(Rise Records)
'To the Key of Evergreen': Der wohl beste Song, den
THE DEVIL WEARS PRADA jemals geschrieben haben. So viel Ehrlichkeit und Gefühl in einem Track, Wahnsinn! Dazu dann noch die Zeilen
‚We’ll climb the mountains before we meet the sea […] I’ll drive slow across black ice and you’ll be safe to rest your eyes.‘, die im wohl schönsten Video des Jahres visualisiert werden. So viel Schwärmerei…da kann ich wohl nicht leugnen:
THE DEVIL WEARS PRADA sind quasi Wegbereiter meines heutigen Musikgeschmacks. Zusammen mit
Dance Gavin Dance, deren neuestes Werk
Mothership ebenso am 07.10.2016 via
Rise Records erscheinen wird, und vielen weiteren vergleichbaren Acts schafften sie das Sprungbrett meiner Vorliebe für
heavy music.
Die Vorfreude auf eine neue Platte des mittlerweile nur noch Quartetts könnte nach dem bisherigen Höhepunkt
"8:18" nicht massiver sein. Das Ergebnis: wenig Klischee, so gut wie kein Tam Tam…
THE DEVIL WEARS PRADA reduzieren mit ihrem bereits sechten Studioalbum
"Transit Blues" ihr bisheriges Dasein auf das Mindeste, obgleich eben auch auf das ausdrucksstärkste. Dabei klingen sie matschiger, chaotischer, facettenreicher, düsterer und vor allem interessanter (!) denn je und brechen damit in experimentelle Ebenen à la
Norma Jean hervor. Dass das nach, übertrieben ausgedrückt, fast tanzbaren Songs, wie beispielsweise
'Supernova‘'auf der
"Space EP", sehr unerwartet kommt, steht außer Frage. Wenn jedoch schon nicht ganz so geradlinig daherkommend, hätten zumindest noch zwei bis drei Songs im Stile von
'Worldwide', die sich mehr an
"8:18" und insbesondere
"Dead Throne" anlehnen, einen nötigen Kontrast erschaffen können. Der erneute Stilwechsel, oder nennen wir es besser Weiterentwicklung (?), ist dabei zum großen Teil auch eine Konsequenz des Ausscheidens von Lead Gitarrist
Chris Rubey. Auch weniger Cleangesang von
Jeremy DePoyster zeichnen die neue Richung
THE DEVIL WEARS PRADAs aus. An der einen oder anderen Stelle hätte es jedoch sicher keinen riesigen Schaden angerichtet, ihn stärker zu integrieren, ist er stimmlich doch ohne Zweifel auf seinem Zenit. Aber auch das passt mehr denn je ins Gesamtbild, denn: Lyrisch zeichneten sich die Chicagoer Jungs um Frontmann
Mike Hranica zwar noch nie mit blühendem Optimismus aus, jedoch scheint mit Zeilen wie
‚Every light is red tonight. Every day: a useless fight. Can’t say I’m waiting for a sign. I’m not waiting.‘ (
'The Condition') eine neue Stufe an Dunkelheit erreicht.

photo courtesy of Rise Records
Und auch rauer denn je:
Mikes Stimme. Anfangs noch nach neumodischem
Bring Me The Horizon klingend, zeichnet sich
‚Home for Grave Pt.2‘ dadurch aus, dass
Hranica möglicherweise endgültig die letzte Range seines auf
"With Roots above Branches Below" zuletzt gehörten Stils verloren hat. Wenn man dann letztendlich wie
Being As An Ocean klingt, benötigt man zumindest keine zwei Meinungen, um voller Überzeugung sagen zu können, dass
THE DEVIL WEARS PRADA auf keinem Album repetitiv ertönen. Ist der Stilwechsel im Hinblick auf
Hranica vielleicht also doch nicht der fortgeschrittenen Schädigung der Stimmbänder geschuldet, sondern vielmehr Produkt einer neuen Epoche der Band? Man weiß es nicht, jedoch werde ich das im Rahmen eines Interviews hoffentlich bald erkunden. Bis dahin bleibt zumindest eine Aussage des wohl stärksten Songs ihrer bisherigen Karriere:
‚I’m not tired‘. Na hoffen wir es! Was am Ende bleibt, ist folgende Erkenntnis: auch wenn
"Dead Throne" oder vor allem
"8:18" aus meiner Sicht eine hochüberlegene 7/6 markieren, dringen
THE DEVIL WEARS PRADA mit
„Transit Blues“ in unbekannte, bei gutem Willen höchstens tangierte Sphären ein. Somit gibt es für viel Mut und Experimentierfreudigkeit guten Gewissens 5 Blitze!
Album-VÖ: 07.10.2016
Oktober 6, 2016
Gerade bei ‚Daughter‘ ist der cleane Gesang furchtbar girly-like. Auch Mike verliert seine typische Bölkstimme. Beides hatte TDWP in der Vergangenheit ein Alleinstellungsmerkmal verliehen. Die neue Ausrichtung der Vocals kann mich leider alles andere als überzeugen. Schade!