(Rise Records)

OF MICE & MEN sah ich zum ersten Mal 2010 im Vorprogramm von August Burns Red (mit Blessthefall) im Hamburger Logo (hier unsere Live-Rezi), am Gesang damals Jerry Roush, der zuvor bei Sky Eats Airplane war und nach nur kurzer Zeit bei OF MICE & MEN ausstieg und Glass Cloud gründete. Wobei... eigentlich sah ich die Band kurz vorher beim Pizza-Essen gegenüber, haha. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich hatte den Eindruck, die Stimmung in der Band war damals nicht die beste, vielleicht zeichnete sich zu dem Zeitpunkt auch schon etwas ab... Der Ausstieg von Jerry kurze Zeit später sprach dann Bände. Aber: Mit Austin Carlile kam der Gründungssänger zur Band zurück und führte sie straight an die vorderen Ränge der modernen Rock/Metal-Bands. Mehr als 15 Millionen verkaufte Tonträger sprechen eine deutliche Sprache! Die Band war auf den Covern von Magazinen wie Metal Hammer, Alternative Press, Kerrang!, Revolver undundund. Touren mit Bands wie Ozzy Osbourne, Aerosmith, Five Finger Death Punch, Rammstein, Linkin Park und Slipknot zementierten den Erfolg.

Zu meinen Berührungen mit den Tonträgern: Das zweite Album "The Flood" (2011) feierte ich damals ab, "Restoring Force" (2014) ging etwas an mir vorbei, bei "Cold World" (2016) war ich dann erstaunt, wie sehr die Band vom Songwriting an sich gearbeitet hatte. Und Ende 2016 stieg Austin dann komplett aus, da ihn immer wiederkehrende Herzprobleme, verbunden mit Operationen, plagten. Seitdem war die Band ohne Sänger, aber anstatt mit einem externen Sänger weiterzumachen, bleibt man als Quartett zusammen und schickt Basser Aaron Pauley (ex-Leadsänger von Jamie's Elsewhere in den Jahren 2007-2012) als festen Sänger ins Feld, der ja bislang ohnehin die cleanen Passagen übernommen hatte. Aaron dazu:

“Making this record was so much more about figuring out who we are and developing that, rather than trying to reinvent ourselves and come out with something new. We live in a culture where everything is digested seconds at a time. Instead of 15 minutes of fame, it’s 15 seconds of fame. Even though it’s become a one-serving singles and streaming industry, we make records that you’re meant to digest over a long period. For the past five years that this lineup has been together, people have expected us to fail. We took that and let it be a motivating fire for the overall vision. Change won’t define us. We’re going to define ourselves. We didn’t want to become a new band; we just wanted to be Of Mice & Men.”

Ein mutiger Schritt, aber ein logischer, denn das Gefüge der Band ist intern natürlich nur zu gut bekannt, Aarons variabler Gesang war damals schon bei Jamie's Elsewhere über jeden Zweifel erhaben und eignet sich zudem meiner Meinung nach hervorragend, Aushängeschild der "neuen" OF MICE & MEN 2018 zu sein!

Photo courtesy of Rise Records

Wie klingt denn nun das neue Album? Vier Songs waren ja bis heute bekannt. Der losmarschierende Titelsong, die Ohrwürmer 'Back To Me' und 'Unbreakable' und heute ließ man mit 'Money' den vierten Song von der Leine. Nur um mal ein paar Songs auf dem Album herauszupicken... Das neue Material groovt von Anfang an, es drückt, es geht gut nach vorn, Shouts wechseln mit schönen cleanen Parts und Singalongs, der Sound ist amtlich. Howard Benson (My Chemical Romance, Three Days Grace, Skillet, The All-American Rejects) hat mal wieder gute Arbeit geleistet. 'Instincts' erinnert am Anfang frappierend an Metallica's 'Frantic' und lässt nach einer Minute wieder diese perfekten Cleangesänge los, abgewechselt mit Lamb Of God-light-Gekeife (welches u.a. auch bei 'Warzone' zum Einsatz kommt). Das erwähnte 'Money' ist ein Cover von Pink Floyd, welches ich nicht so mega gelungen finde, aber zumindest hätte ich nicht erwartet, dass hier gerade Pink Floyd gecovert werden. Hut ab! Resümee: Hier gibt es keine Füller! Ein wenig Überraschung soll ja bis zum Release am Freitag noch bleiben! 😉

Mit 'If We Were Ghosts' gibt es zum Abschluss noch einen trauriges Stück, welches laut Aaron folgende Bedeutung hat: “That’s probably the most meaningful song on the record. We were all together when we got the news that Chester Bennington had taken his life. We toured with Linkin Park, and his music affected my life. He was somebody I would text at one in the morning when I saw something funny or ask for advice about my voice or what to do when touring gets hard. We all broke down crying. It details missing somebody. If we were both ghosts, we could do so much together, but I have to wait until I get to the other side. I never did get to say goodbye.” Schluck! 

Zum Abschluss bleibt die Frage: Werden die Fans den Weg von OF MICE & MEN mitgehen? Wie werden sie reagieren, dass Austin, das ehemalige Aushängeschild nicht mit einem (aktuell) bekannten Shouter ersetzt wurde? Ich drücke den Jungs auf jeden Fall die Daumen, das Material ist einfach zu gut, das Glück, mit Aaron einen versierten Shouter an Bord zu haben, einfach zu perfekt.

Album-VÖ: 19.01.2018