(End Hits Records/ Cargo Records)
Relativ überraschend kam im Herbst des letzten Jahres die Ankündigung ins Haus geflattert, dass GREAT COLLAPSE ein neues Album veröffentlichen werden. Nachdem vor über zwei Jahren "Holy War" herausgebracht wurde und die All-Star-Truppe um Sänger Thomas Barnett (Strike Anywhere, Inquisition) einige Konzerte (u.a. im Vorprogramm von Boysetsfire oder Rise Against) absolviert hatte, ist es wieder sehr ruhig geworden. Strike Anywhere waren zwischenzeitlich auch wieder unterwegs, so dass man hätte denken können, dass GREAT COLLAPSE ein ziemlich geiles, aber auch sehr kurzlebiges Projekt gewesen ist. Pustekuchen! Aufgrund der politischen Weltlage und einem Verantwortlichen im Weißen Haus, der rassistisch, sexistisch, dumm und gefährlich ist, war es ein Bedürfnis des Fünfers, ihre Positionen mit feinem Polit-Punk (der am Hardcore schnuppert) mitzuteilen. Herausgekommen ist "Neither Washington Nor Moscow... Again". 11 Songs, die ein Schlag in die Magengrube sein sollen, aber ebenso zum Feiern einladen.
Das zweite Album von GREAT COLLAPSE klingt noch ein Tacken wütender, ist teils düster-dissonant, aber vergisst nie die catchy Momente, die dich aus der Negativ-Stimmung herausreissen und dir ins Gesicht lachen. Dieser Spagat zwischen ernst (textlich), angepisst und der Vermittlung einer positiven Grundhaltung gelingt nur sehr wenigen Bands (die alten Rise Against oder Anti-Flag fallen einem sofort spontan ein). GREAT COLLAPSE haben sich mit "Neither Washington Nor Moscow... Again" vom Strike Anywhere-Vergleich emanzipiert/ freigeschwommen und werden ab sofort als eigenständige Band wahrgenommen.
Musikalisch wurde sich mitunter auf die alten Recken des Hardcore/Punks referenziell berufen - deswegen hört man bisweilen Einflüsse von Black Flag oder Circle Jerks, die sich wunderbar den Kompositionen unterordnen und ein Klangbild ergeben, welches knalligen Punkrock mit rasiermesser-scharfer Hardcore-Kante vereint. Und obwohl einzelne Songs kurz ausfallen ('A Tale Of Two Cities', 'Forest For The Trees' oder 'Atomic Calendar') sind sie strukturell so spannend aufgebaut, dass sie selbst beim zehnten Durchlauf überraschende Momente parat halten.
Andere Tracks spielen mit Melodien und verschiedenen Dynamiken, die sich aber immer wieder zentrieren und trotz einigen Breaks straight nach vorne gehen ('Colony Blackout', 'Patient Zero Comes Home', 'Pretty Wreckage').

GREAT COLLAPSE Photo courtesy of End Hits Records
GREAT COLLAPSE haben einfach das Händchen dafür, wie man rabiat und gleichzeitig leidenschaftlich klingen kann. "Neither Washington Nor Moscow... Again" ist ein wichtiges und wuchtiges Werk von Punkrock-Veteranen, die ihre Wut kanalisiert haben und andere Menschen inspirieren kann.
09.02.2018 DE Lindau - Club Vaudeville
Album-VÖ: 26.01.2018