(Triple Crown Records)

Ganze zwei Minuten muss man sich beim neuen FREE THROW Album in Geduld üben. Dann lösen die Jungs aus Nashville die Handbremse und lassen ein Emo-Referenz Feuerwerk zünden welches von den frühen Jimmy Eat World bis hin zu den momentanen Emokönigen Sorority Noise reicht.

Hierzulande segeln FREE THROW noch immer unter der Flagge „Geheimtipp“ durch die Musiksezene, das dürfte sich aber mit "Bear Your Mind" ändern. Der elf Track starke Longplayer vereint die Stärken von mehreren Jahrzehnten Emo-Pop-Punk auf einem Album. Dem Intromäßigen 'Open Window' folgt das von Gitarrenmelodien wuselnde 'Rines.Repeat.' Wer einen Faible für Gitarrenrock hat, aber bis jetzt noch nicht gefangen genommen wurde, der kann sich dann spätestens bei der Leadsingle 'Randy, I Am The Liquor' nicht mehr erwehren. Der Song setzt sich zwischen die Stühle von Skate-Punk, Collegrock und Emo, und findet dennoch seinen Platz. Selbst für ein bisschen Screamolyrics ist Zeit – Stark!

Und auch wenn es in den Songthemen immer mal wieder düster wird ('Weight On My Chest'; 'Hope Spot'), tragen die meisten Melodien auf "Bear Your Mind" doch immer so viel Sonnenschein im Herzen, dass die Platte gerne beim nächsten Grillabend aufgelegt werden darf. Aber darauf sollte man die Platte keinesfalls reduzieren, denn "Bear Your Mind" ist eine dieser Platten die auch anders funktionieren dürfte. Nämlich dann, wenn man sich mit Kopfhörern und den Lyrics vor Augen dem Sound der Band nähert. Dann fällt nämlich auf, was für ein genialer Songwriter in Bandkopf Cory Castro steckt. Ratlosigkeit, Verzweiflung und eine doch immer wieder positive Sichtweise auf die Dinge zeichnen die Lyrics auf "Bear Your Mind" aus.

Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass FREE THROW nicht auf halber Strecke die Puste ausgeht. Das Album gefällt von vorne bis hinten, klingt frisch und modern, mal laut, mal leise und ist obendrein verdammt abwechslungsreich. Vor einigen Tagen haben wir Euch bereits den Track 'Better Have Burn Heal' ans Herz gelegt und auch nach dem uns das Album in Gesamtlänge vorliegt, möchten wir Euch nochmals auf diesen Track hinweisen. Leadsänger Cory Castro singt in dem Track offen über den Kampf zwischen seinem Körper und seinem Verstand. Zum Song sagt Castro: „'Better Have Burn Heal' handelt von meinem Kampf mit Körperwahrnehmung und Dysmorphophobie. Ich kämpfe schon länger damit und fand, dass es nun an der Zeit ist endlich darüber einen Song zu schreiben. Ich habe den Song bewusst so geschrieben, dass jeder, der sich in seiner eigenen Haut unwohl fühlt, sich mit dem Song identifizieren kann. Es kann sehr sehr lange dauern seinen Körper lieben zu lernen und ich hoffe, dieser Song begleitet auch andere Menschen auf diesem Weg."

Den Song könnt Ihr hier streamen:

Wer nicht im Besitz eines Streamingdienstes sein sollte und noch weitere Hörproben von "Bear Your Mind" benötigt, der kann sich diese ausführlich via Youtube geben. Das Indielabel Triple Crown Records hat dort diverse Albumtracks hochgeladen. Vermutlich in dem Wissen, welch großen Fisch sie da, nach You Blew It!, Tiny Moving Parts und Sorority Noise, wieder gesignt haben.

"Bear Your Mind" ist jedenfalls so gut, dass es die Lücke einnehmen könnte, die das immer noch nicht erschienene Brand New Album in mein musikalisches Herz gerissen hat.

Album-VÖ: 26.05.2017