(earMUSIC/Edel)
Wenn man nur etwa ein Jahr nach Veröffentlichung seiner Best-of-Compilation “Killer Elite“ direkt die nächste Scheibe nachlegt, dann hat man entweder ein Problem damit sich mal eine Auszeit zu gönnen oder man hat das Gefühl, dass man noch längst nicht seine besten Songs geschrieben und produziert hat. Bei DRAGONFORCE ist es wohl eine Kombination aus beidem. Natürlich ist es schwer sich immer an Hits wie ‘Through the Fire and Flames’ und ’Fury of the Storm’ messen zu lassen, aber DRAGONFORCE nehmen die Herausforderung an und haben bereits während der letzten Killer Elite Tour angefangen an den Songs zu Ihrem siebten Studioalbum “Reaching Into Infinity“ zu pfeilen. Weitere Tracks wurden dann in den Fascination Street Studios in Schweden eingespielt und perfektioniert. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen und vor allem hören lassen.
Die Band präsentiert der Welt in der Standard Version von “Reaching Into Infinity“ elf neue Tracks, welche in der Special Edition um zwei Bonus Tracks erweitert wird. Zudem gibt es on top eine Bonus DVD mit sechs Live Auftritten vom Woodstock Festival Poland 2016.
Das Album startet direkt mit dem Titeltrack ‘Reaching Into Infinity’, welcher überraschenderweise kein kompletter Track ist, sondern lediglich ein knapp anderthalb minütiges Instrumental. Der Track stößt das Tor zu einem wirklich abwechslungsreichen Extreme Power Metal Album auf und nach weiteren 30 Sekunden des gespannten Wartens, bei dem ersten vollständigen Song ’Ashes Of The Dawn’, wird das Selbige belohnt und der typische kreischende Gitarrensound, angetrieben vom DRAGONFORCE Gitarrenvirtuosen Herman Li, erreicht den Gehörgang. Wenn dann auch noch das erste mal der Gesang von Marc Hudson einsetzt dürfte dem allgemeinem Power Metal Fan mindestens ein Grinsen ins Gesicht kommen.
Die nachfolgenden Songs, wie ’Judgement Day’ und 'Astral Empire’, bringen dem kein Abbruch und knüpfen mit vielen Gitarren- und Keyboardsoli nahtlos an. Die Handschrift von Produzent Jens Bogren ist dabei deutlich erkennbar.
„Der Titel des Albums erklärt ziemlich gut, was wir mit unserer Musik zu schaffen versuchen“, fasst Bassist Frédéric Leclercq zusammen. „Die heutige Welt ist verrückt – es gibt Angst vor der Zukunft, Unsicherheit. Aber die Kraft der Musik ist unendlich und sie kann den Menschen Stärke und Hoffnung geben.“
Falls jemand bereits jetzt beim Hören des Albums ins Schwärmen gekommen sein sollte, dem sei gesagt, der Mittelteil das Albums packt noch mal eine Schippe drauf. Zunächst beweisen DRAGONFORCE mit 'Silence‘ dass die Briten nicht nur Vollgas fahren, sondern auch ruhige Töne anschlagen können. Man kann für DRAGONFORCE Verhältnisse sogar von einer Ballade sprechen. Danach folgt der wohl eingängigste Song des Longplayers, der stark an den Klassiker ‘Through the Fire and Flames’ im Refrain erinnert. Passagen des Tracks bohren sich förmlich in den Gehörgang und falls man Titelvorschläge für das nächste Best Of sammeln möchte, ist ’Midnight Madness’ auf jeden Fall ein heißer Kandidat.
Und wer jetzt noch Bock auf was etwas Episches hat, einen langen Track mit vielen Soli und einigen Geschwindigkeitswechsel vermisst, oder einfach der Meinung ist etwas Growling würde dem Album gut tun, demjenigen wird mit 'The Edge Of The World‘ Abhilfe geschaffen. Ein elf Minuten Stück welches mit einem eingängigen Refrain und der überraschenden Growling Passage zu überzeugen weiß. In der Special Edition gibt es mit ‘Hatred And Revenge’ nochmals eine Nachschlag an Power Metal.
Power Metal Helden Epos at it’s best. Ein mehr als solider Auftritt der Briten auf mehr als 69 Minuten Spielzeit. In meinen Augen besser als erwartet! 5 von 6 Blitzen sind hier gerechtfertigt.
Album-VÖ: 19.05.2017