(MD Records/ Rough Trade)

Selbst als musikbegeisterer Mensch kommt es dann und wann vor, dass man Bands/ Künstler auch nach Jahren nicht wahrnimmt. Man hat einen Namen vielleicht mal gehört, aber sich nie mit dem künstlerischen Output ebendieser Bands beschäftigt. Was die Gründe sind, darüber lässt sich vortrefflich diskutieren - ich gebe zu, dass MASSENDEFEKT so ein Fall, wie beschrieben, ist. Mein persönlicher Grund ist recht lapidar und komplett albern. Mir gefiel der Name einfach nicht und ich assoziierte damit dumpfen Deutschrock, obwohl ich nie jemals einen Ton gehört hätte. Shame on me!! Und ohne die Bewertung für "Pazifik" vorweg zu nehmen - ich werde mir jetzt auch die vorherigen Alben wie "Tangodiesel" oder "Echos" zu Gemüte führen.

Denn nach dem ersten Hören des eröffnenden Song-Trios 'Pazifik', 'Maschinenmenschen' und 'Wo Ich Dich Finde' bin ich mittendrin in der Welt von MASSENDEFEKT - wo intelligente Texte auf rockigen Punkrock treffen und sich die Catchyness zuhause fühlt. Zwischen befindlichkeitsfixiert und politisch/gesellschaftskritisch geht es zur Sache und die einnehmenden Refrains packen sofort zu. Auch der nachfolgende Track 'Von Horizont Zu Horizont' schliesst sich der bisherigen Qualität an, während 'In/Die Hölle' ironisch den Hipstertum im IndiePop auseinanderpflückt und dafür die gleichen Stilmittel verwendet (Kraftklub...ick hör' Dir tapsen). MASSENDEFEKT finden sich soundtechnisch mit Rogers und Smile And Burn in einer Liga wieder - also irgendwie als Bindeglied zwischen Pascow/ Adam Angst und Broilers/ aktuellen Feine Sahne Fischfilet. Auch den Namen Madsen könnte man in die Runde werfen ('Glanz der Sonne'), aber das Quartett aus Meerbusch (Düsseldorfer Ecke) hat genug eigenen Wiedererkennungswert, um sie nicht nur als Plagiat abzustempeln - die Nennung von Referenzbands soll eigentlich nur darstellen, wieviel Hitqualität in "Pazifik" steckt.

MASSENDEFEKT bringen alles mit, um auf Festivals den beliebten Spätnachmittag-Slot abzugreifen, um die Stimmung vor dem Headliner anzuheizen und das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Lokal haben die Jungs jedenfalls den Hauptband-Status inne, denn das Jahresabschlusskonzert, welches jährlich in Düsseldorf stattfindet, zieht tausende Fans. Kein Wunder bei den wirklich gelungenen Kompositionen, die an den richtigen Stellen auch den Background-Gesang nicht zu kurz kommen lassen ('Freier Fall', 'Zwischen Löwen und Lämmern') und durchweg eingängig losrockern.

Massendefekt_Photo_by_Christian_Thiele

Massendefekt Photo by Christian Thiele

Ich bin überrascht wie gut mir "Pazifik" gefällt und entschuldige mich vielmals bei MASSENDEFEKT, dass ich nicht schon eher auf den Trichter gekommen bin, mir diesen tollen deutschsprachigen PunkROCK anzuhören. Wer auf oben genanntes Referenzmaterial steil geht, sollte MASSENDEFEKT in sein Portfolio aufnehmen.

Album-VÖ: 16.02.2018