(earMusic / Edel)

Es gibt sicherlich viele Gründe, warum man auf ONCE HUMAN aufmerksam werden könnte. Zum einen gibt es die Fans, die sich bereits 2015 mit dem starken Debüt "The Life I Remember" angefreundet haben. Die Nächsten sind einfach dem Genre Melodic Death treu geblieben und sind so auf die sechs Amerikaner gestoßen. Viele werden jedoch über den „Go-to-guy“ der Band, dem bekanntesten Mitlgieder der Kombo, Logan Mader, auf ONCE HUMAN gekommen sein. Bekannt ist dieser durch seine Zeit als Gitarrist bei den namhaften Machine Head und Soulfly in den 90ern. Zudem ist er stetig als Produzent tätig. Dabei stehen seine Arbeiten für Gojira, Devildriver und Fear Factory wohl besonders im Fokus. Seit 2014 ist Logan nun mit seinem Projekt ONCE HUMAN beschäftigt und released nun bereits den zweiten Longplayer. Auch hier übernimmt er die Produzentenrolle.

„Ich habe mich auf das Aufnehmen und Produzieren von Bands konzentriert und die letzten zwölf Jahre die Gitarre nie aus Spaß in die Hand genommen, aber sobald ich anfing mit Lauren (Hart, Vocals) zu schreiben, habe ich mich in das verliebt, was wir gemacht haben und wollte wieder in einer Band spielen und auf der Bühne stehen“ sagt er selbst zum neuen Werk.

Meiner Meinung nach jedoch ist der wohl wahrscheinlichste Grund, bei der Suche nach neuer Musik auf ONCE HUMAN zu stoßen, bei Internet-Suchmaschinen einfach „klingt wie Arch Enemy“ einzugeben. Dann wird man eher früher als später sowohl auf das Debüt als auch auf das neue Album "Evolution" stoßen. Das liegt vor allem an zwei Gründen. Zum einen am brachialen Riffing in Kombination mit schnellen Drums und zum zweiten an der überragenden Stimme von Frontfrau Lauren Hart. Ihre Stimme hat so viel Energie und Tiefe, dass man direkt die Assoziation zu Angela Gossow bekommt und diesen Vergleich wird man auch beim Hören des gesamten Albums nicht mehr los. Dies beginnt direkt beim Opener 'Flock Of Flesh'. Vollgas Drums, melodiöse Riffs und die verbalen Abrisshämmer von Lauren erinnern schon sehr stark an die Death Metaller aus Schweden. Der Folgetrack 'Eye of Chaos' ist eine der beiden Videoauskopplungen aus "Evolution“. Der Track bietet ein etwas atmosphärischeres Setting und im Mittelteil sogar Cleanvocals. Ansonsten alles beim Alten. Insgesamt packt mich der Song aber nicht so sehr. Danach wird wieder kräftig am Temporad gedreht und die Strapazierfähigkeit der Nackenmuskulatur bis zum Limit ausgereizt. Vor allem bei der zweiten Single 'Gravity' zeigt Lauren Hart, dass Sie nicht nur ziemlich nice aussieht, sondern auch alles zu Asche und Staub schreien kann. Da wurde definitiv an der Gesangtechnik gearbeitet und es bleibt zu hoffen, dass dieses Stimmvolumen auch langfristig auf den Liveshows abgerufen werden kann. Leider wiederholen sich dann auf "Evolution" die Muster der Songs. Ab und an werden Clean-Vocals integriert und der allgegenwärtige Arch Enemy-Vergleich zieht sich wie ein rotes Tuch durch das Album. Ein Paradebeispiel dafür ist der Track 'Paragon'.

Photo by Richard Marz

Das längste Stück der Platte ist mit 'Drain' ein fast sechsminütiges, etwas langweiliges Duett, welches den Zuhörer wenig fesselt. Ganz in Gegenteil dazu mein Anspieltipp für die Platte 'Dark Matter'. Das Biest an den Drums, Dillon Trollop, lässt da mal ordenlichst die Sau raus, während Lauren alles kurz und klein schreit.

Alles in allem ist die Platte sehr solide und Lauren Hart ist das absolute Highlight. Neben ihr rückt die Band sehr in den Hintergrund. Und wer sich durch den Albumtitel "Evolution" eine Weiterentwicklung zum Debütalbum erhofft hat, wird hier leider enttäuscht. Hier bleibt der Schuster bei seinen Leisten und im Vergleich mit Arch Enemy zieht auch hier ONCE HUMAN den Kürzeren.

Das Melodic Death Rad wird nicht neu erfunden aber solide auf die Bahn gebracht. Daher gibt es hier für "Evolution" 4 von 6 Sternen, vor allem Dank der Energieleistung an den Vocals.

Album-VÖ: 17.02.2017