(Intono Records)
Nun hat es wieder nur zwei Jahre gedauert und nach der tollen EP "Dead Or Alive" beglücken uns die GRAILKNIGHTS aus Grailham City, welches wohl nur durch ein geheimes Portal nahe Hannover erreicht werden kann, bereits mit ihrem fünften Album, welches den Namen "Knightfall" trägt. Soll dies etwas das Ende unserer geliebten Superhelden darstellen und wird der fiese Dr. Skull diesmal als Sieger hervorgehen? Wer die Band nicht kennt, wird vielleicht jetzt schon mit den Augen drehen.
Ähnlich wie Alestorm und Gloryhammer sind die GRAILKNIGHTS nämlich mit gewohnt viel Humor bei der Sache, spielen aber handwerklich super gemachten und durchdachten Superhero-Metal. Eine eigens erschaffene Spielart des Metals, die sich zwischen Power und Melodic-Death-Metal bewegt. Vor allem live erschließen sich dabei erst die ganzen Qualitäten, wenn die Show zu einem kleinen Theaterstück wird. Mit Duncan McLoud befindet sich auf diesem Album auch ein neuer Gitarrist an der Schlachtaxt. Ob es nun aber die neuen Schlachthymen genügend Stoff bieten, um sich mitten ins Getümmel zu werfen, gilt es nun herauszufinden.
Bei 'Into The Abyss Of The Grail' handelt es sich um ein nicht ganz eine Minute langes Intro, welches uns direkt in die 80er-Synthieklänge von 'Pumping Iron Power' entlässt. Und "Hallelujah", was ist das bitteschön für ein Einstieg in ein Album? An Eingängigkeit ist das Lied wohl kaum zu schlagen und setzt sich innerhalb der ersten 30 Sekunden unabdingbar im Gehörgang fest. Der Text ist schön übertrieben und man fühlt sich durch die 80er Einflüsse direkt in die Hochzeit der Bodybuilder zurückversetzt. Außerdem will man seinen Ohren kaum trauen, wenn nach knapp einer Minute als Gastsänger auf einmal Joakim Brodén von Sabaton zu hören ist. Kein Wunder, dass es nicht nur die erste Singleauskopllung ist, sondern dazu auch ein geniales Video existiert, welches ich euch unbedingt in diesen Artikel packen muss. Insgesamt ein traumhafter Auftakt, der sicherlich gut in den Soundtrack zu Rocky IV gepasst hätte. Den nächsten Beitrag haben wir wohl H.P. Lovecraft zu verdanken, denn ohne ihn hätte es wohl 'Cthulu' nicht gegeben. Ausgeklügelte Riffs und Beats treiben uns direkt wieder vorwärts und die Spielfreude ist in jeder Sekunde zu hören. Besonders im Vergleich zu den ersten drei Alben merkt man sofort, wie viel ausgefeilter die Musik inzwischen geworden ist. In 'Black Spider's Web' geht es in den Kampf gegen eine dicke Spinne und deswegen beginnt es direkt mit ekligen Spinnensounds, vor allem die Drumbeats reißen einen hier echt gut mit und der Beginn der zweiten Hälfte bringt noch einen schönen Twist mit sich und gipfelt in ein Gitarrensolo.
Zurück in die Anfangszeit geht es mit 'Grailskull Asylum' - zwar steigt man recht mystisch und ruhig ein, aber nach wenigen Sekunden schlägt es in ein Melodic-Death-Metal-Stück um. Bei den nun vorhandenen Growls hat sich der Sänger Sir Optimus Prime inzwischen deutlich gesteigert, das seit "Calling The Choir" Fehlen eines Growlers fällt zwar immernoch auf, aber es ist schön, dass sich nun auch wieder solche Stücke vermehrt finden lassen. Der Wechsel zwischen harten Riffs, Growls, Clean-Vocals und Glöckchengebimmel sorgt jedenfalls wirklich für das Gefühl sich in einer Irrenanstalt zu befinden. Spaß und Jahrmarkt-Atmosphäre kommt definitiv bei 'March Of The Skeletons' auf. Ich weiß nicht warum, aber es ernninert mich ziemlich an die Musik, die aus so mancher Geisterbahn erklingt und bei dem Inhalt ist das vielleicht auch gar kein Zufall. Besonders schön hierbei die Variation im Gesang, hier wird wild mit der Tonhöhe gespielt und sorgt damit für viel Abwechslung. 'Shadow Of The Mountain' geht mehr in die Richtung Speed und Power-Metal, schnelle Riffs und Beats sind an der Tagesordnung und es gibt sogar einen "Sackscream", also dieses hohe Gekreische, als ob es den Sänger gerade in die Weichteile erwischt hat.Falls es dafür 'nen Fachwort gibt, packt es bitte in die Kommentare. Außerdem der Auftritt eines weiteren Gastsängers und zwar Lukas Remus von der Band Epilirium.

