(Golden Antenna)
Als ich vor ein paar Wochen in den Teaser zur LP reingehört habe, hat’s nur ein paar Sekunden gedauert, bis mir klar war, dass das 'ne gute Platte wird. Mit wuchtigen Akkordfolgen im gewaltigen Soundgewand haben TELEPATHY Eindruck hinterlassen und wissen auch, auf voller Distanz noch ordentlich nachzulegen.
"Tempest" ist das zweite Album des Instrumental-Monsters aus England und kann mit seiner Mischung aus Post Metal meets Sludge (à la Cult Of Luna / Neurosis / ISIS) vollends überzeugen. Die ab und zu eingestreuten Black Metal-Blast Speed-Parts brechen immer wieder die tonnenschweren Riffs auf und passen ziemlich gut ins Gesamtbild. Bei 'Echo of Souls' gibt es dann zwischendurch auch noch ein wenig Gesang. Es dominieren aber ausgedehnte Riff-Landschaften im Wechsel zwischen Stakkato-Salven, feinen Melodien und unwahrscheinlich breiten Gitarrenwänden.

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Manche Bands im Instrumental-Metier verlieren sich etwas im Songwriting und lassen die Songs wie eine relativ wahllose Aneinanderreihung von Riffs wirken. TELEPATHY haben es jedoch raus, ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen, Spannungsbögen aufzubauen und den Hörer am Ball zu halten. Auf sinnloses Chaos-Parts und völlig verhalltes Geschreddere, das häufig zu unrecht mit „episch“ gleichgesetzt wird, verzichten TELEPATHY. Lückenfüller-Parts haben sie nicht nötig. Daher sollten ungedingt auch Nicht-Instrumental-Metal-Fans mal reinhören.
Die Schwere der Songs betont das „Heavy“ in Metal, die emotionale Tiefe erzeugt eine Stimmung wie Nebel im einsamen Winterwald (so wie in der Eröffnungszene zur allerersten Game of Thrones-Folge, für die die sich erinnern). Für den Sound ist Jaime Gomez vom Orgone Studio in London verantwortlich, wo so illustre Gesellen wie Ghost, Opeth oder auch Paradise Lost schon ihre dunklen Seelen digitalisiert haben. Fans oben genannter Bands unbedingt reinhören, ebenso wie alle anderen Metaller mit offenen Ohren für Neues.
Auch wenn es gerade Frühling wird und die Band hinter die Platte ein Konzept zum Thema Trauer und Isolation stellt (klassische Gute-Laune-Es-Wird-Sommer-Themen…), kann man mit "Tempest" nichts falsch machen. Ich empfehle dann noch den Griff zur 2xLP Version, inklusive Etching auf der D-Seite. Das schöne Layout der LP rundet diesen Klasse-Release ab.
Album-VÖ: 31.03.2017