(Overamstel Verlag)

Im Zusammenhang mit "The Dirt", dem Buch über Mötley Crüe, habe ich mal irgendwo aufgeschnappt, dass man sich am liebsten waschen/duschen möchte, nachdem man das Buch gelesen hat. Was soll man dann aber bitte nach der Lektüre von "Die letzten Giganten" machen? Sich sandstrahlen lassen?

Das Buch kommt genau zur rechten Zeit. Dreißig Jahre nachdem die Band mit ihrem Debüt "Appetite for Destruction" in aller Munde war, verkaufen sie auf ihrer "Not in this Lifetime"-Mammut-Stadiontour alles aus und begeistern die Fans.

Der Autor Mick Wall geht dem Mysterium GUNS N' ROSES von den Kinderschuhen auf den Grund und schreibt schonungslos. So schonungslos, dass Axl im einen Song widmete und ihn hassen lernte.

Bei GUNS N' ROSES schien schon zu Anfang alles aus dem Ruder zu laufen. Als Leser ist man hin und hergerissen, in der Band einerseits eine absolut zusammengewürfelte Trümmertruppe zu sehen, andererseits geniale Ausnahme-Musiker. Die Wahrheit lag vermutlich irgendwo in der Mitte. Aus dem Hell House in Los Angeles in die großen Stadien, eine Karriere, noch extremer als die vom Tellerwäscher zum Millionär. Und eine Karriere, die Axl mit seiner Diven-Art und seinem Fernbleiben von Gigs sehr wahrscheinlich gebremst hat? Oder hat er sie dadurch begünstigt?

Fakt ist: Diese Band war gefährlich. Gefährlicher als Mötley Crüe, gefährlicher als die Idole von Aerosmith. Letztere waren mit ihren Toxic Twins Steven und Joe sämtlichen Drogen zu Beginn sehr zugetan, als GUNS N ROSES groß wurden, waren Aerosmith clean und wollten die Gunners nicht mit auf Tour nehmen, weil sie hätten rückfällig werden können. Aber das nur als kurzer Anriss des Tour-Doppelpacks.

James Hetfield's Buch war interessant, aber dass er einer Dame in Slashs Wohnung einen "Kopffick" verpasste, steht nur in diesem Buch! Worum es im Mötley Crüe-Klassiker 'Kickstart My Heart' geht, steht auch in diesem Buch. Ich war ziemlich baff. Und das Buch lässt einen als Rockmusik-Fan diverse Male erfurchtsvoll erstarren oder angewidert inne halten. Und da wären wir wieder am Anfang. Wären die Geschehnisse zum Teil nicht so lange her, man würde mindestens duschen wollen. Ein Wunder, dass es die Mitglieder ohne (Geschlechts)-Krankheiten ins neue Jahrtausend geschafft haben.

"Die letzten Giganten" ist eine 448 Seiten starke Pflichtlektüre für alle Rockfans, eine Zeitreise von den Anfängen der Band bis in die Gegenwart, an deren Ende man konstatieren muss: Verdammt gut, dass diese Band nach allen Jahren des Zwistes doch noch die Kurve bekommen hat. GUNS N' ROSES sind zurück auf der Bühne. Dort gehören sie hin. Und das beweisen sie auf ihrer Monster-Tour auch jedem Fan, der sie sieht. Drücken wir die Daumen für ein weiteres Studio-Album!

Zum Abschluss noch einige Zitate zum Buch:

„Die irre, komische, düstere und oft schmerzhafte Geschichte einer lange verloren geglaubten Band aus einer heute fernen Epoche." (Classic Rock Magazine)

„Jede Geschichte über die Guns ist lesenswert. Wenn der Autor allerdings Mick Wall heißt, wird sie zur Pflichtlektüre." (Kerrang!)

„Die ultimative Biografie will die wahre Geschichte erzählen." (Huffington Post)

Buch-VÖ: 23.10.2017