(Eigenvertrieb)

Post-Hardcore? Metalcore? You name it! Fest steht, dass das Quartett aus Kassel seit 2012 existiert und schon diverse Besetzungswechsel verkraften musste. Nun wurde sich geerdet und das neue Album "Eternal Youth" steht in den Startlöchern. BLESSED WITH RAGE nennen als Einflüsse/ Lieblingsbands u.a. folgende Kandidaten: Asking Alexandria, Motionless In White oder auch Wage War. Damit dürfte einigermaßen klar sein, wohin die Reise geht.

Aus welchen Gründen auch immer, haben BLESSED WITH RAGE kein Label im Rücken, welches sich um Produktion, Vertrieb und Promo kümmert, so dass alles in DIY-Manier erledigt wird. Sehr sympathisch und beweist, wie sehr die Jungs hinter ihrem Tun stehen (um das Album zu erwerben, klickt unten aufgeführten Link an)

'The Headstone Of Hope' macht keine Kompromisse und zeigt sofort in welchem Umfeld sich BLESSED WITH RAGE zuhause fühlen. Tiefe Growls (meinetwegen auch Shouts) während der Strophen, cleaner Gesang mit eingängiger Melodie im Chorus. Ein Breakdown darf auch nicht fehlen und wird punktgenau gesetzt. Hier ist nichts dem Zufall überlassen - das ist plausibel strukturiert und macht sogar Spass. Was den Genuss für Szenekenner und -liebhaber vielleicht etwas eintrüben könnte, ist der Mangel an Überraschungen. Im Prinzip weiß man immer, wie der Hase läuft.

'Target' und 'Dark Passion' gehen einen ähnlichen Weg, haben als kleines Gimmick noch ein paar elektronische Spielereien an Bord. Ich persönlich bin kein Freund von dem Einsatz solcher Gerätschaften in handgemachter Heavy-Musik, weswegen ich auch Enter Shikari oder Eskimo Callboy verabscheue. Klar soll es modern klingen - vermutlich bin ich einfach zu alt für den Scheiss. 🙂 Bei "Dark Passion" gibt es übrigens den ersten Gastsänger zu vermelden: Dana Willax von Kingdom Of Giants veredelt den Song.

'Cigarette' geht für mich gar nicht klar. Elektronisch verzerrtes Gebrüll und diese überbordene Nutzung von Breakdowns macht den Song unhörbar. Emmure/Carnifex-Fans werdens vermutlich feiern, da es durchgehend (konfus) zur Sache geht. Sympathisch ist dagegen der poppige Beginn und das Proberaum-Gelächter zum Ende - deswegen gehe ich mal davon aus, dass da schon auch ein Stück Ironie mitschwingt (Texte kann man ohne Booklet eh nicht verstehen).

Es gibt aber auch einige Tracks, die in Richtung A Day To Remember schielen und weitgehend mithalten können. 'Motionless' und mit Abstrichen 'Coffins Paved My Way' - hier ist Christoph Wieczorek von Annisokay mit am Start - seien als Beispiele genannt.

Aber da dieses Electro-Gefrickel fast jeden weiteren Song verhunzt, ist "Eternal Youth" meiner Meinung nach kaum hörbar, außer man ist kompletter Fan dieser Art von Metalcore. Dürfte Menschen gefallen, die auch etwas mit The Browning, We Butter The Bread With Butter und To The Rats And Wolves anfangen können. Ich gehöre nicht dazu.

Blessed_With_Rage_Photo_by_BWR

Blessed With Rage Photo by BWR

Ein anderer Redakteur hätte "Eternal Youth" vielleicht mehr abgewinnen können. Ich kann lediglich feststellen, dass BLESSED WITH RAGE konsequent ihren Stiefel runterspielen und es durchaus technisch und songwriterisch mit o.g. Bands aufnehmen können. Dann kommt noch eine Grundsympathie dazu, so dass die Bewertung wohlwollender ausfällt, als es meinen Geschmack trifft. Ein Experte in diesem Genre hätte evtl. 1-2 Blitze mehr gegeben (so zur Einordnung!).

http://blessedwithragestore.bigcartel.com/

Album-VÖ: 10.11.2017