(Victory Records/ Souldfood)
Nachdem Victory Records in den letzten Jahren (nicht ganz unschuldig wohlgemerkt) diverse Big-Player weggebrochen sind (Silverstein oder A Day To Remember), die das lukrative Genre des PopPunk-Metalcores (oder: EasyCore) abgedeckt haben, wurde es Zeit neue Bands zu pushen, die jederzeit auf der Vans Warped Tour abräumen können.
Die Wahl ist auf FOR THE WIN gefallen. Optisch geht´s schonmal in die richtige Richtung - erwachsene gestandene Männer, teils Vollbart-Träger, Tattoo-verziert und leger gekleidet. Somit ist der ernste Anspruch deutlich gemacht und der Fünfer aus San Diego kann musikalisch zeigen, was er drauf hat.
'Us Versus Them' bricht ohne großes Trara über einen herein und eröffnet "Heavy Thoughts", wie man es sich als Fan oben genannter Bands wünscht. Ein Sänger der die Klaviatur zwischen clean gesungenen PopPunk-Elementen und tiefen Growls beherrscht und dabei von Gitarrist und Bassist tatkräftig unterstützt wird. Spätestens wenn auch der zweite Song 'G Series' verklungen ist, ist klar, dass A Day To Remember eine nicht unwesentliche Referenz darstellt. Denn hier wird ein so typischer ADTR-Breakdown verbaut, dass es fast als Plagiat gekennzeichnet werden müsste.
Naja, weiter im Text: 'All Or Nothing' ist lupenreiner PopPunk, der New Found Glory-Jüngern ein Zungenschnalzen entlocken dürfte. Wären FOR THE WIN eine Dekade früher auf der Bildfläche erschienen, gehörten sie heutzutage zu den ganz Großen des Genres. So wirken Songs wie 'Nowhere To Run', 'Heavy Thoughts' oder 'Crash And Burn' etwas aus der Zeit gefallen.
Fans von alten Senses Fail oder Story Of The Year finden hier definitiv eine Alternative. Große Background-Chöre fehlen nämlich ebenso wenig im Repertoire von FOR THE WIN, so dass die Refrains noch ein Ticken energischer rüberkommen. Die überflüssige und klischeebehaftete Ballade 'Until The End Of Time' (natürlich zum Schluß) kommt selbstverständlich auch zum Zuge - macht das Tribut an die Klassiker des Genres aber irgendwie rund.

For The Win Photo courtesy of Victory Records
Man kann von Victory Records halten was man mag, ein gewisses Händchen bei der Bandauswahl muss man dem Labelmachern attestieren. Ob eine Verpflichtung aus tiefster Überzeugung heraus getätigt wird oder ob es eher marketing-technische Überlegungen sind, kann dem geneigten Zuhörer eigentlich wumpe sein.
FOR THE WIN sind weit davon entfernt Innovationspreise zu bekommen, aber das was sie machen, machen sie ziemlich gut. "Heavy Thoughts" ist mehr als nur ein Lückenfüller, um die Wartezeit auf Alben o.g. Referenzbands zu überbrücken.
Album-VÖ: 25.08.2017