(Polyvinyl)
Auch THE GET UP KIDS haben sich für das "Jahr der Comebacks" entschieden, um neue Musik zu präsentieren. Zwar haben die alten Männer des Emos nur vier Songs für ihre EP "Kicker" zusammengeschustert, aber als alter Fanboy ist man ja froh über jeden neuen Ton. Überzeugt haben mich persönlich die Soloausflüge des Sängers Matt Pryor nämlich nur leidlich.
"Kicker" (Hallo, das heisst Krökeln...Junge, Junge) verbinden THE GET UP KIDS irgendwas mit ihren ersten Touren in Europa, v.a. hierzulande. Somit ist es auch ein nostalgischer Blick zurück, als Musik nicht nur wegkonsumiert, sondern erlebt und gefeiert wurde. Internet war nur für Nerds und interessante Veröffentlichungen musste man sich mühsam erarbeiten. Früher war doch einiges besser, behaupte ich mal.
Leider schaffen es THE GET UP KIDS nicht so richtig, die Nostalgie-Welle zu reiten. Die Songs auf "Kicker" wirken etwas beliebig und gleichzeitig zu spontan aufgenommen. Vielleicht hätte man noch an einigen Stellen herumtüfteln können/müssen, um das alte Gefühl realistisch wiederzubeleben. 'Maybe' wirkt zu dissonant, als das man ins träumerische Schunkeln kommt, was damals mit dem Emo-Rock-Überalbum "Something To Write Home About" so mühelos gelang. Verschrobener Indierock mit einem Wiedererkennungswert, der Mr. Pryor geschuldet ist.
Auch 'Better This Way' ist ziellos und weit entfernt von ehemaligen Großtaten. Natürlich ist das nicht schlecht und andere Bands würden vermutlich mit der Zunge schnalzen, wenn sie nur einen Hauch des Talents von THE GET UP KIDS hätten, aber die Messlatte liegt halt höher. Isso.
'I'm Sorry' bedient sich an dem Heartland-Punkrock von Bands wie The Menzingers und The Hold Steady - cooler Sound, so zwar nicht unbedingt zu erwarten, aber macht Laune. Der erste Track, der im Ohr hängen bleibt und den Weg auf so manche Playlist finden wird. Den Abschluss von "Kicker" bildet 'My Own Reflection', der endlich das vermisste THE GET UP KIDS-Gefühl aufleben lässt.

The Get Up Kids Photo by Dalton Paley
"Kicker" ist ein schönes Zwischenspiel in der Diskographie von THE GET UP KIDS, aber kein unbedingtes "Must-Have" in physischer Form. Man hört schon, dass die jugendliche Leichtigkeit verflogen ist und der Ernst des Lebens die Mittvierziger eingeholt hat.
EP-VÖ: 08.06.2018