(PIAS [Cooperative]/ Rough Trade)
18 Jahre. Die Reifeprüfung von ENTER SHIKARI.
Die vier umtriebigen Briten ENTER SHIKARI (1999 als Hybrid gegründet), und ihr selbstbenannter TranceCore, den andere als eine abgefahrene Mischung aus Dubstep, Hardcore, Techno und Emo empfinden, müssen nun noch eine gehörige Prise Pop dazu packen. Endlich? Geht das gut? Vorab: Ja!
Das fünfte Studioalbum "The Spark" ist ein intensiver Mix, eine Achterbahnfahrt aus Sounds, Beats und Texten. Die nicht immer leicht zu verdauen sind, sobald man sich dafür öffnet.
'Live outside' war die erst Single-Auskopplung. Queen-esque möchte man sagen, klingt das, was da aus den Lautsprechern tönt. Man darf das als Einladung sehen, das neue Album mit anderen Erwartungen anzugehen, als seine Vorgänger.

Courtesy of Rough Trade
Steigt man erst bei diesem Album in die Welt von ENTER SHIKARI ein, wird einem das aber ggf. einfacher gemacht als mit den vorherigen Werken. Warum? Na weil der Pop doch viele Fugen füllt, die einen sonst zaudern lassen würden. Nicht minder heftig ist nach wie vor, was dort geliefert wird.
Sicher, immer noch finden sich brachiale Gitarrenriffs, treibende Elektrobeats und das authentische Shouting von Frontman Rey Reynolds zusammen.
Aber das neue Werk ist ein direkter Blick in die Seele von Rou Reynolds. Die ganze Herangehensweise der Band an das Album war anders als zuvor: “Not dampening the variety, but trying to write the best songs instead of trying to be the heaviest, the most technical, the most emotional.” Das mit den Emotionen ist ein wichtiger Faktor, der persönlichste, den Künstler liefern können. Reynolds verarbeitet auf dem Album seine seit 2015 auftretenden Panikattacken und seinen unerfolgreichen Versuch, sich selbst zu heilen. Songs wie 'Airfield' oder 'Shinri-yoku' sind nicht nur Verschnaufpausen auf dem polternden Album, sondern vielmehr Einladungen zum echten Verschnaufen eines jeden in der Welt.
Aber auch die von ENTER SHIKARI gewohnte offene Kritik an Politik und Gesellschaft ist auf "The Spark" zu vernehmen. Beispielsweise im heftigen Song 'Take My Country Back'.

Photo by Jennifer McCord
Reynolds selbst sagt über das neue Album: “The spark is a new connection, a new beginning, It can be short and insignificant, but it can create something so significant. The spark is that light at the end of the tunnel – when everything seems to be falling apart, but you’re able to see some sort of path out of the dark.”
"The Spark" ist ein Soundtrack über unsere aktuelle Welt und ist wichtig für jeden der frustriert ist,
aber dennoch die Hoffnung noch nicht verloren hat. Manchmal braucht es nur einen Funken, um ein Feuer zu entzünden. Mit diesem Album kann das der geneigten Hörerin, dem geneigten Hörer formidabel gelingen. ENTER SHIKARI mussten für die Verarbeitung der neuen Themen ihre Marschrichtung etwas anpassen, den Tonal schleifen und sich teilweise aus ihrer eigenen Komfort-Zone bewegen. Das braucht Mut, eine Flucht nach vorne. Trägt aber dazu bei, Reife zu erlangen. In allen Belangen.
18 Jahre nach Gründung der Band sind ENTER SHIKARI erwachsen geworden, wie das mit 18-Jährigen nunmal so ist. Zeit loszulassen und sie fliegen zu lassen. Es wird sich lohnen!
Enter Shikari live:
03.12. Köln - Palladium
05.12. Hamburg - Mehr Theater
07.12. Berlin – Huxley’s Neue Welt
11.12. A-Wien - Arena
12.12. München – Tonhalle
Album-VÖ: 22.09.2017