(UNFD/ Cargo Records)
HELLIONS kommen aus
Sydney und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Namen bisher noch nie bewusst wahrgenommen habe. Seit Anfang 2013 spielt der Fünfer (nach diversen Besetzungswechseln) zusammen und bringt es, einschließlich vorliegendem
"Opera Oblivia", auf drei Studioalben. Respektables Arbeitspensum.
Mein Erstkontakt zu
HELLIONS fand beim diesjährigen
Groezrock-Festival statt. Recht früh auf dem Gelände gewesen und eingedeckt mit Getränkemarken - was nun? Die
Impericon Stage war im relativen Nahbereich, also abgecheckt, was dort aus dem Zelt dröhnt -
HELLIONS ballerten vor gut besuchtem Haus die letzten Müdigkeitselemente aus dem Körper. Was unwissentlich als 08/15-Metalcore abgestempelt wurde, entpuppte sich als ein überraschend unterhaltsames Sammelsurium verschiedener Stile.
Wird dieser positive Eindruck mit dem neuen Album
"Opera Oblivia" bestätigt? Mal gucken, was sich die sympathischen
Australier haben einfallen lassen.
'24' ist der schlichte Titel des ersten Songs, der nach kurzem Intro durchstartet und von der Gitarrenarbeit und Atmosphäre manchmal an
My Chemical Romance erinnert, dann wegen der heiseren Dringlichkeit in den Strophen nach
Defeater oder ähnlich gelagerten Bands klingt, um dann mit einer großen Geste den Refrain und mit einem mächtigen Chor zuckersüß zu veredeln.
So viele Stile wie
HELLIONS alleine in den Opener geknallt haben, ohne aufgesetzt oder peinlich zu klingen, zeugt von Mut, Kreativität und vor allem Spaß. Mit dem nachfolgenden
'Quality Of Life' schaffen es
HELLIONS innerhalb von dreieinhalb Minuten fast die Discography von
A Day To Remember zu pulverisieren. Was eine Hymne - nach dem Hardcore-Geshoute wird der perfekte Übergang in den alles umarmenden PopPunk-Chorus gefunden.
Der nächste Knaller folgt mit
'Thresher', der wieder sämtliches Schubladen-Denken außer Kraft setzt und gekonnt mit den Elementen PunkRock, HardCore, Pop und einer kleinen Dosis Emo spielt. Schwarz auf weiß gelesen klingt das verwirrend bis unstrukturiert, aber was das Quintett auch hier wieder zusammengebaut hat, ist packend und euphorisch.
'Lotus Eater' hat einen leichten 90er-Jahre Crossover-Einschlag, der mit viel Theatralik aufgefangen wird und im Mittelteil einen dynamischen metallastigen Spannungsaufbau generiert. Hochglanz-Drama meets Melodic-Hardcore könnte die Zusammenfassung von
'He Without Sin' lauten - wieviel Ideen haben diese Jungs eigentlich noch in petto? Fast schon beängstigend, wie klar strukturiert das alles ist und trotzdem in fast jeder Minute neue Elemente ausprobiert werden, die sich der Komposition unterordnen und gleichzeitig bereichern.
Kurz denkt man, dass man das Prinzip von
HELLIONS geblickt hat - schon belehren sie einen auf's Neue und schmettern dir
'Nightliner Rhapsody' um die Ohren. Cooler Uptempo-Knaller, der an punkige
Comeback Kid oder
Stick To Your Guns erinnert. Und um erst gar keine Gewöhnungsphasen aufkommen zu lassen, ist ein fetter Breakdown Mittel zum Zweck, der dich auf den Boden der Tatsachen zurückholt.
La Dispute könnten Pate für
'Nuestra Culpa' gestanden haben - die zurückgenommene Klavierbegleitung wird durch das eindringliche, aggressive Erzählen kontakariert und entwickelt einen Sog, der einen bis zum letzten Tastenschlag nicht loslässt.

Hellions_Photo_by_Sandra_Markovic
'25' beschließt ein unfassbar überraschendes Album. Wie beim Eröffnungssong ist der Mix aus Hardcore-Gebrülle und StadionRock-Chorus absolut gelungen. Auch wenn ich im Review viele Referenzbands genannt habe - dies diente lediglich zur Orientierung.
HELLIONS stehen komplett für sich und haben mit
"Opera Oblivia" in meinen Augen den bisherigen Überraschungscoup des Jahres gelandet.
Wenn ihr die Chance habt, besorgt euch die limitierte CD-Version - diese beinhaltet das komplette Vorgängeralbum
"Indian Summer" als Bonus-CD.
Fast die volle Punktzahl! Jahrescharts, ick hör' Dir trapsen, wa!
Album-VÖ: 29.07.2016