(Gunner Records/ Broken Silence)
Eine Gruppe bestehend aus Mitgliedern von Western Addiction, Swingin' Utters, Cobra Skulls und Nothington? Was einen da wohl erwarten wird? Zumindest kein Beard-Punkrock, soviel steht nach dem ersten Hören fest.
Warum sollte man auch Erwartungshaltungen des Rezensenten erfüllen, der kann sich das mal schön erarbeiten, was wir ihm vor den Latz knallen! Okay, Challenge akzeptiert! SCIATIC NERVE drehen mit ihrem selbstbetitelten Debüt komplett frei und dank dem heimischen Label Gunner Records, kommen wir in den Genuss des akustischen Irrsinns. 🙂
Das erste 49-Sekunden-Geschoss 'Sciatic Nerve' bläst dich um, 'Buy A Horse' findet dann sogar eine Melodie und lässt an Only Crime mit Garagensound denken. 'Sleep While You Talk' ist wieder Hardcore-Punk, der sich an den 80ern orientiert. 'Bright Lights' könnte dagegen auch auf der B-Seite einer The Bronx-Single Platz finden.
'Get Away' schafft in einer Minute das, wofür Riverboat Gamblers mindestens die doppelte Zeitspanne beötigen. 'Dogs' und 'My Head Is Not A Toy' sind kurz und knackig im Hardcore-Punk zu verorten und haben ihre Vorbilder eventuell bei OFF! oder Cerebral Ballzy gefunden.
'Things I Can Look At' punktet mit einem verschleppten Sludge-Beat, dauert aber trotzdem nur knapp zwei Minuten. Als Gegenpart wird die Erinnerung an den Kid Dynamite/ Lifetime-Sound aufgefrischt, wenn 'The Rise' und 'I Give Up' durchgejagd worden sind.
Der Grunge wird nochmal kurz angedeutet ('With Whom You Go'), ebenso wie es einen kleinen Tribut an Chaos-Core gibt (beim Abschlusstrack 'Leave Me Alone'). Aufgrund der vielen Referenzen, die ich untergebracht habe, mag der geneigte Fan denken, dass SCIATIC NERVE nur kopieren - kann gut sein, aber es unterhält kollossal gut! 🙂

Sciatic Nerve Photo by Lindsey Lu
SCIATIC NERVE sezieren auf ihrem Album mit viel Spass etliche Spielarten des Punk und Hardcore. Mehr soll es wohl auch nicht sein - als Fun-Projekt der beteiligten Punkrocker ist definitiv ein kurzweiliges Ergebnis bei rumgekommen. Wenn es irgendwann mehr sein soll, müsste der Sound etwas fokussierter sein.
Album-VÖ: 29.09.2017