(Motor / Edel)
Als es in der Redaktion darum ging das KELLERMENSCH Album an einen Rezensenten zu bekommen, wurde die Band als Mischung zwischen Nick Cave und Neurosis angepriesen. Bei solchen Referenzen musste ich mich natürlich melden. Und ich habe es mal wieder nicht bereut meinen musikalischen Horizont zu erweitern. KELLERMENSCH klingen genial.
Die ersten Hördurchgänge von "Goliath" fanden zunächst völlig unvoreingenommen statt. Ich kannte die Band bisher nicht, habe noch nie von dem seltsamen Bandnamen gehört, doch bereits nach dem ersten Durchgang war ich begeistert. Die ersten Rezensionsgedanken formten sich in meinem Kopf und das Fazit müsste lauten, KELLERMENSCH werden groß - sehr groß. Für Ernüchterung sorgten dann allerdings die Hintergrundinfos. Die Dänen von KELLERMENSCH sind nämlich gar keine Newcomer oder musikalischen Grünschnäbel, sondern haben bereits vor sechs Jahren ihr Debüt mit dem Titel 'Kellermensch' veröffentlicht. Und auch die Kritiker und Musikpresse zeigte sich von dem Debüt sehr begeistert. Dennoch kam es in der Folge nicht zum von mir vermuteten Triumphzug durch die Konzerthallen Europas. Den auch 2017 fristet die Band eher ein Nischendasein im Musikbiz und bei Konzerten auf deutschem Boden verirren sich nicht mal 50 zahlende Gäste in den Club. Mit "Goliath" hat die Band jetzt allerdings ein Faustpfand in der Tasche, welches den Bekanntheitsgrad hierzulande deutlich erhöhen müsste.
Das Line Up von KELLERMENSCH setzt sich zusammen aus Christian Sindermann (Gesang), Sebastian Wolff (Gitarre, Gesang), Anders Trans (Drums), Claudio Wolff Suez (Bass), Jan V. Laursen (Gitarre) und John V. Laursen (Kontrabass). Dazu kann man noch Streicher, Piano und Hammond-Orgel addieren. Und wenn man sich ein solches Orchester beim spielen einer Mixtur aus Metal, Progrock und Pop vorstellt, dann kann man eine ungefähre Vorstellung davon entwickeln wie KELLERMENSCH denn klingen mögen. Man kann aber auch einfach hier klicken:
Die beiden dargebotenen Tracks, 'Bad Sign' und 'Mediocre Man', finden sich auch auf "Goliath" wieder. Und obwohl sie wirklich gut sind, vor allem der Schlußteil von 'Mediocre Man' lässt einen mal wieder die Gänsehaut trainieren, sind die beiden Tracks noch nicht mal die besten Nummern auf dem Album. 'The Pain Of Salvation' gibt sich zwei Minuten als düsterer Progrocker aus, um dann von Bass und Piano in einen Twist getrieben zu werden der dem Song zu einer weiteren Ebene verhilft. Der Gesang von Sebastian Wolff wird klagend, teils schreiend. Gitarren-Riffs und Streicher geben dem Song den Rest. Was für ein Monster von einem Track. Das folgende 'Atheist In A Foxhole' spielt in einer ähnlichen Liga. Die zunächst mantraartigen Lyrics wirken leicht bedrohlich, der Song atmet aber dennoch einen gewissen Pop-Apeal, so dass der Track verdammt eingängig und catchy daherkommt.
Letztendlich müsste die Highlightliste von "Goliath" zehn Tracks beinhalten, denn so viele Songs versammeln KELLERMENSCH auf dem Album. Mit 'All That I Can Say' und 'Carrying My Name' beweisen die Dänen, dass sie auch Songs unter der magischen drei Minuten Grenze können. Das abschließende 'How To Get By' hätte zudem nirgends anders auf der Platte platziert werden können: „Today you are not with me - No, you had to go“.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Atheist In A Foxhole'
Album-VÖ: 27.10.2017