(People Like You Records/ Sony Music)
Was 2011 mit "Phoenix Effekt" begann und vier Jahre später mit "Nordost" fortgeführt wurde, findet nun mit "Choral Vom Ende" einen runden Abschluß. Die von vorn herein geplante PunkRock-Trilogie, wird mit den Mitteln des Melodycore zu einem großen Konzept, welches STAATSPUNKROTT mit den Schlagworten Zerbrechen/Neuanfang, Aufbruch und Niedergang/Ende im Kontext des mythologischen Wesens des Phoenix erklären (vgl. Wikipedia 🙂 ).
Genug der Intention, kommen wir zur Musik und den 12 Tracks, die uns auf "Choral Vom Ende" erwarten:
Was gleich beim ersten Song 'Richtung Horizont' positiv auffällt, ist der Ansatz, anders klingen zu wollen, als man es von deutschsprachigen Punkbands gewohnt ist. Das Augenmerk liegt auf einnehmender Gitarrenarbeit, die tolle Melodien in petto hat - dies in Kombination mit einem freshen Uptempo-Beat. Die musikalischen Vorbilder sind vermutlich eher bei der alten Fat Wreck/ Epitaph-Schule zu finden, als bei Slime.
'Monokel Für Zwei Augen' reisst mit einem soliden Spannungsaufbau mit, der einen tanzbaren Rhythmus mit einem explosiven Chorus vereint und angenehm im Ohr kleben bleibt. Hier der Song in Bewegtbildern:
Bei 'Eis//Meer' zeigen STAATSPUNKROTT einen leicht aggressiveren Ansatz, der ihnen aber auch sehr gut zu Gesicht steht. Die gut platzierte Background-Unterstützung trägt den Song über die Ziellinie, wobei die letzten Sekunden hardcore-like gebrüllt werden, was leider zu gewollt klingt.
Wie emotionale Rauhheit ebenfalls funktioniert, zeigt 'Herz In Hand', der mich (warum auch immer?) an alte Red City Radio erinnert und mit jeder Menge Herzblut vorgetragen wird. Und genau diese Intensität zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Ob nun Ohrwürmer wie 'Vom Glück', 'Umrissmensch' oder 'Der letzte Salut (Nordost Pt.II)', welche mit abgerundeten Ecken und Kanten den Bedarf nach Eingängikeit schnell befriedigen, als auch Kompositionen wie der Titelsong und 'Hardest Goodbye', die den Hörer auffordern genauer hinzuhören, sich mittreiben zu lassen, sich darauf einzulassen, dass STAATSPUNKROTT zwar einerseits unterhalten wollen aber andererseits auch etwas mitteilen wollen, ohne platt zu formulieren.

Staatspunkrott Photo by Sarah-Debora Schmidt
Wenn der letzte Ton von 'Socius' verklungen ist und "Choral Vom Ende" beendet ist, sitzt man erstmal ein paar Minuten vor seiner Anlage und lässt das Album Revue passieren. Wenn es eine Band schafft, dass man sich mit ihr beschäftigen möchte, ohne dass "nur" Musik konsumiert wird, ist das doch bemerkenswert.
STAATSPUNKROTT liefern mit "Choral Vom Ende" ein solches Beschäftigungsmodell und können sich auf die Fahnen schreiben, das Niveau für kommende Punkrock-Alben aus dem deutschsprachigen Raum immens hoch gesetzt zu haben.
Minimaler Kritikpunkt am Ende, der rein subjektiver Natur ist: Der Drum-Sound klingt irgendwie zu dumpf-scheppernd und der Gesang hätte ruhig etwas nach vorne gemischt werden dürfen.
Album-VÖ: 03.03.2017