(Fueled by Ramen/ Atlantic/ Warner)


Einst noch leicht versteckt im Schatten von Pop-Punk-Giganten wie Blink182 oder Fall Out Boy, treten ALL TIME LOW im Jahre 2017 komplett abgenabelt und mit eigens verdienten Sporen auf und präsentieren mit "Last Young Renegade" ihr siebtes Werk, welches mit zehn brandneuen Songs des Quartetts aus Baltimore aufwartet. Ob dabei die poppige oder die punkige Seite gewonnen hat, soll sich in den folgenden Zeilen klären.


Wir beginnen mit stimmungsvollen Singlenotes, die den Titeltrack einleiten und in einem rockig-eingängigen Refrain münden. Ob Punk oder Pop scheint erstmal egal, der Song ist so oder so ein sehr gelungener Opener. Bittersüß wie der Name erwarten lässt schließt sich 'Drugs And Candy' als verträumte Midtempo-Nummer an und ebnet damit den Weg für 'Dity Laundry', welcher zuvor schon als Album-Appetizer released wurde. Klänge voller Pathos und "oohoohooh's" im Refrain, derzeitiger Zwischenstand: Pop zwei, Punk eins. 'Good Times' macht genau da weiter und es wird an den Effektreglern gedreht. Schneller wird das Ganze erst wieder durch 'Nice2KnoU', als der Punk schon komplett abgeschlagen schien. Doch dieses Aufbäumen scheint nicht von Dauer zu sein, da 'Life Of The Party' mit einem dermaßen glatt gebügelten Popbeat daherkommt, dass der Song ohne Probleme als gefälliger Radiosong durchgehen könnte.

Runter vom Dancefloor und auf in die Chillout-Lounge geht es mit 'Nightmares', der die optimale Soundkulisse für die Stimme von Frontmann Alex Gaskarth bietet. Eine schöne Kombination, die wieder etwas an Qualität verliert, sobald der Rahmen eher den 08/15-Pop-Rahmen annimt, wie es leider bei 'Dark Side Of Your Room' der Fall ist. So holt man sich nun für 'Ground Control' Verstärkung durch die kanadischen Indie-Zwillinge Tegan and Sara und hat damit zwei weitere passende Stimmfärbungen im Gepäck.

Der zehnte und somit finale Song 'Afterglow' bedient sich wieder vieler Spielereien und Pianoklängen und ich muss hin und wieder an penetrante Melodeien wie die der zweifelhaften Radioperlen von z.B. Owl City denken. Ich weiß, es scheint ein harter Vergleich zu sein, aber hier brauchen wir keine Verlängerung. Nach Abpfiff gewinnt Pop gegen Punk ganz klar 7:3. So ist dies nicht pauschal aussagekräftig, da es darauf ankommt, welchem Genre man angehört.

All_Time_Low_Photo_by_Matty_Vogel

All Time Low Photo by Matty Vogel

Unter dem Strich ist ''Last Young Renegade'' ein stimmiges, hörbares Album, welches nirgends groß aneckt und auch ein paar Highlights aufweist. Doch sind es ja die Ecken, an denen man sich stößt, welche in Erinnerung bleiben. Somit ist die Nachhaltigkeit hier schwer einzuschätzen. Dies wird die Zeit zeigen.

Album-VÖ:02.06.2017