(Relapse Records)
Wer beim Zeitunglesen mit einem Auge in die Todesanzeigen schaut und mit dem anderen in die beigepackten Verkaufsangebote, dem könnte schnell mal entgehen, dass einem da versucht wird, Ausschussware anzupreisen. Ähnlich könnte einem das passieren, wenn man im Laden nur sieht „Oh,
OBITUARY haben ein neues Album draußen.“ und nicht darauf achtet, was die Tracklist hergibt. Denn
"Ten Thousand Ways To Die" entpuppt sich auf den zweiten Blick als mehr oder minder faules Ei.
Diese harsche Kritik verdienen sich die Deathmetal-Altherren aus
Tampa,
Florida durch zweierlei Dinge: die 13 Song starke CD besteht aus zwei neuen Songs aus dem Studio sowie elf Live-Songs, welche an unterschiedlichen Orten im Februar und März 2016 auf der Nordamerika-Tour mitgeschnitten wurden und auch qualitativ entsprechend leichte Unterschiede aufweisen.
Ich bin bekennender Ablehner von Live-CDs, denn meiner Meinung nach schafft man es nicht, nur mit dem auditiven Erlebnis den Zauber eines Konzerterlebnisses angemessen einzufangen, da gehört dann schon mindestens noch das Bild dazu in Form einer DVD, und selbst das ist nur konservierter Spaß. Daher empfinde ich die elf Live-Songs insgesamt bereits als fast unnötiges Füllmaterial, das man sich eigentlich hätte sparen können.
Viel schlimmer als die Tatsache, dass man
"Ten Thousand Ways To Die" auch als Single hätte herausbringen können, ist aber, dass die besagten zwei Studiosongs
'Loathe' sowie
'Ten Thousand Ways To Die' zum einen sehr viel Ähnlichkeit miteinander haben, zum anderen zudem auch beide eher zu den weniger guten Songs von
OBITUARY zählen. Habe ich beim ersten Hördurchgang von
'Loathe' noch das Gefühl, dass da theoretisch jederzeit noch was ginge, würde man einfach auf einen schnellen Part wechseln, muss ich bereits bei der zweiten Runde feststellen: da kommt kein schneller Part, und die langsamen Parts sind insgesamt zwei Riffs, die teilweise unterschiedlich begleitet werden.
Nach diesem anfänglichen Dämpfer ist der Erwartungsdruck an den Titeltrack umso größer. In ähnlichen Mid-Tempo-Gefilden startet der Song… und verweilt auch dort. Stilistisch sehr dicht an
'Don't Care' angelehnt, ohne dabei aber dessen Klasse und Dynamik zu erreichen, bin ich beim Schlussakkord hierzu ernüchtert. Das war alles? Einziger Höhepunkt ist ein zehn-sekündiges Flageolett-Solo. Das ist eine sehr dürftige Ausbeute in meinen Augen.

Photo by Ester Segarra
Es ist schön, mal wieder etwas Neues von
OBITUARY zu hören, das wohl, aber die beiden Studiosongs hätten es ebenso gut als Füllmaterial für ein richtiges neues Album getan. Wer auf Live-Alben steht, mag meine Meinung zu dieser Scheibe nicht teilen, aber selbst als Fan der Band empfinde ich das schon fast als Frechheit, wie hier versucht wird, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Album-VÖ: 21.10.2016