen ohne Höhepunkte und bietet gewohnte Spielmannskost. Der Funke will einfach noch nicht überspringen und auch beim bereits fünften Durchgang, den ich beim Schreiben dieser Worte höre, ändert sich das nicht. Daher fallen mir auch keine klugen Worte zu
'Bruder Leichtsinn' ein.
'Chaos' bietet einen Ausflug in etwas druckvollere Gefilde und
'Reiter ohne Kopf' beglückt uns dann sogar mit einem Orgelspiel. Endlich wird mal ein bisschen das Gaspedal durchgedrückt und so bietet uns
'Geteert und gefedert' endlich mal energiegeladenes Material zum gepflegten Abrocken. Vor allem die sehr schnellen Dudelsack-Teile wissen zu überzeugen. So rettet das Lied erstmal das Album davor, komplett in der Belanglosigkeit zu versinken. Die Ballade
'Stille Wasser' ist auch deutlich gefälliger, als der komplette Start des Albums.
Hier empfehle ich aber die Bonustrack-Version, in der
Liv Kristine (ehemalige Sängerin von
Leaves Eyes) mitsingt.
Und auf einmal wird das gebotene Material deutlich eingängiger und packender. So offenbart
'Reicher Als Ein König' doch gewisse Ohrwurmqualitäten. Was man sich bei
'Hahnenkampf' gedacht hat, würde ich allerdings schonmal gerne wissen. Das ganze Rumgekrähe in dem Lied geht mir ziemlich auf den Keks und der Refrain als Kinderlied erreicht mich leider auch kein Stück. In meinen Augen darf man sich sowas sehr gerne sparen und so ist das Stück etwas, dass ich ständig überspringen werde. Zum Glück ist es nur ein kleiner Ausfall, in der deutlich stärkeren zweiten Hälfte dieser CD. Denn mit
'Wenn ich tot bin' wird einem das bisher beste Lied von
"Schreib es mit Blut" serviert. Da will man doch sofort mittanzen und der Finger nähert sich unaufhaltsam der Repeat-Taste. Hiermit muss man sich wirklich nicht vor der starken Konkurenz verstecken.
'An den Klippen' mag zwar nicht ganz an diese Qualität heranreichen, ist aber auch ein sehr gutes Stück Musik. Sehr rockig und gitarrenlastig kommt
'Bleib bei mir' daher und bringt damit auch ein bisschen Abwechslung ins Spiel.
'Wer wir sind' ist dann auch tatsächlich das zweite wirkliche Highlight! Da fragt man sich wirklich, warum der Start in das neue Werk so verdammt nüchtern ausgefallen ist, wenn sich hinten die dicken Fische tummeln. Apropos Fische,
'Neue Ufer' ist zum Abschluss dann passenderweise ein Seefahrerlied und ein genialer Schlusspunkt für dieses absolut zweischneidige Schwert.

Photo by Andreas Schieler
Ganze sechs von vierzehn Liedern auf
"Schreib es mit Blut" sind wirklich schwach. Lustigerweise sind es die Stücke Eins bis Fünf und sonst nur ein weiteres in der zweiten Hälfte des Albums. Da wünschte ich mir, dass ich die Wertung teilen könnte. Der Anfang ist nämlich eine satte Enttäuschung für einen jeden Mittelalterrock-Fan und das Ende bläst einen dann förmlich weg. Vielleicht hätte man die Scheibe einfach nicht auf 55 Minuten aufblasen sollen und es lieber bei so zehn Stücken belassen. Dann wären nur zwei schwache Lieder darauf gewesen, über die man hätte locker hinwegsehen können. Bei fast der Hälfte, kann ich das natürlich nicht und spreche eine klare Empfehlung für den hinteren Teil des Albums aus. Dieser kann im Ganzen das Album dann aber nur noch ganz knapp aus dem Mittelmaß retten.
Anspieltipps:
'Wenn Ich Tot Bin', 'Wer Wir Sind', 'Neue Ufer'
Album-VÖ: 08.07.2016