(Warner)
Kein Zweifel, nach 17 Jahren und mit dem mittlerweile siebten Studioalbum sind MASTODON ganz oben angekommen. Dabei ist der Wandel im Sound zwischen "Remission" von 2002 und dem neuen Album "Emperor of Sand" einerseits dramatisch, andererseits sind beide Alben unverkennbar MASTODON - genau wie alle dazwischen. Unsterblich und unverzichtbar spätestens seit dem 2004er "Leviathan", setzen sie seit "Crack the Sky" (2009) mit jeder neuen Veröffentlichung die Messlatte drei Nummern höher.
Vom reinen Sludge des Debuts bleiben 2017 nur ein paar Riffs übrig und auch der Gesang ist fast ausnahmslos melodisch. Ursprünglich war das neue Album mal als eine Doppel-LP mit stark unterschiedlichen Songs für die zwei Hälften angekündigt. Jetzt ist es doch ein homogenes Album, mit einer ziemlichen Bandbreite an Songs, geworden. MASTODON besuchen eigentlich jede Periode ihres eigenen Schaffens noch mal, ohne sich auch nur im entferntesten selbst zu kopieren. Dafür ist das musikalische Gespür aller vier Musiker auch einfach zu groß. Wer die vorab veröffentlichten Videos gesehen/gehört hat, weiß was ich meine. 'Sultan’s Curse' (welcher auch der Opener ist) haut mit einem fiesen Riff, das auch auf "Leviathan" stehen könnte, gleich mächtig rein. Gefolgt von 'Show Yourself', das vermutlich der bislang zugänglichste und „poppigste“ MASTODON-Song ist - und aller Hater zum Trotz, auch der ist einfach geil.
Schlagzeuger Brann Dailor hat auf "Emperor of Sand" noch mehr Gesangsparts als früher. Und er ist nicht nur einer der interessantesten Drummer im aktuellen Metal-Zirkus, sondern auch ein ziemlich guter Sänger mit Gespür für super Melodien. Und davon gibt es viele. 'Steambreather' ist auch so ein Song: Fast poppig, aber immer auch ein wenig verschroben und schrullig und unkonventionell und dadurch geil. 'Roots Remain' ist eine epische Hymne, genau wie 'Words To The Wise'.
'Andromeda' und 'Scorpion Breath' erinnern am ehesten an die "Blood Mountain"- Phase, böse Vocals von Brent Hinds inklusive. "Emperor of Sand" mischt unterm Strich das beste aus "Crack the Sky" mit diesen vielen epischen Pink Floyd - mäßigen Vibes und dem stärker am 70ties Rock angelegten "Once more round the Sun" von 2014. Wie auch schon auf dem Vorgänger, sind die Songs mit normalen Spielzeiten versehen und nicht mehr so ausladend. Einzig der balladesk beginnende und sich zum Ende zu einem Rausch entwickelnde Rausschmeisser 'Jaguar God' kratzt an der 8-Minuten-Marke.

Photo by Jimmy Hubbard
MASTODON ist ein unglaublich gutes Album gelungen, das Ihre größten Stärken perfekt zusammenfasst: Schnoddrige Härte, Riffs und doppelläufige Gitarrenparts irgendwo zwischen LSD-Trip, Sludge-Metal und 70ties Rock, epische Hooklines und schrullige Gesangsparts oben drauf. Zwischendrin passieren so viele kleine Dinge, die jedes Soundloch ausfüllen und ohne dass man es so richtig merkt, aber die genau den Unterschied machen. Hier noch ein Lick, da noch ein Effekt. Kaum zu sagen, wie viel Liebe und Arbeit in den 11 Songs stecken. Fakt ist: die Band spielt in Ihrer eigenen Liga. Einer der Anwärter aufs Album des Jahres.
Album-VÖ: 31.03.2017