(Devil Duck Records/ Indigo)

SHRED KELLY sind seit einigen Jahren der Geheimtipp unter Freunden der handgemachten Folkmusik, die aber auch andere Einflüsse zum Zuge kommen lässt. Wer sich also Mumford & Sons oder Arcade Fire übergehört hat, darf sich gerne mal mit den Kanadiern beschäftigen. "Archipelago" ist das dritte Album dieses kleinen Musikkollektivs, die es auf den vorherigen Werken ("In The Hills", "Sing To The Night") geschafft haben, mit traditioneller Instrumentierung und der Hinzunahme von Banjos, Ukelele und sogar kleinen elektronischen Spielereien, tiefgründige bis durchgedrehte Songs zu schreiben, die immer lebensbejahend waren.

Der Einstieg in "Archipelago" ist gleich der Titeltrack, der wunderbaren Folk-Pop-Rock bietet, auf den sich auch Skinny Lister-Fans freuen dürfen. Der Frühling wird eingeläutet und hat seinen Soundtrack, auch wenn man danach 'Don't Ever Look Back' hört, der diesmal vom weiblichen Member hauptverantwortlich Richtung Tanzfläche geführt wird. Das ist im besten Fall Hippie-Tanzmusik, der v.a. jungen Frauen auf alternativen Festivals gefallen wird. Das nachfolgende ruhige  'Jupiter (Any Other Way)' will ebenfalls mit female Vocals punkten, hier nervt allerdings die leiernde Stimme - der Song zieht gegen Ende an und versucht auch Dynamik aufzubauen, allerdings ist das einzig bemerkenswerte die Ukelele-Melodie.

So zieht sich das durch das gesamte Album. Es gibt diese wirklich wunderbaren (im weitesten Sinne) Rocksongs, die den aufgeschlossenen Hörer sofort überzeugen ('Stay Gold', 'Didn't Know' oder 'Nova') oder die Kompositionen wabern träge vor sich hin ('Way Down', 'Weightless'). "Archipelago" wirkt wie ein verschollener Bruder eines The Walkabouts-Albums. Es hat mehr Höhen als Tiefen und kann für Freunde von The Arkells oder The Lumineers sicherlich ein paar Highlights abwerfen. Ich persönlich finde es etwas zu gediegen - es spult mir zu sehr die "Nummer Sicher" ab.

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Shred Kelly Photo by Children of the Revolution

"Archipelago" ist ein Album für längere Autofahrten, wo sich die Mitfahrer nicht einigen können, was gehört werden soll. SHRED KELLY haben durchaus einige interessante Ansätze, um die Schublade "Folk" weiter zu füllen. Aber leider sind auch einige Tracks einfach egal und geraten selbst nach mehrmaligen Hören sofort in Vergessenheit.

Album-VÖ: 16.02.2018