(Eigenproduktion / Demo-EP) Ich erlaube mir, aus gegebenem Anlass, zunächst einmal ein Zitat aus unserem Redaktionskreis: „Qualität der Musik darf nicht an Produktionstechnik ausgemacht werden. Musikalische Qualität muss im Vordergrund bleiben. (…)“ Eine mehr oder weniger hitzige Debatte entbrannte, was man denn wohl darf und was nicht, in wie weit Reviews überhaupt aussagekräftig sind, und ob man regionale Bands und Nachwuchsbands überhaupt mit den jeweiligen Szenegrößen in einen Topf schmeißen dürfe. Ein Ergebnis hierzu gab es nicht, aber viele Denkanstöße, die ich mir nun zu Herzen nehme. TRACK DOWN TRACY aus Wolfenbüttel spielen, zumindest grob in eine Schublade gepackt, Groove Metal mit leichten Doom-Einlagen. Ihr erstes gepresstes Lebenszeichen ist eine 5-Track-EP, die zumindest schon einmal erahnen lässt, wie das Ganze live auf der Bühne funktionieren dürfte, denn da haben die fünf Herrschaften schon erste kleinere Erfolge aufzuweisen wie z.B. die Teilnahme am Emergenza-Festival-Finale in Berlin, wo sie den zweiten Platz belegten. Die Band selbst schreibt über sich „Wir erfinden die Musik nicht neu, wir suchen ihre Roots.“! Diese Selbsteinschätzung ist absolut ehrlich und darf auch so unterschrieben werden. Das, was man auf der EP "TDT" zu hören bekommt, ist nicht wirklich neu, und, um die eingangs erwähnte Debatte verständlich zu machen: es klingt auch nicht wirklich neu (produktionstechnisch). In gewisser Weise ist das zwar erfreulich zu hören, dass es noch Bands gibt, die auf großes digitales Editieren verzichten und roh und authentisch klingen wollen, in diesem Fall ist das aber zu Lasten des Drucks gegangen, und da sagt das eigene HighEnd-Produktionen-geprägte Ohr schon recht bald „Abzug in der B-Note“.
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Photo courtesy of Track Down Tracy

Die A-Note weiß auf Scheibe zu überzeugen, nicht aber immer zu begeistern. Die Sachen grooven, das ist Fakt, das Songwriting bleibt aber ziemlich rudimentär und beschränkt sich viel auf ein „2-3-Riffs-pro-Song“-Schema, bei dem obendrein beide Gitarren häufig identisch laufen. Bei all der Suche nach Roots hätte man hier durchaus ab und zu gerne ein wenig „Moderne“ einfließen lassen können und mal mit Voicings arbeiten können. Nicht nur musikalsch, sondern auch gesanglich fühle ich mich oftmals an Bands wie Down oder Black Sabbath erinnert. Abschließend noch eine gänzlich andere Sache: möglicherweise ist es eine Frage des Geschmacks, aber als Band, die wirklich und vollständig ernst genommen werden will, einen Song namens 'BlackMotorPferd' zu veröffentlichen, ist meines Erachtens ein sehr schmaler Grat. TRACK DOWN TRACY haben durchaus Potential, diese Demo-EP wirkt aber zumindest für mich anachronistisch: was hier klangtechnisch nicht gleich bei mir zündet, wäre genau so vor etwa 15-20 Jahren veröffentlicht sicherlich ein Knaller gewesen! Mit einer moderneren Produktion wird das, was hier noch Demo-Status hat, jedenfalls deutlich frischer klingen. EP-VÖ: 01.08.2016 3.5-Blitz