Photo by Oliver Schirmer
Kennt ihr diese Dystopie-Filme aus den 80ern, bei denen alles in Neonfarben erleuchtet oder auch das Spiel Far Cry: Blood Dragon? Perfekt dafür könnte nämlich 'Laser Raptor 3D' der Soundtrack sein oder natürlich für den nächsten Creature-Flick aus der Billigfilmschmiede The Asylum. Tatsächlich geht es hier nämlich um Raptoren die Laser aus ihren Augen schießen. Somit ruft es recht schnell Erinnerungen an 'Pumping Iron Power' hervor. Das hatte zur Folge, dass ich das Lied erst nicht so zu wertschätzen wusste. Tatsächlich wird es aber mit jedem Durchgang stimmiger und gefällt mir, als ich diese Zeilen schreibe, nun richtig gut. Kann ja nicht jedes Lied auf Anhieb so durchstarten und mit der Nähe zum überragenden Eröffnungstück macht man es sich halt selbst etwas schwer. Etwas ganz anderes wird einem mit 'Ghost Town' geboten, bei dem mächtig viele Country- und Western-Elemente mit eingebunden werden. Ich kann mir allerdings bei diesem Lied noch nicht vorstellen, wie es live so richtig zünden soll. Die Abwechslung ist allerdings gelungen, nur will nach den vielen Liedern die mich auf diesem Album weggeblasen haben, der letzte Funke noch nicht ganz überspringen.
Ich höre mir ja sehr gerne Balladen an und freue mich deswegen das mit 'Book Of A Hero' nun eine folgt. Angereichert wird das Ganze mit einem ordentlichen Hauch Fantasy und Mittelalter. Ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber alleine Fans von Blind Guardian müssten das Lied abfeiern und von denen gibt es da draußen sicherlich genug. Für mich ist es nicht mehr und nicht weniger, als ein grandioses Lied, dass sich ruhmreich neben 'Home At Last' und 'Tranquility's Embrace' in die GRAILKNIGHTS "Hall of Fame" der Balladen einreihen darf. Wenn man sich nach so einem Track gerade das absolute Hochgefühl verspürt, droht die CD mit dem Titeltrack 'Knightfall' auch schon zu enden. Wer eine LP mit einem Knaller starten kann, der kann diese auch so beenden. Heidewitzka was für einen Hammer hauen die werten Ritter denn hier zum Ende noch mal raus? An Epik ist es kaum zu überbieten und der Gastgesang der Dame und Herren von Van Canto ist nie zu aufdringlich, sondern ergänzt das Gesamtkonstrukt recht unauffällig an genau den richtigen Stellen. Ich war mir ja total sicher, dass ich am Ende hier 'Pumping Iron Power' als Lieblingssong nennen kann, aber 'Knightfall' trifft mit seiner ritterlichen Thematik und den eingespeisten Mittelalterklängen genau den richtigen Nerv bei mir. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, es könnte der beste Song sein den die GRAILKNIGHTS je geschrieben haben.
Mit "Knightfall" ist der Band hier nicht nur ihr abwechslungreichstes und technisch ausgefeiltestes Album gelungen, nein es ist wahrscheinlich sogar das Beste bis zum heutigen Tag. Manche Lieder sind hier so überragend in meinen Augen, dass sie die Schwächen anderer locker aufwiegen. Ich kann es ein weiteres Mal nur empfehlen hier wegen dem Spaßfaktor die Band nicht sofort als anspruchslose Partykapelle abzuschreiben. Nun kann ich es gar nicht mehr abwarten, all diese neuen Stücke eingebunden in eine Bühnenshow noch einmal komplett neu erleben zu dürfen. Das comichafte Design des Covers trifft den Ton der Band dabei sehr gut und der Künstler Timo Wuerz steuert im Booklet sogar noch zu jedem Song eine tolle und thematisch passende Zeichnung bei. Da lohnt es sich doch mal wieder eine CD zu kaufen und nicht nur ein Album als MP3 zu erstehen. Außerdem wird "Knightfall" das erste Album der GRAILKNIGHTS sein, welches man auch als Vinyl erstehen können wird. Nun bin ich mal gespannt welche Alben sich dieses Jahr noch daran machen werden, diesen neuen ersten Platz meiner Jahrescharts stürzen zu wollen.
Anspieltipps: 'Pumping Iron Power', 'Book Of A Hero', 'Knightfall'
Album-VÖ: 04.05.2018