(Apostasy Records)

So stressig und zeitraubend dieses Hobby der Musik-Rezension auch manches mal sein mag, es gibt immer wieder Bands, die man dadurch in die Finger bekommt, die das alles wieder gut machen. NAILED TO OBSCURITY gibt es schon seit 10 Jahren, und doch haben sie es bislang geschafft, unterhalb meines Radars zu bleiben. Erstaunlich, denn das, was ich auf "King Delusion" zu hören bekomme, trifft meinen Geschmack voll auf den Kopf: DeathMetal, aber mit hohem kompositorischen Anspruch in der Gitarrenarbeit, insbesondere was das Atmosphärische betrifft. Wer mich kennt, der weiß, dass die folgende Aussage als Ritterschlag zu bewerten ist: "King Delusion" könnte aus den Neunzigern kommen (denn da sind wirklich ALLE wichtigen Deathmetal-Alben geschrieben worden :-D).

Frei aus dem Begleitschreiben für die Presse zitiert, scheint die Band ihre Nische irgendwo zwischen Amorphis, Paradise Lost, Katatonia und Opeth gefunden zu haben. Ich würde dem noch einen Hauch früherer Anathema beimischen, dann haben wir die großen Bands auch eigentlich alle beisammen, die man hier (zurecht) aufzählen darf. Eher im Undergroundbereich, dafür aber ebenfalls perfekt passend, würde ich noch Memfis (und zumindest instrumental Daturah) hinzufügen, dann fällt mir selbst auch nichts mehr ein, wie man den Sound von NAILED TO OBSCURITY besser umschreiben könnte. Ich habe schon erwähnt, dass die Atmosphäre ganz groß geschrieben wird beim Songwriting der Herren, da schreckt man auch nicht davor zurück, nur eine einzige Gitarre mit viel Hall ein paar Akkorde aufbrechen zu lassen und das für über 2 Minuten ('Apnoea'). Überhaupt zeigt man oftmals, dass ein gutes Deathmetal-Album nicht nur aus verzerrten Gitarren und Growls bestehen muss (kann, darf; setzt das für euch passende Wort ein).


Fast überrascht stelle ich fest, dass die Band NICHT aus Skandinavien stammt, sondern aus Deutschland. Dafür hat man das Cover von dem argentinischen Künstler Santiago Caruso fertigen lassen. Auch hier beweist man Stil, denn das Artwork ist echt schick und passt auch gut zur Band.
Anspieltipps? Die habe ich ehrlich gesagt nicht direkt, denn dieses ist eines dieser Alben, die man vorne zu beginnen hat und bis zum Ende, im Optimalfall völlig ungestört, genießen sollte, und mutmaßlich danach gleich wieder an macht. Insofern nur der Tipp: dreht laut auf, oder aber setzt euch mit Kopfhörern hin, denn dann verpasst ihr nichts von dieser grandiosen Arbeit.
Für mich waren NAILED TO OBSCURITY bisher ein unbeschriebenes Blatt, mit "King Delusion" springen sie direkt in die Top 20 meiner Lieblings-Bands, wo genau sie sich einordnen werden, muss der alsbald zu besorgende Back-Katalog zeigen.

Photo by Kerstin Brümmer

Album-VÖ: 03.02.2017