(Long Beach Records Europe/ Broken Silence)
Es ist schon bemerkenswert in welch kurzer Zeit sich THE PROSECUTION einen internationalen Standard angeeignet und im selben Zuge ihre politische Überzeugung durch kluge Texte manifestiert haben. Der kraftvolle Ska-Punk verleitet natürlich eher zum Feiern, kann aber auch einen lautstarken Protest gegen das Establishment und einer Gesellschaft befeuern, die sich scheinbar immer weiter rechts positioniert.
Mit ihrem 2015er-Album "Words With Destiny" haben THE PROSECUTION die Messlatte für zukünftige Veröffentlichungen schon recht hoch angelegt, weil es dort gelungen ist, dem eingeschränkten Genre des skalastigen Punkrocks noch einige Nuancen hinzuzufügen, die das Album sehr spannend und dynamisch gestaltet hat.
Nun also "The Unfollowing", das vierte Studioalbum und soviel sei verraten - wieder ein enormer Schritt nach vorne! Hier werden Menschen glücklich gemacht, die einer Verbindung von Bläsern und Punkrock nicht abgeneigt sind, die sich politisch und gesellschaftlich dem linken Spektrum zugehörig fühlen und/oder einfach für eine Dreiviertelstunde mal abschalten und freidrehen wollen.
Mit 'The State Of Hate' nimmt "The Unfollowing" sofort rasant Fahrt auf und hat den ersten von vielen veritablen Hits an Bord. Die Bläsersektion schiebt gut nach vorne, um den Punkrock gleich zu Anfang perfekt zu supporten. Mit Erreichen des Refrains ist sowieso sämtliche Zurückhaltung vergessen und man reckt die bierdosenhaltende Faust und tanzt ausgelassen im Kreis.
Dass Anti-Flag einen kleinen Eindruck bei THE PROSECUTION hinterlassen haben, merkt man bei 'Forlorn', der ebenfalls durch seinen akkurat durchkomponierten Midtempo-Sog überzeugen kann. Die Jungs haben das Talent, Melodien zu kreieren, die sofort im Köpfchen hängen bleiben und selbst bei der 50sten Wiederholung nicht nerven.
Aufgrund der Partytauglichkeit der Songs (welches sicherlich auch viel dem Bläsereinsätzen geschuldet ist), würde es mich nicht wundern, wenn der Status von THE PROSECUTION langsam den von Donots etc. erreichen würde. 'Where We Belong', 'Lifelines' oder 'Ignite Our Passion' laufen so perfekt rein, dass es Einem fast Angst und Bange werden kann. 🙂
Allerdings sind auch ein paar Füller auszumachen (wobei dass bei jedem Hörer wahrscheinlich unterschiedlich ist) - namentlich sind das 'My Silent Phone And Me' und 'Angel For Moment (Devil For A Lifetime)', die mich persönlich aufgrund ihrer (empfundenen) aufgesetzen Fröhlichkeit etwas nerven. Wobei solche Songs vermutlich bei Live-Auftritten verdammt gut funktionieren werden, da der Ska-Beat zum Tanzen verleitet.
Als Abschlußtrack wurde 'Melodies Of Timeless Stories' ausgewählt und runder hätte man "The Unfollowing" auch nicht beenden können. Im Grunde werden nochmal alle Stärken von THE PROSECUTION in einem Song vereint. Auch wenn der Song im unteren Midtempo angesiedelt ist, entwickelt er einen unglaublichen Sog. Tolle Gesanglinien, die sich zu einem alles umarmenden Refrain hochschauckeln - perfekt gesetzte Background-Chöre und zurückhaltende Trompeten, die die viereinhalb Minuten auf ein ganz neues Level heben. Bockstark!

The Prosecution honorarfrei C The Prosecution
Was soll man dazu sagen? THE PROSECUTION verstehen es virtuos, zupackende Songs zu schreiben, die im Punkrock verwurzelt sind und soviel Emotionen in sich tragen, dass "The Unfollowing" nicht als SkaPunk-Album unter vielen untergeht, sondern als beeindruckendes Werk wahrgenommen wird, welches Spass, politische Aussage und zielgruppenorientierte Pflichterfüllung perfekt verschmelzen lässt.
Ein feines Ding, welches an meiner subjektiven Jahres-Bestenliste kratzt.
Album-VÖ: 11.08.2017