(ear Music)

“Paranormal“ - einen passenderen Albumtitel hätte sich Vincent Damon Furnier, besser bekannt als ALICE COOPER, wohl nicht aussuchen können. In den 48 Jahren seit Veröffentlichung des ersten Albums war ALICE COOPER wohl alles, aber definitv nie „normal“. Musikalische Veränderungen, das krasse Bühnenoutfit, Drogen und der Rock’n’Roll-Lifestyle taten ihr Übriges, aber ALICE COOPER stach immer aus der Masse heraus. Selbst in den letzten Jahren wurde es nicht ruhig um ihn. Nach dem fast schon experimentellen, theatralischen und hochgestochenen Vorgänger "Welcome 2 My Nightmare“ befasste sich ALICE COOPER wieder mit neuen Pfaden - welche in der Freundesangelegenheit Hollywood Vampires mit Joe Perry und Johnny Depp endeten. Da dieses Projekt sehr in den Fokus geriet, kann man auch verstehen, warum es sechs Jahre lang dauerte, bis ALICE COOPER seinen Fans mal wieder frisches Material liefern konnte.

Und das ist auf der “Paranormal“ sogar relativ gut und solide gelungen. Musikalisch landet der neue Release zwischen seinem Vorgänger und dem 2005er Album "Dirty Diamonds". Man könnte sagen, es ist ein bisschen was von allem auf der Platte vertreten. Wir haben klassischen Garagensound, teilweise Passagen, die eher nach den Beach Boys klingen, experimentelle Sounds, wenn auch nur sporadisch, sowie typische 80er Jahre Hard Rock-Drives. Aber zu keinem Zeitpunkt brechen die Songs aus dem gewohnten ALICE COOPER-Raster heraus. Das macht das Album relativ eingängig aber auch ersetzbar.

Photo by Rob Fenn

Produziert wurde die Platte erneut, wie auch schon die beiden letzten Alben, von Bob Ezrin. Erfreulich ist zudem, dass ALICE COOPER seine alten Weggefährten um sich geschart hat, um sich etwas psychedelischem klassischen Sound zu widmen. Dennis Dunaway der Ur-Basser der ALICE COOPER-Band unterstützt bei 'Fireball' und 'The Sound Of A’. Und dann wird es noch besser. Zu einem der Highlights auf dem Album, dem Song 'Rats', stoßen sowohl Michael Bruce als auch Neal Smith, die beiden anderen Überlebenden der Ur-Besetzung, hinzu und liefern ziemlich gut ab.
Aber auch textlich hat das Album einiges zu bieten. Schon der Opener und Titeltrack 'Paranormal‘mitgeschrieben und eingespielt von Roger Clover, enthält einige schöne Passagen.

„Like a Spiderweb kiss on your face“ ist eine schöne Umschreibung, wie etwas Gewöhnliches mit einer kleinen Veränderung "paranormal" werden kann. So ist ALICE COOPER stets gewesen. „I am condemned to this long endless night and I live in the absence of light" heißt es am Ende des Songs. Nur gut, dass dies nicht für das Rampenlicht gilt und so können wir uns bestimmt bald wieder auf gute Liveshows freuen.

Fans sollten sich trotz des soliden Albums, welches jedoch lediglich 34 Minuten dauert, unbedingt die Limited Edition zulegen. Auf der zweiten CD bekommt man wirklich alles, was man von einer Bonusscheibe erwartet. Neben den sechs Live-Stücken aus der 2016er Show aus Columbus enthält der Bonus noch zwei weitere Tracks in der ALICE COOPER-Originalbesetzung. 'Genuine American Girl' und 'You And All Your Friends'. Die Tracks gehören zu den Anspieltipps auf dem Album, wobei 'Genuine American Girl' auch mein persönliches Highlight auf der gesamten Edition ist. Für Fans des typischen Detroit Rock ist darüberhinaus 'Dynamite Road‘ zu empfehlen.

ALICE COOPER überzeugt ohne dabei zu sehr zu glänzen. Die Bonus Scheibe gibt noch mal ordentlich Schwung und führt zu 4,5 Blitzen im Gesamtpaket.

Album-VÖ: 28.07.2017