(ADTR Records/Epitaph Records)
Eine erfolgreiche Band zu werden ist nichts, was zu den simpelsten Dingen dieser Welt gehört. Diesen Erfolg jedoch zu halten, wird hingegen immer schwerer. Ein gutes Beispiel für eine steile musikalische Karriere, welche unter anderem durch über eine Million verkaufter Alben, 400 Millionen
Spotify-Klicks und die Gründung eines eigenen Labels belegt werden kann, sind die Post-Hardcore-Guys von
A DAY TO REMEMBER. Da jene Band keine weitere Vorstellung benötigt, wenden wir unseren Blick auf die neu erschlossenen Rahmenbedingungen, die für das nun sechste Studioalbum
"Bad Vibrations" herhielten. Namentlich wären das die Producer
Bill Stevenson (
Descendents, Black Flag) und
Jason Livermore (
Rise Aganst, NOFX) sowie der für den Feinschliff zuständige
Andy Wallace (
Foo Fighters, Slayer). Dieses All-Star-Team nun auf einem Schiff unter der Flagge von
Epitaph nebst eigenem Label und komplett gemeinsamem Songwriting-Prozess. Was soll da noch schief gehen?! ? Wir werden sehen.
Der Titeltrack
'Bad Vibrations' eröffnet mit schreienden Rückkopplungen sowie Sänger
Jeremy McKinnon den Reigen. "Auf ins Gefecht" beschreibt die folgende Power wohl am Besten, die der Opener mit sich bringt. In
'Paranoia' wird leicht aggressiv angehaucht ein Gespräch zwischen Patient und Psychiater vertont und verdammt eingängig und treibend im Chorus verewigt.
A DAY TO REMEMBER sind zurück und haben sich dazu entschlossen, nicht anzuklopfen, sondern die Tür einzutreten. Erstmal drinnen angekommen, werden die Jungs ruhiger und besinnen sich mit
'Naivity' etwas melancholisch darauf, wie der Zauber der Welt mit dem Älterwerden langsam verblasst. Diesen behalten sie zumindest durch ein zauberhaftes Interlude. Doch scheint die Zeit der Besinnung durch
'Exposed' augenblicklich beendet. Es darf geshoutet werden, denn hier nimmt der Metalcore-Anteil zu. Breakdown! Dieser Kurs wird durch das rockige
'Bullfight' zunächst verlassen, bevor er mit
'Reassemble' wieder aufgenommen wird, nun etwas schwergängiger und mit dichtem atmosphärischem Aufbau.

Photo by James Hartley
Wieder angekommen im klassischen
A DAY TO REMEMBER-Sound beginnt
'Justified' clean, wird mit stampfenden Parts ausgeschmückt und bleibt wieder zur rechten Zeit im Ohr, sobald der Refrain beginnt. In diesem sehr stimmigen Song scheint einiges zu passen.
'We Got This' bildet den klassischen Singalong, welcher wie häufiger auf
"Bad Vibrations" zu hören, sofort mit dem Chorus beginnt und zum steten Mitsingen animiert. Im Interlude nochmal alles runterfahren und am Ende nochmal alle zusammen! Ein absolut probates Mittel, das auch hier seine Wirkung nicht verfehlt. Fast schon penetrant wirkt der langgezogene Refrain in Moll, welcher
'Same About You' bereit hält, doch nimmt der Song durch ein verspieltes Solo doch noch mehr Fahrt auf.
'Turn Off The Radio' hat mich während der Strophen zwangsläufig an
Fall Out Boy erinnert und besticht durch hämmernde Beats. So aggressiv
"Bad Vibrations" begann, so balladesk endet es mit
'Forgive And Forget'. Ein ruhiger Ausklang, den man so machen kann. Aber rückblickend hätte ich mir persönlich ein Feuerwerk als Schlusspunkt gewünscht. Naja, man kann nicht alles haben. Aber
A DAY TO REMEMBER sind mit
"Bad Vibrations" sehr nah dran, alles zu liefern, was sich derjenige wünscht, der sich in diesem Genre zu Hause fühlt. Somit bleibt nur noch zu sagen:
"Bad Vibrations" erzeugt alles andere als das, was der Titel verspricht.
Album-VÖ: 02.09.2016