(Millenium/Edel)
SIKTH sind endlich zurück! Und das ist wirklich großartig, denn nachdem System of a Down im Jahr 2005 ihr letztes Album rausgehauen haben, kam im Sommer 2006 das bisher letzte Album von SIKTH raus. Und seitdem herrschte quasi erstmal Nachschubmangel bei Anhängern der experimentierlastigen Rockmusik. Tatsächlich ähneln sich die Stile der beiden Bands nämlich stark, wobei man SIKTH wohl immer noch als die etwas aggressivere Band bezeichnen kann. Die Band trennte sich sogar offiziell im Jahre 2008 und galt somit sogar als Geschichte. Aber 2014 folgte dann ein Reunion-Konzert und nun, satte 11 Jahre seit dem letzten Album, erwartet uns mit "The Future in Whose Eyes?" tatsächlich eine komplett neue Platte und auf diese durfte man wirklich sehr gespannt sein.
Und was soll man sagen? Mit 'Vivid' gibt es einer erstklassigen Start, der sich so anhört als ob SIKTH nie weg gewesen wären. Der Sound erinnert sofort an den direkten Vorgänger und lässt keine Wünsche offen. Der Gesang sollte dabei sofort jeden System of a Down-Anhänger aufhorchen lassen, der die Band vielleicht vorher nicht kannte. Genau so soll es auch weitergehen und bei 'Century of the Narcissist?' lohnt es sich, auch mal mehr auf den Text zu achten, dann wird einem klar, dass SIKTH auch ein Ziel mit ihrer Musik verfolgen und sehr sozialkritisch veranlagt sind. Auch hier schließt sich also wieder die Brücke zu dieser einen Band, die ich hier nun oft genug erwähnt habe. 'The Aura' gibt mir kurz die Möglichkeit, auf die recht tiefe Erzählerstimme einzugehen, die da öfter mal zu hören ist und sich perfekt ins Klangbild einfügt. Diese gibt dann auch quasi ein Gedicht zum Besten und zwar im kurzen Überleitungsstück 'The Ship Has Sailed', bevor man knallhart in 'Weavers of Woe' geworfen wird, welches aber auch ein paar ruhigere Töne anschlägt und vor allem auf instrumentaler Seite ein wahres Monster ist. Bei 'Cracks of Light' gibt es dann den ersten Gastsänger in der Bandgeschichte und zwar in Form von Spencer Sotelo von Periphery. Er gibt dem Refrain einen ganz anderen Touch und lässt damit den Song sehr frisch erscheinen, ohne dabei den Stil von SIKTH komplett aus den Augen zu verlieren. Und garniert wird das Ganze schließlich sogar noch mit ner Packung voll Blastbeats.
Nach dieser Ladung an Aggressionen steigt man erstmal ganz melodisch in 'Golden Cufflinks' ein und dank der verringerten Geschwindigkeit kommt der Gesang einfach noch eine Ecke besser zur Geltung, was das Ganze zu einer sehr emotionalen Angelegenheit macht, ein grandioser Track auf einem bis hierhin sehr hochklassigen Album. 'The Moon's Been Gone for Hours' ist dann wieder eine erzählte Geschichte und sollte einen doch deutlich zum Nachdenken anregen. Richtig wild wird 'Riddles of Humanity' dadurch, dass es wie geordnetes Chaos klingt. Hier treffen wirklich die verschiedensten musikalischen Einflüsse aufeinander und ergeben einen Ritt, der es in sich hat. 'No Wishbones' lässt auch kaum Wünsche offen, also sollte man lieber nochmal über 'RIde the Illusion' reden. Man mag es kaum glauben, aber da bringen die Jungs tatsächlich doch sogar noch düstere Black Metal-Klänge mit ein! Was auf "The Future in Whose Eyes?" alles gemixt wird, ist einfach beachtenswert und verdient es, von der Menge gehört zu werden. Passenderweise ist das Outro 'When it Rains' dann ein mit Wellenrauschen unterlegtes elektronisches Stück, was stark an die Musik des Filmkomponisten Cliff Martinez erinnert und einen nach diesem wilden Ritt wieder etwas zur Ruhe kommen lässt.

Photo by Gobinder Jhitta
Machen wir es kurz, die 11 Jahre Wartezeit haben sich aber sowas von gelohnt! "The Future in Whose Eyes?" ist ein sehr starkes Album, was einen von Anfang bis Ende mitreißt. Zugegeben, so wirkliche Ausnahmestücke fehlen hier, aber das durchgängige Niveau liegt einfach verdammt hoch, Deswegen reicht es auch nicht ganz zur Höchstnote, aber eine Platte von dieser Qualität müssen System of a Down (Ja, jetzt kommt doch nochmal dieser naheliegende Vergleich) auch erstmal später in diesem Jahr veröffentlichen. Die Messlatte liegt jedenfalls sehr hoch und ich empfehle jedem, der auch nur ansatzweise auf diesen Genremix steht, der Scheibe zumindest eine Chance zu geben. Denn wenn SIKTH schon damals die große Bekanntheit verwehrt blieb, dann wäre es schön, wenn es diesmal klappen würde.
Album-VÖ: 02.06.2017