NORTH ALONE – Cure & Diseasegibt es endlich Nachschub aus dem Hause NORTH ALONE - diesmal als 6-Song-EP. Der Albumtitel ist mit "Rare & Short" gut gewählt. Das Cover besteht aus einer Collage von Konzertflyern vergangener Tage, als PunkRock im Mittelpunkt der musikalischen Sozialisation stand. Sehr schön nostalgisch. In voller Bandstärke (wobei Liveauftritte meist solo mit Fiedel-Unterstützung stattfinden) startet die EP mit dem Song 'The Romantic Sense Of Rock 'n' Roll'. Hier hört man auch schon die Weiterentwicklung, die das ständige Touren mit sich gebracht hat. Sänger Manuel klingt noch geerdeter und fokussierter als auf "Cure & Disease". Der Titeltrack 'Rare & Short' ist deutlich reduzierter und kommt als Western-Lagerfeuer-Nummer daher, die den Gesang in den Vordergrund rückt, ohne die Fertigkeiten von Geiger So-Kumneth zu unterschlagen. Das der Song ein energisches Ende nimmt, macht ihn um so spannender. Es folgen zwei Coversongs, die einen Tribut an zwei Musiker darstellen sollen, die einen massiven Einfluss auf Frontmann Manuel ausgeübt haben. Zum einen gibt es eine Akustikversion des Lagwagon Songs 'Violins', wobei mir nicht ganz klar ist, was der Mehrwert für den Zuhörer sein soll. Schliesslich hat Joey Cape himself den Song schon in perfekter minimalistischer Form aufgenommen und veröffentlicht, so dass NORTH ALONE dagegen nur verlieren können. Das Einzige was das Stück von anderen Coverversionen abhebt, ist das raue Timbre. Im Anschluss gibt es mit 'International You Day' eine Verbeugung vor No Use For A Name und im Besonderen eine Hommage an Tony Sly (1970 - 2012). Die originale und überragende Gitarrenmelodie wird in der NORTH ALONE-Version von der Geige getragen. Mich persönlich nervt der Einsatz des Instruments in diesem Song zunehmend und macht mir die Freude etwas zunichte. Auch wenn NORTH ALONE semi-prominenten Support von Jennie Cotterill (Sängerin der Fat Wreck Band Bad Cop/ Bad Cop) bekommen, kann der Song mich nicht mitreissen. Das Problem bei den beiden Coversongs besteht wahrscheinlich darin, dass ich es nicht zulassen kann, dass sich jemand an diesen Klassikern vergreift, weil sie zu perfekt sind. Man kann auf Konzerten zur Auflockerung diese zum Besten geben, aber produzierte Studioversionen geben mir nichts. Dann 'The Way' - meine Fresse, wie toll! Als wenn Brian Fallon mit Jon Gaunt die Hymne für die nächste Revival-Tour geschrieben hat. So viel Herzblut, Emotion und Melodie in einem Song vereint. Die Synapsen knallen durch und man findet sich debil grinsend vor seiner Anlage wieder, um den Repeat-Knopf wieder und wieder zu drücken. Wenn ich in diesem Jahr jemals einen Song als schön bezeichnen werde, ist es wohl 'The Way'. Mit 'Half Of The Trail' endet die "Rare & Short" EP und zeigt nochmal, dass NORTH ALONE zu den intensivsten Singer-/Songwritern in Europa zählt und sich vor den "Big Names" nicht verstecken braucht, die er teilweise schon supporten durfte (Frank Turner, Sam Alone usw.).

North Alone Photo by honeymilkphotography
