(Rhino/ Warner Music)

Die Leichenfledderei geht in die nächste Runde. "Rocket To Russia" ist das dritte Album der RAMONES und das zweite im Jahr 1977. Jeder einzelne Song ist auf etlichen Compilationen, Live-Mitschnitten oder Neuveröffentlichungen zu Ehren gekommen und es ist fast unsinnig, die Kuh weiter zu melken. Aber RAMONES bringen, wie es scheint, immer noch Geld ein - obwohl mittlerweile jeder Mensch auf Erden, der sich einen Funken für Punkrock interessiert, mindestens zwei bis drei Alben der New Yorker im Plattenschrank stehen haben sollte.

Was ist nun der Mehrwert von "Rocket To Russia - 40th Anniversary Edition"? Neben zahlreichen gemasterten Hits wie 'Cretin Hop', 'Sheena Is A Punkrocker', 'Rockaway Beach' oder 'We're Happy Family' eigentlich nicht soviel, außer man steht auf eine weitere Live-Aufnahme oder verschiedene Mixe (hier heissen sie dann "Mediasound Rough" oder "Power Station Rough"). Dann gibt's einige Perlen, die den Kauf der überteuerten Edition rechtfertigen sollen, wie z.B. eine Akustikversion von 'Here Today, Gone Tomorrow' oder der von Dee Dee gesungene Alternate-Take von 'It's A Long Way Back To Germany'.

Das bisher unveröffentlichte Konzert-Dokument wurde vor fast genau vierzig Jahren (19.12.1977) in Glasgow mitgeschnitten und enthält Songs der ersten drei Alben (u.a. 'Judy Is A Punk', 'Blitzkrieg Bop', 'Commando' oder 'Pinhead'). Eigentlich 'ne feine Sache, hat aber irgendwie einen faden Beigeschmack, weil es einfach nach Geldmacherei stinkt.

Ramones_Photo_courtesy_of_Rhino

Ramones Photo courtesy of Rhino

Für Komplettisten sicherliche eine Überlegung wert, aber wenn diese Masche so weitergeht, dürfte man als Sammler arm werden - nächstes Jahr jährt sich "Road To Ruin" zum vierzigsten mal. Ich bin gespannt, was dann wieder für unveröffentlichte Sensationen das Licht der Welt erblicken. "Rocket To Russia" hat als Meisterwerk des Punkrocks die volle Punktzahl verdient, diese Edition als Produkt die Hälfte, ergibt den Mittelwert von guten:

Album-VÖ: 15.11.2017