(Heavy Psych Sounds/ Cargo)
Knackiger 70s-Sound ist ja seit einigen Jahren der heiße Scheiss. Mitten in die Hippness wurde 2014 in Berlin WEDGE geboren, die ihr Erstlingswerk ebenfalls schon über das italienische Retro-Rock-Label Heavy Psych Sounds veröffentlichten. Nun folgt also "Killing Tongue". WEDGE können mittlerweile damit angeben, dass sie schon als Support für u.a. Fu Manchu oder Blues Pills gebucht worden sind. Und in diese Schnittmenge würde ich den Sound des Trios auch verorten.
Der Einstieg 'Nuthin' schiebt mit einem ordentlich Rock 'n Roll-Shuffle schonmal schön nach vorne und lässt vermuten, dass das live sicherlich den ein oder anderen Langhaar-Träger zum Schwingen bringt. 'Lucid' (siehe Video) beisst sich eher am Blues fest und hat feines Orgelspiel im Gepäck. Mehr vertonte Nostalgie geht kaum. Nachfolgend zeigt uns 'Tired Eyes', dass man siebeneinhalb Minuten sehr spannend gestalten und trotz langen Instrumentalparts eine Dynamik aufbauen kann, die einen in den Song hineinzieht und fast schon eine psychedelische Erfahrung durchleben lässt.
'Quarter To Dawn' ist leider etwas mut- und innovationslos und plätschert an einem vorbei. Aber schon mit 'High Head Woman' können WEDGE wieder an ihre Qualitäten anschliessen - ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnert der Track verdammt an Pearl Jam. 'Killing Tongue' und 'Alibi' rocken sich schön im Midtempo in die Gehirnwindungen. Wenn man dem beschriebenen Sound ohnehin verfallen ist, haben WEDGE einiges im Köcher, was die Zielgruppe in Ekstase versetzen kann. Denn auch die letzten beiden Songs ('Who Am I' und 'Push Air') sind für interessierte 70s-Junkies mehr als nur Kopie von bekannten Referenzbands - hier kann man richtig was entdecken, wenn man Bock auf einen musikalischen LSD-Trip hat. Nicht ganz so tight wie Kadaver oder Siena Root, aber WEDGE haben ihre Nische durchaus mit Wiedererkennungswert markiert.
Im Grunde ist "Killing Tongue" ein unspektakuläres Album, welches die Versatzstücke des Genres aber derart gut zusammenbaut, dass man WEDGE attestieren muss, ein angenehmes Stück Musik erschaffen zu haben, welches man sich gerne des Öfteren geben möchte.
Album-VÖ: 09.02.2018