(Nuclear Blast Records)

Ich zitiere Wikipedia: „Katharsis (Psychologie), psychische Reinigung durch Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen, speziell von Aggressionen“.

Ich kann förmlich hören, wie Robert Flynn sich auf "Catharsis" reinigen lässt. MACHINE HEAD stehen mit ihrem neuen Album in den Startlöchern, und das, was es zu hören gibt, gleicht einer Reinigung. 15 Songs, knapp 75 Minuten Spielzeit, und, so leid mir das auch tut, ich verstehe Reinigung in diesem Fall nicht als etwas Positives, sondern vielmehr als 75-minütige musikalische Darmspülung. Dass dabei in der Regel keine Perlen und Kleinode zu Tage kommen, ist sicherlich nicht überraschend. Viel überraschender ist hingegen, wie vollmundig Flynn über sein neues Album lobpreist: das beste Album seit "Burn My Eyes", eine Scheibe, die das gesamte Metal-Genre umkrempeln kann, … Das mit Abstand härteste Album, das die Band je gemacht hat? In welchen Träumen bitte…

Es steht völlig außer Frage, dass MACHINE HEAD musikalisch viel auf dem Kasten haben, und dass sie es schaffen, wirklich viele unterschiedliche Stilrichtungen auf ihrem neuen Album anzusammeln, nicht aber, diese zu einem homogenen Mix zu vereinen oder gar einen roten Faden erkennen zu lassen. Neben Totalausfällen wie 'Triple Beam', 'Bastards' oder 'Eulogy' (letzteres zugegebener Maßen ein Outro, das lediglich unnötig in die Länge zieht) gibt es eigentlich keinen einzigen Song, der das auch nur im Ansatz wieder ausbügeln könnte. Die restlichen Nummern sind zwar irgendwie als MACHINE HEAD erkennbar, aber beinhalten uninspirierte Gitarren-Riffs, die sich in nahezu endloser Belanglosigkeit aneinanderreihen und auch ohne klar gelungene Übergänge mehr oder weniger aneinander geklatscht wirken. Wie kann eine Band, die auf jedem Konzert merken muss, wie die Fans bei Songs wie 'Davidian' oder 'Imperium' ausrasten, eine solche Ansammlung von Durchschnitt abliefern und dann auch noch sagen, das wäre das allerbeste, was sie je gemacht hätten?!?

"Catharsis" geht als extrem hartes Rock-Album durch, oder aber als langweiliges, durchschnittliches Metal-Album. An einen Namen wie MACHINE HEAD werden aber wohl zeitlebens andere Erwartungen geknüpft, sodass ich hier schon gedanklich die goldene Himbeere für Metalalben 2018 auspacken wollen würde.

Photo by Albert Tatlock

Fairer Weise haben Flynn und Co im Vorfeld bereits genug Material vorgestellt, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Wem das nicht ausreicht, der soll sich bitte das Album kaufen und eine eigene Meinung bilden. Für mich klingt diese Scheibe so, als ob da viel zu viele Ideen auf einmal da gewesen wären, aber keine Idee, wie man diese Dinge unter einen Hut bringen solle. Das erklärt, warum der Silberling so elendig lang geworden ist, genauso wie die Tatsache, warum es sich fast mehr wie ein Sampler anfühlt denn als Album.

Für vereinzelt auftretende Riffs, wie ich sie mir en masse gewünscht hätte, sowie eine solide Produktion, packe ich 3,5 Blitze in den Topf! Mehr ist da echt nicht zu holen aus meiner Sicht!

Album-VÖ: 26.01.2018