(Piper)

Ja, ich lese langsam! Bzw. finde selten Zeit dazu, obwohl man sich die nehmen müsste, aber nach einem Arbeitstag vor dem Rechner war in der kalten Jahreszeit Netflix nach Feierabend verlockender als ein dicker Wälzer. Gelesen hatte man nämlich schon den ganzen Tag. Somit wurde das Lesen von HÖLLENJAZZ IN NEW ORLEANS auf die Wochenenden und den Kurzurlaub vertagt. Darum liege ich auch einige Tage hinter dem Release, aber nicht jeder dürfte diesen Roman bemerkt haben, denn HÖLLENJAZZ IN NEW ORLEANS ist Ray Celestins Erstwerk.

Das Buch wurde mir durch die Promofirma schmackhaft gemacht und ich dachte angesichts der Story: "Ach komm... Klingt nicht übel, ich versuche mal mein Glück. Und wurde dabei nicht enttäuscht!"

Worum geht es? Der Klappentext:

"New Orleans, 1919: Der mysteriöse »Axeman-Mörder« versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Seine Waffe ist eine Axt, sein Markenzeichen Tarotkarten, die er bei seinen Opfern hinterlässt. Detective Michael Talbot ist mit dem Fall betraut und verzweifelt an der Wendigkeit des Killers. Der ehemalige Polizist Luca D'Andrea sucht ebenfalls nach dem Axeman – im Auftrag der Mafia. Und Ida, die Sekretärin der Pinkerton Detektivagentur, stolpert zufällig über einen Hinweis, der sie und ihren besten Freund Louis Armstrong mitten in den Fall hineinzieht. Als Michael, Luca, Ida und Louis der Identität des Axeman immer näherkommen, fordert der Killer die Bewohner von New Orleans heraus: Spielt Jazz – sonst komme ich, um euch zu holen."

Moment mal... Louis Armstrong? Richtig gelesen. Ray Celestin vermischt in seinem Debüt "Fakten und Fiktion um eine der spannendsten und geheimnisvollsten Mordfälle der nordamerikanischen Geschichte" und garniert das Ergebnis noch mit real existierenden Berühmtheiten. Hier ein Meister des Jazz in seinen jungen Jahren. Eine ziemlich abgefahrene Mischung, die sich dadurch natürlich besser in das damals aufkommende Jazz-Genre einfügt.

Das Buch kommt mit so vielen Personen und Charakteren, dass es vor dem Roman ein Personenverzeichnis braucht, das nach Zugehörigkeit zu einem bestimmten Lager alle Involvierten aufführt. Bei den parallel agierenden "Ermittlerteams" kommt man nämlich schnell durcheinander, vor allem, wenn man das Buch nicht in einem Rutsch durchliest. Ein prall gefülltes Glossar und eine Karte von New Orleans runden die Hilfestellung zum Buch ab.

Ray Celestin haucht den Figuren und dem alten New Orleans Leben ein und schafft einen spannenden Roman, dessen Titel zwar leicht in die Irre führt, aber von Anfang bis Ende gut unterhält. Dazu gesellen sich die unterschiedlichen Motivationen der Hauptfiguren, ihre Beziehungen zueinander, inklusive der Ambivalenzen einiger Akteure. Alles vor dem Hintergrund des damaligen Weiß/Farbig-Verständnisses in New Orleans. Aber über allem thront natürlich die Frage: Wer ist der Killer und vor allem: Wer findet ihn als Erstes?

Ray Celestin ist nebenbei bemerkt ein "Hans Dampf in allen Gassen". Er studierte asiatische Kunstgeschichte und Sprachen in Großbritannien, ist Drehbuchautor für Film und Fernsehen und veröffentlichte bereits mehrere Kurzgeschichten. Für HÖLLENJAZZ IN NEW ORLEANS erhielt er den John-Creasey-Award der Crime Writers' Association. Zur Zeit schreibt er an seinem dritten Roman.

Manche wären schon mit weniger Talent zufrieden.

Wer also noch ein spontanes Ostergeschenk sucht, ist hier richtig.

Mehr Details zum Buch: https://www.piper.de/buecher/hoellenjazz-in-new-orleans-isbn-978-3-492-06086-8

Taschenbuch-VÖ: 01.03.2018